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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nur er loyal blieb. Meiner Meinung zufolge ist er mit seinem Kapitän gestorben.«
    »Ich glaube kein Wort davon«, sagte ich in die Richtung einiger Gäste, die vor mir standen. Einer von ihnen, ein großer weißhaariger Mann mit einer wohlartikulierten Aussprache und dem Habitus eines Philosophieprofessors, drehte sich um und bedachte mich mit einem mißbilligenden Blick. »Wyler ist ein gründlicher Forscher«, sagte er ernst. »Wenn Sie ihm einen Fehler nachweisen können, würden wir gern Ihre Ausführungen hören.« Er lachte, rammte einem seiner Begleiter den Ellbogen in die Rippen und trank geziert sein Glas aus.
    »Eine Schande, wenn man darüber nachdenkt«, sagte eine Frau hinter uns. »Ein Mann bleibt und gibt sein Leben, während alle anderen fliehen, und was ist der Dank?« Ihre Augen verfinsterten sich kurz, und sie schüttelte den Kopf.
    Quinda sprach mit einem jungen Mann, mir den Rücken zugewandt. Sie war es; ich war mir völlig sicher. Der Großvater war Artis Llandman gewesen, einer von Gabes Kollegen. An den Nachnamen des Mädchens konnte ich mich nicht erinnern. Ich ging auf sie zu und schnappte ein paar Gesprächsfetzen auf, die andeuteten, daß sich niemand so sehr für Wylers Ausführungen interessierte wie ich: »… seines Postens entkleidet, es ist eine verdammte Schande, und ich sage Ihnen, daß wir es nicht einfach hinnehmen werden …« und »… wünschte verdammt noch mal, sie würden sich endlich zusammentun, bevor die Grundstückspreise hier völlig in den Keller gehen …«
    »Quinda«, sagte ich, hinter ihr hervortretend, »bist du das?«
    Sie fuhr mit jenem Ausdruck hilfloser Verlegenheit herum, den Menschen zeigen, wenn sie ein bekanntes Gesicht entdecken, ihm aber keinen Namen zuordnen können. »Ja«, sagte sie zögernd, als bestünde in dieser Hinsicht irgendein Zweifel. »Ich dachte mir, daß ich Sie kenne.«
    »Alex Benedict.«
    Sie lächelte höflich, doch nichts deutete darauf hin, daß sie mich erkannte.
    »Wir beide sind früher immer zum Melony gegangen. Erinnerst du dich? Mein Onkel wohnte in Northgate, und du hast uns manchmal mit deinem Großvater besucht.«
    Sie runzelte kurz die Stirn, und dann sah ich, wie es in ihren Augen funkte. »Alex!« sagte sie; sie konnte den Namen nun wieder zuordnen. »Bist du es wirklich?«
    »Du bist ja richtig erwachsen geworden«, sagte ich. »Als ich dich zum letzten Mal sah, warst du noch ein kleines Mädchen.«
    »Das ist sie immer noch«, sagte ihr Begleiter, dessen Namen ich mittlerweile wieder vergessen habe. Er entschuldigte sich kurz darauf, und wir gingen in einen anderen Klubraum und erinnerten uns an die gute alte Zeit.
    »Arin«, sagte sie, als ich sie nach ihrem Nachnamen fragte. »Derselbe wie früher.« Ihre Augen waren kühl und grün. Ihr Haar war kurz geschnitten und umrahmte eindrucksvolle Gesichtszüge; und sie hatte ein freundliches Lächeln, das klar und natürlich wirkte. »Ich habe mich immer auf diese Besuche gefreut«, sagte sie. »Wegen dir hauptsächlich, glaube ich.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Ich hätte dich nicht erkannt.«
    »Ich habe ein schweres Leben gehabt.«
    »Nein, nein, das habe ich nicht gemeint. Du hattest damals keinen Bart.« Sie drückte meinen Arm. »Ich war ganz verrückt auf dich«, gestand sie ein, das Verb ganz leicht betonend. »Und dann wollten wir euch einmal besuchen, doch du warst nicht mehr da!«
    »Ich bin ausgezogen, mein Glück zu machen.«
    »Und hast du es?«
    »Ja«, sagte ich. »Gewissermaßen.« Und das entsprach der Wahrheit; mir hatte meine Arbeit Spaß gemacht, und ich hatte anständig davon leben können.
    Sie wartete auf weitere Ausführungen. Ich ließ es dabei bewenden. »Was hältst du von ihm?« fragte sie, als sie meine Zurückhaltung bemerkte, und deutete auf Wyler, der noch immer mit einer Gruppe Bewunderer sprach.
    »Von dem Redner?«
    »Von seiner Ansicht.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. Die Tatsache, daß das Publikum ihn ernst genommen hatte, erschütterte mein Gleichgewicht. »Wie kann nach dieser Zeit überhaupt noch jemand wissen, was wirklich geschehen ist?«
    »Da hast du wohl recht«, meinte sie zweifelnd. »Aber ich glaube nicht, daß du jemanden findest, der ihm seine Geschichte abkauft.«
    »Ich habe schon jemanden gefunden.«
    Sie legte den Kopf zurück und lächelte boshaft. »Ich glaube nicht, daß du die Natur der Talino-Gesellschaft richtig verstehst, Alex. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich dir den Spaß verderben soll, doch es

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