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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erwähnten, beschrieben Sie ihn als einen großen Mann. Teilen die Ashiyyur im allgemeinen diese Auffassung?«
    »O ja. Ich glaube, darüber gibt es keine Zweifel. Wenn er allerdings einer unserer Generäle gewesen wäre, hätten wir ihn natürlich hingerichtet.«
    Ich war schockiert. »Warum?«
    »Weil er alle Regeln eines zivilisierten Verhaltens verletzt hat. Er griff ohne Warnung an, weigerte sich, seinen Feinden im offenen Kampf gegenüberzutreten, und führte Krieg auf tausend ungewöhnliche Arten. Als der Krieg eindeutig verloren war, fuhr er dennoch damit fort, Leben zu opfern, sowohl die seines Volkes als auch die unseren, anstatt die Niederlage einzugestehen. Nein, viele starben bei einem Kampf, der sinnlos in die Länge gezogen wurde.«
    Ich lachte ihn aus. In der exponierten Lage, in der ich mich befand, schien mir das die einzig richtige Erwiderung zu sein. Doch er bewahrte seinen Gleichmut und kicherte sogar ebenfalls leise.
    »Was die Corsarius betrifft«, sagte ich, »ordnen unsere Unterlagen sie und Sim auf den Schauplätzen verschiedener Kämpfe ein, die zu weit voneinander entfernt und zeitlich zu schnell aufeinander erfolgten, als daß er die Entfernungen hätte zurücklegen können. Zum Beispiel ereigneten sich die Kämpfe in den Kreiseln, bei Randin’hal, die ersten Kampfhandlungen in der Nut und Sims Erscheinen bei Ilyanda innerhalb von jeweils zwölf Standardtagen. Hier geht es um beträchtliche Entfernungen. Hrinwhar in den Kreiseln befindet sich fast sechzig Lichtjahre von Randin’hal entfernt. Wenn ein modernes Kriegsschiff genau im Zielgebiet in den Linearraum zurückfiele – was verdammt noch mal fast unmöglich ist –, würde es trotzdem noch drei bis vier Tage brauchen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Sim scheint es beträchtlich schneller geschafft zu haben.«
    »Unsere Unterlagen enthalten im Prinzip ähnliche Zeitangaben.«
    »Es gibt noch weitere derartige Diskrepanzen. Bei anderen Ereignissen.«
    »Ja.«
    »Wie erklären sich das Ihre Historiker?«
    Seine Augenlider schlossen sich. »Wie die Ihren, können sie nur spekulieren.«
    »Und wie sehen ihre Spekulationen aus?«
    »Daß es in Wirklichkeit drei andere Schiffe gab, die sich als die Corsarius getarnt haben. Diese Schlußfolgerung wird Ihre Analytiker nicht überraschen. Es ist die einfachste Erklärung, und daher auch die wahrscheinlichste. Denn wer konnte schon wissen, wo er wirklich war? Wir können nur genau sagen, daß ein Schiff mit einem angeblich einzigartigen Symbol an verschiedenen Orten auftauchte. Sims Absicht bei der Schaffung dieses Symbols war es, psychologische Kriegsführung zu betreiben. Und sie funktionierte. Dieses Schiff war überall zu sehen, und sein Anblick wurde mit der Zeit ziemlich demoralisierend.
    Vielleicht interessiert es Sie, Mr. Benedict, daß es bei unserem Volk den Mythos gibt, Sim sei ein Alien gewesen. Ein echter Alien, heißt das, Mitglied einer Rasse, die unseren beiden unbekannt ist.
    Es war weniger seine Befähigung als Stratege, als Psychologe und als Schlachtenkommandant als seine Aura, die ihn so gefährlich machte und so gefürchtet.
    Übrigens gibt es Grund zur Annahme, daß ein Duplikat der Corsarius bei Grand Salinas vernichtet wurde, und zumindest ein weiteres, wenn nicht sogar zwei, bei der langen Reihe von Kampfhandlungen in der Nut.«
    »Sie wollen mir sagen, daß niemand etwas Genaues weiß.«
    »Das ist richtig. Ich kann bestätigen, daß sich unsere Informationen mit den Ihren in den meisten Einzelheiten decken. In der Tat arbeiten Ihre und unsere Historiker in dieser Angelegenheit trotz eines entschiedenen Mangels an offiziellen Kontakten schon seit langem zusammen. Doch wir sprechen über Kriegszeiten, und in solchen gibt es immer ein beträchtliches Durcheinander. Wahrscheinlich wird die ganze Wahrheit über diese Dinge niemals ans Licht kommen.« Er verlagerte seine Sitzhaltung. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie weiterhelfen?«
    »Ja«, sagte ich und griff nach den Auszügen. »Was wissen Sie über Leisha Tanner?«
    »Eine frühe Übersetzerin der Tulisofala. Ziemlich gut, übrigens.«
    »Sie hat sich auch gegen den Krieg ausgesprochen.«
    »Ich weiß. Diese Haltung hat mich immer etwas gestört.«
    »Warum?« fragte ich, kurzzeitig aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Weil sie ihrer Rasse gegenüber Verpflichtungen hatte, die wichtiger waren als die prinzipiellen moralischen Bedenken, die man der Auseinandersetzung entgegenzubringen hatte. Sobald der

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