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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Zivilisation dienen wird!« Seine Augen wurden heller, und er deutete mit dem Finger auf den Kronleuchter. »Ich erinnere mich, daß ich dort drüben stand …« Ich blickte in die Richtung, in die er zeigte, sah wieder zu dem Sprecher zurück und begriff plötzlich, daß ich jemanden gesehen hatte, den ich kannte.
    Als ich erneut hinschaute, mich auf die Frau konzentrierte, deren Gesicht meine Aufmerksamkeit erregt hatte, sah ich nur eine Fremde. Und doch war etwas Vertrautes im grazilen Schwung ihres Halses und den Wangenknochen, in dem fast introvertierten Verhalten oder der subtilen Anmut, mit der sie ihr Glas an die Lippen hob.
    Ich kannte das Gesicht. Doch ich kam nicht auf ihren Namen, und sie war viel zu attraktiv, als daß ich ihn hätte vergessen haben können.
    »… ich kam als ziemlich junger Mann zum erstenmal nach Rimway. Doch schon damals faszinierten mich die Rätsel, die das Leben und den Tod Ludik Talinos umgeben. Hier war ein Mann, der für die Dellacondaner gegen Toxicon gekämpft hatte, und davor gegen Cormoral, und davor gegen die Tuscaner. Er hatte fast jede verdammte Tapferkeitsauszeichnung bekommen, die seine Welt zu verleihen hatte. Er wäre bei mindestens zwei Gelegenheiten beinahe getötet worden und hatte sich einmal aus der offenen Schleuse eines kampfunfähigen Schiffes gestürzt, um einem verwundeten Kameraden zu helfen, ohne die Gewißheit, daß noch rechtzeitig Hilfe für sie eintreffen würde.
    Haben Sie eine Vorstellung, was es bedeutet, dort draußen zu treiben , mit nichts zwischen Ihnen und dem leeren Raum außer dem dünnen Material des Druckanzugs? Mit keiner Verbindung nach Hause außer dem schwachen Signal eines Helmfunkgeräts? Glauben Sie mir, so handelt kein Feigling.«
    Ein paar Meter entfernt hatte die Frau mich bemerkt. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Redner und sah gelegentlich nach rechts, doch niemals in meine Richtung. Wer, zum Teufel, war sie?
    »Wie, so frage ich mich, kann solch ein Mann in einem so kritischen Augenblick seinen Posten verlassen haben? Die einzige Antwort ist, daß er es nicht konnte. Es muß eine andere Erklärung geben. Als junger Student war ich also sehr aufgeregt, als sich mir die Möglichkeit bot, hierherzukommen und dort nach dieser Erklärung zu suchen, wo Talino den größten Teil seines Lebens verbracht hatte, die Dokumente aus erster Hand zu studieren, zu gehen, wo er gegangen war, einen Sinn dafür zu bekommen, was er während dieser letzten Jahre empfunden haben muß. Es wird Sie nicht überraschen, daß ich an meinem ersten Tag in Andiquar das Hatchmore-Haus besuchte, in dem er starb.«
    Er fummelte kurz hinter dem Podium herum, fand ein Glas und füllte es mit Eiswasser. »Ich kann mich erinnern, wie ich vor dem Schlafzimmer im ersten Stock stand, das man abgesperrt hatte, und glaubte, fast seine Anwesenheit fühlen zu können. Was Ihnen beweist, wozu die Phantasie imstande ist. Seitdem hatte ich viel Zeit, über die Wahrheit nachzudenken. Und die Wahrheit ist, daß der Mann, der vor einhundertundfünfzig Jahren auf Rimway starb und immer wieder seine Unschuld beteuert hatte, nicht Ludik Talino war.«
    Das Publikum geriet in Aufruhr. Die Frau sah mich, möglicherweise von der Behauptung verblüfft, direkt an. Und ich, von einer Behauptung verwirrt, von der ich wußte, daß sie falsch war, erkannte sie plötzlich wieder! Sie war ein Mädchen gewesen, knapp vor der Pubertät, als ich sie zum letztenmal gesehen hatte. Ihr Name war Quinda, und sie hatte damals mit ihrem Großvater Gabe besucht.
    Wyler fuhr fort: »Er war in Wirklichkeit Jeffrey Kolm, ein Schauspieler. Kolm hatte zu seiner Zeit in Omicar den Thron bewacht, in Cäsar und Kleopatra einen Gesandten gespielt, der fast in dem Augenblick, da er den Fuß auf die Bühne setzte, getötet wurde, und in Dreifaltigkeit die kritische Nachricht überbracht. Er konnte keine sehr befriedigende Karriere gehabt haben, und sie war bestimmt nicht lukrativ. Kolm übte eine Vielzahl von Berufen aus, hauptsächlich staatlich unterstützte Stellen für Personen ohne Qualifikationen. Und daher kann man leicht darauf schließen, daß er nach einer subtileren Herausforderung suchte, nach einer Rolle, die ihm vielleicht einen substantiellen Profit einbringen würde.
    Er fand diese Rolle in Ludik Talino.
    Bedenken Sie doch: Nach Rigel gab es nur Verwirrung. Sim war tot, die Dellacondaner zerstreut, der Krieg anscheinend verloren. Niemand wußte genau, was geschehen war oder was vielleicht

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