Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Schule aufzuzwingen. Es ist kein Buch für Kinder; doch wenn man es als Erwachsener entdeckt und nicht allzu viele Vorurteile hat, läßt es einen nicht mehr los.«
    »Es ist eigentlich kein Buch über das antike Griechenland«, sagte ich.
    Am Fluß gingen Lichter an, in privaten Häusern, in Bootshäusern, an den Pieren und in Restaurants. »Da hast du sicher recht«, sagte sie. »Er hat über seine eigene Zeit geschrieben. Aber das trifft andererseits immer auf einen guten Historiker zu.«
    »Einheit«, sagte ich. »Er machte sich Sorgen über die Unfähigkeit der Menschenwelten, sich zu einer Konföderation zusammenzuschließen.«
    »Kann schon sein.« Ihr Blick hatte sich irgendwo verirrt. »Doch ich glaube, es ist mehr als nur das. Er scheint gewollt zu haben, daß wir unsere gemeinsame Herkunft anerkennen. Uns in einer viel tieferen Hinsicht vereinen, als es durch ein bloßes politisches Bündnis möglich wäre. Daß wir uns als Hellenen erkennen und nicht einfach als Athener oder Korinther.« Ein trauriger Ausdruck kroch auf ihr Gesicht. »Dazu wird es niemals kommen«, sagte sie.
    Sim erzählt eine Geschichte von zwei griechischen Kolonien – ihre Namen habe ich vergessen –, die an der afrikanischen Küste errichtet waren. Sie waren von Wilden umgeben, die regelmäßig beide angriffen. Trotz alledem fanden die Kolonien niemals zu einer Zusammenarbeit und führten schließlich sogar gegeneinander Krieg. Ein tiefer, immer gegenwärtiger Geist durchdringt unsere Spezies, schreibt er, der viel lieber die gefühlsmäßigen Phantome des Augenblicks verfolgen als überleben möchte! Und wenn man das erkannt hat, hat man das beim Herzen gepackt, was die Soziologen Gruppenmotivationstheorie nennen.
    Ich füllte unsere Gläser neu. Quinda hob das ihre. »Auf unsere Tage am Melony«, sagte sie.
    »Auf das kleine Mädchen jener Tage. Hat es das Meer jemals gefunden?«
    »Du erinnerst dich daran.« Sie strahlte vor Freude.
    »Ja, ich erinnere mich.« Wir hatten davon gesprochen, ein Floß zu bauen und den Fluß durch den ganzen Kontinent zu befahren. »Du wurdest wütend auf mich, als ich dir erklärte, warum wir es nicht tun konnten.«
    »Du hast es mir versprochen, und dann hast du mich zum Haus zurückgebracht.«
    »Es ist mir nie in den Sinn gekommen, daß du es ernst meinen könntest.«
    »Ach, Alex, ich wollte diese Reise so gern machen. Zu sehen, wie die Ufer vorbeitreiben, und …« – ihre grünen Augen verharrten auf mir, und sie lächelte verführerisch – »dich bei mir zu haben.«
    »Du warst ein kleines Mädchen«, sagte ich.
    »Und ich wollte weinen, als du mich nach Hause brachtest. Aber du hast mir versprochen, daß wir es tun würden, wenn ich alt genug sei. Erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.«
    Sie lächelte nur und ließ es dabei bewenden. Ich werde es dir heimzahlen, sagten ihre Augen.
    Später gingen wir durch die Einkaufsstraßen und Gärten, mischten uns unter die Spaziergänger, die zu dieser späten Stunde noch unterwegs waren, sprachen über die Talino-Gesellschaft, mein Leben als Antiquitätenhändler und darüber, wie schön die Nacht sei (die Sterne leuchteten hell im Plexidom). Und über Gabe und ihren Großvater. »Er hat dich immer gemocht«, sagte sie. »Er war enttäuscht, als du gingst. Ich glaube, er wollte, daß du in die Fußstapfen deines Onkels trittst.«
    »Da war er nicht allein.« Arts Bild trieb vor meinen Augen. Rundgesichtig, klein, mit einem stets verwirrten Ausdruck. Art Llandman hatte immer den Eindruck gemacht, als versuche er, ein schwieriges Rätsel zu lösen. »Es tut mir leid, ihn enttäuscht zu haben. Ich habe ihn auch gemocht. Er war einer der wenigen Menschen, von denen ich weiß, daß sie mit Gabe zusammengearbeitet haben. Ich war mit ihm ein paarmal auf Ausgrabungen, bei Schuyway, und ich glaube, er war auch auf Obralan. Ja, da bin ich mir sicher. Bei Schuyway hat er sich die Zeit genommen, mit mir durch die Ruinen zu gehen. Er zeigte mir die Schatzkammer, die verkohlten Wände und die Stelle, wo sie Verbrecher – und ein paar Politiker – ins Meer geworfen haben.«
    »Das klingt ganz nach ihm«, lachte sie. »›Und hier drüben haben sie ihn fertiggemacht.‹ Wann war das?«
    »Vor deiner Zeit. Ich war vielleicht acht oder neun.«
    »Ja.« Sie sah durch mich hindurch. »Damals war er glücklich.«
     
    »Er war unglücklich«, erklärte sie später. Es war fast Mitternacht, und wir waren wieder in dem Haus in Northgate. Ein niedriges Feuer

Weitere Kostenlose Bücher