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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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als nächstes passieren würde. Die Welten der Konföderation und die Neutralen, die sie geschützt hatten, unternahmen diplomatische und militärische Winkelzüge, um zu überleben, und niemand schenkte dem, was bei Rigel passiert war, große Beachtung.
    Es war das nackte Chaos. Die Menschen glaubten, Tarien sei mit seinem Bruder gestorben, und einige Dellacondaner sprachen sich dafür aus, mit den Ashiyyur Frieden zu schließen. Gab es einen besseren Augenblick für einen neuen Helden, ans Tageslicht zu treten?«
    Wyler hatte keine Notizen benutzt. Seine Stimme war leiser geworden, und er sprach mit kühler Sicherheit und bewegte die Finger seiner rechten Hand zum Publikum, um jede seiner Ausführungen zu betonen. »Bedenken Sie, daß noch niemand wußte, daß Sim verraten worden war.«
    Das Licht wurde schwächer, und zwei holographische Gesichter erschienen hinter und über dem Redner. Sie waren dunkel, stattlich, mit jenen Zügen gesegnet, die man fast für edel halten könnte. Das eine war bärtig, das andere glatt rasiert; es schienen etwa fünfzehn Jahre zwischen den beiden zu liegen. Dennoch war die Ähnlichkeit verblüffend. »Talino ist der rechts. Der andere Mann ist Kolm. Es ist ein Standfoto und zeigt ihn in Die Tiefen .« Beide Bilder verblichen, um von einem dritten ersetzt zu werden. Der Mann darauf war ebenfalls bärtig, doch es zogen sich graue Strähnen durch sein schwarzes Haar, und die Augen wirkten bekümmert. »Und das«, sagte Wyler, »ist von einem Holo von Talino, das nach Rigel entstand. Welcher der beiden Männer ist es?« Er trommelte mit den Fingern auf das Rednerpult.
    Ich vergaß Quinda für den Augenblick.
    »Kolm wird die Bedürfnisse der Zeit sehr wohl erkannt haben. Und ihn muß die Möglichkeit gereizt haben, in einer wahren Lebensrolle einen aufrichtigen Helden zu spielen. Also trat er vor und gab sich als der einzige Überlebende, Talino, aus, der in diesen letzten Augenblicken irgendwie aus der Corsarius geschleudert worden war.«
    Er kicherte. »Es muß eine schreckliche Überraschung für ihn gewesen sein, als die Geschichte des Verrats bekannt wurde. Sims Besatzungsmitglieder waren geflohen. Und die Öffentlichkeit mußte natürlich annehmen, daß der Mann, der behauptete, durch ein Wunder überlebt zu haben, in Wirklichkeit ein Lügner war. Besonders, da sich seine Schilderungen des Ereignisses so beträchtlich von der offiziellen Version unterschieden. Also fand Holm, der erwartet hatte, die Früchte des Heldentums eines anderen Mannes zu ernten, sich statt dessen in der Rolle eines Schurken wieder.«
    Er zuckte die Achseln, hob die Hände und breitete sie aus. »Warum hat er also damit weitergemacht? Warum nahm er nicht wieder sein altes Leben auf? Wir werden es niemals genau wissen. Talino hätte leicht einfach verschwinden können, und niemand wäre je dahintergekommen. Doch er blieb, spielte diese Rolle weiter, hielt Reden vor kleinen Gesellschaften. Vielleicht war es profitabler, den entehrten Helden zu spielen, als in die Anonymität einer erfolglosen Schauspielerkarriere zurückzukehren.
    Doch ich möchte eine wesentlich befremdlichere Möglichkeit in Erwägung ziehen: Holm spielte Talino so gut, identifizierte sich so eng mit ihm, daß er buchstäblich Talino wurde. Daß er den Drang verspürte, den Namen zu verteidigen, den er angenommen hatte.
    Was für eine Erklärung auch zutreffen mag, Ludik Talino lebte weiter.
    Und seine bitteren Rückweisungen, er habe seinen Kapitän im Stich gelassen, klingen in unseren Ohren so überzeugend, weil sie die Schreie eines Mannes waren, der in der Tat unschuldig war.«
    Er faßte kurz die Beweise zusammen. Es gab nicht viele: Ungereimtheiten in den Talino/Kolm zugeschriebenen Aussagen, das Verschwinden des Schauspielers etwa zur selben Zeit, da die Schlacht bei Rigel geschlagen wurde, zwei Aussagen von Personen, die Kolm gekannt hatten und behaupteten, er habe sich in der Tat als Talino ausgegeben. Und so weiter.
    »Jeweils für sich gesehen«, stellte der Redner fest, »haben diese Indizien nicht viel zu bedeuten. Doch zusammengenommen lassen sie eindeutig eine bestimmte Schlußfolgerung zu.«
    Er sah sich um, ob jemand Fragen hatte. »Was ist aus Talino selbst geworden?« wollte eine junge Frau in der ersten Reihe wissen. Quinda drehte sich so beiläufig wie möglich um und sah in meine Richtung. Sie wirkte tief in Gedanken versunken.
    »Wir können wohl davon ausgehen«, sagte Wyler, »daß von allen Besatzungsmitgliedern

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