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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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überraschte mich sehr, wenn Dr. Wyler selbst seine Ausführungen glauben würde.«
    »Das meinst du doch nicht ernst.«
    Sie sah sich schnell im Zimmer um und richtete ihre Aufmerksamkeit auf eine stämmige Frau mittleren Alters in einer weißen Jacke. »Das ist Maryam Shough. Sie kann folgerichtig beweisen, daß der Schauspieler Kolm in Wirklichkeit einer der Sieben gewesen ist.«
    »Du hast recht«, sagte ich. »Ich verstehe es wirklich nicht.«
    Quinda unterdrückte ein Kichern. »Von der wahren Absicht der Talino-Gesellschaft wird niemals gesprochen. Niemand gesteht sie ein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen. Das Ziel der Gesellschaft wird eindeutig auf der Tafel neben der Treppe unten definiert. ›Den Namen reinzuwaschen und das angemessene Ansehen für die Taten Ludik Talinos herzustellen.‹ Oder so ähnlich; jedenfalls läuft es darauf hinaus.«
    »›Getreuer Navigator der Corsarius ‹«, fügte sie mit spöttischem Ernst hinzu.
    »Wo liegt also das Geheimnis?«
    »Das Geheimnis, Alex, besteht darin, daß wahrscheinlich niemand in diesem Raum, abgesehen vielleicht von dir und zwei oder drei weiteren Gästen, die zum erstenmal hier sind, die Sache irgendwie ernst nimmt.«
    »Oh.«
    »Warum erzählst du mir jetzt nicht etwas über deinen Onkel? Wie geht es Gabe? Seit wann bist du zurück?«
    »Gabe war an Bord der Capella .«
    Sie blinzelte kurz. »Es tut mir leid«, sagte sie dann.
    Ich zuckte die Achseln. »So spielt das Leben«, sagte ich. Ich wußte, daß ihr Großvater, Llandman, ebenfalls tot war. Gabe hatte es vor ein paar Jahren erwähnt. »Erkläre mir lieber, warum die Menschen hierher kommen und sich so einen Unsinn anhören.«
    Es dauerte einige Sekunden, bevor sie sich wieder im Griff hatte. »Ich habe Gabe gemocht«, sagte sie.
    »Das hat jeder.«
    Wir schlenderten zur Bar und besorgten uns Drinks. »Ich weiß nicht genau, wie ich es dir erklären soll«, sagte sie. »Es ist eine Phantasievorstellung, eine Möglichkeit, vor der tristen Arbeit zu fliehen und mit Christopher Sim auf der Brücke zu stehen.«
    »Aber das kann man doch auch mit den Simulationen!«
    »Wahrscheinlich.« Sie wurde nachdenklich. »Hier in den Klubräumen der Talino-Gesellschaft schreibt man immer das Jahr 1206, und die Corsarius führt noch die Verteidiger an. Wir üben eine gewisse Kontrolle über die Geschichte aus. Wir können sie verändern, sie zu der unsrigen machen. Ach, verdammt, ich weiß nicht, wie ich es dir so erklären soll, daß es Sinn für dich ergibt.« Sie lächelte mich an. »Es kommt wohl darauf an, daß Wyler recht haben könnte. Es wäre möglich. Und diese Möglichkeit gibt uns Raum zum Atmen und verschafft uns die Gelegenheit, uns in der Zeit des Widerstands zu bewegen. Wir gehören ihr gewissermaßen an, verstehst du?« Sie beobachtete mich einen Augenblick lang und schüttelte dann mit einem Aufblitzen gutmütigen Humors den Kopf. »Schon in Ordnung, Alex. Ich bezweifle, daß ein vernünftiger Mensch es verstehen kann.«
    Ich wollte ihr nicht zu nahe treten. Also sagte ich, ich würde es natürlich verstehen und hielte es für eine gute Idee.
    Wäre ich ein Fremder gewesen, wäre sie vielleicht verwirrt gewesen. So stellte ich jedoch fest, daß sie den Entschluß faßte, mich zu tolerieren. »Schon in Ordnung«, sagte sie. »Hör mal, ich muß mich um Freunde kümmern. Wirst du wiederkommen?«
    »Ja«, sagte ich. »Wahrscheinlich.« Womit ich natürlich nein meinte.
    Sie nickte verstehend.
    »Wie wäre es statt dessen mit einem Abendessen?« fragte ich. »Vielleicht morgen?«
    »Ja«, sagte sie. »Das fände ich schön.« Wir verabredeten die Einzelheiten, und ich ging weiter.
     
    Ich fand ein paar Gäste, die John Khyber gekannt hatten. Sie mochten ihn. Doch es schien nichts Außergewöhnliches an dem Mann zu sein, zumindest nichts, was Gabes Interesse erregt hätte. Nur einer oder zwei schienen zu wissen, daß er tot war.
    Die Talino-Gesellschaft unterhielt ein Trophäenzimmer, das eine ständige Einrichtung (und Kuriosität) des Collandiums war. Es lag neben einem der Konferenzzentren und war gut besucht, als ich es betrat.
    Es wurde von hervorragenden, aufeinander abgestimmten Porträts von Talino und Christopher Sim beherrscht. An den Wänden hingen Dokumente und Medaillen; es handelte sich dabei um Auszeichnungen für Leute, die ich für Mitglieder hielt und deren Leistungen auf zahlreichen Forschungsgebieten gewürdigt wurden: Streifzüge in die Heerestaktik bei

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