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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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das andere Zimmer. Wer auch immer sich darin befand, trat nicht sofort ein, sondern wartete noch einen Augenblick, als führte er noch ein Gespräch. Es war völlig still.
    Ich begann zu schwitzen. Vor meinen Augen wurde es dunkel, und weiße Blüten öffneten sich in dem trüben Licht. Ich mußte mich gesetzt haben. Jemand betrat das Büro, doch ich war zu beschäftigt damit, mich nicht zu übergeben, um mir großartig Sorgen darüber zu machen. Eine Hand berührte mein Gelenk, und kühler Stoff wurde auf meine Stirn gedrückt.
    Das Ding, was ich wahrgenommen hatte, rührte sich im genauen Rhythmus mit den Bewegungen des Besuchers.
    »Schon in Ordnung, Mr. Benedict«, sagte er. (Es war männlich; soviel hatte ich gesehen.) »Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, sagte ich zitternd. Etwas drehte sich in meinem Kopf, entfernte sich von dem Licht und grub tiefer. Eine weitere Welle der Übelkeit durchflutete mich.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Vielleicht wäre es doch besser gewesen, es mit dem Komlink zu versuchen.«
    Genau das hatte ich gedacht. Und natürlich wußte er es. Dennoch versuchte ich, die positive Seite zu sehen: Wie zum Teufel konnte ich mir die Chance entgehen lassen, einen Ashiyyur kennenzulernen? Und natürlich hatte ich die Geschichten gehört. Doch ich hatte sie als Hysterie abgetan.
    Ich versuchte, mich auf Äußerlichkeiten zu konzentrieren: Schreibtisch und Lampe. Sonnenlicht. Die lange, schmale, seltsam menschliche Hand des Wesens.
    »Mein Name«, sagte er, »ist S’Kilian. Und wenn es ein Trost für Sie ist, sollen Sie wissen, daß Ihre Reaktion nicht ungewöhnlich ist.« Ich konnte nicht ausmachen, woher die Worte kamen. Zweifellos aus einem Gerät, das er unter seinen weiten Ärmeln verbarg.
    Ich war jetzt imstande, mich aufzusetzen. Er drückte mir den kühlen Stoff, den er benutzt hatte, in die Hand. »Wenn Sie möchten, kann ich mich zurückziehen und einen Menschen zu Ihnen schicken, der Ihnen hinaushilft.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin in Ordnung.« S’Kilian trat ein paar Schritte zurück und lehnte sich gelassen an den Schreibtisch. Im Vergleich zu ihm wirkte die Einrichtung, als sei sie für Zwerge geschaffen. Sie haben sicher schon Holos der Ashiyyur gesehen, können sich aber keine Vorstellung von ihrer Ausstrahlung machen, wenn Sie nicht mit einem im selben Raum gewesen sind. Es war ein überwältigender Eindruck.
    Er trug ein einfaches, langes Gewand mit einem Gürtel um die Taille und ein Käppchen. Sein Gesicht, das sich von dem eines Menschen nur soweit unterschied, daß es ein gewisses Unbehagen verursachte (besonders die großen, geschwungenen Augen und die Eckzähne, die das Lächeln immer gefrieren ließen), kündete von Mitgefühl.
    In seinem Blick lag eine klare Wildheit. Ich löste mich von ihm und versuchte, mich zusammenzureißen. Er sah jung aus. Und gerade so exotisch, daß man ihn für attraktiv halten konnte. Auf die furchterregende Weise.
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich, »daß Sie sich bereiterklärt haben, mit mir zu sprechen.«
    Er verbeugte sich, und ich fühlte, wie alle Geheimnisse meines Lebens zum Vorschein kamen. Er ist Telepath! Ich hatte geglaubt, mich beherrschen, meine paar Fragen stellen und wieder verschwinden zu können. Sein Gesicht zeigte nicht die geringste Reaktion. Aber ich wußte, wußte, daß er alles las.
    Was konnte er schon sehen?
    Den Schwung und die Üppigkeit von Quinda Arins Brüsten.
    Mein Gott! Woher war das gekommen?
    Ich konzentrierte mich auf den Überfall auf Hrinwhar, die Corsarius, diesen großartigen Angriff gegen die ashiyyurische Flotte.
    Nein. Das war auch nicht so gut. Ich zuckte zusammen.
    Wie kommuniziert man mit einem Geschöpf, das den gerade erst entstandenen Gedanken liest?
    »Sie wirken so beharrlich«, sagte er, verschränkte die Hände unter den Falten der Robe und deutete durch nichts an, daß er sich eines geistigen Aufruhrs in diesem Raum bewußt war. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Die Behauptung, daß ich Angst hatte, entspräche nicht der Wahrheit, wenngleich ich wußte, daß einige Menschen von Begegnungen mit den Ashiyyur psychologische Schäden davongetragen hatten. Die Angst würde später kommen, wenn ich in Sicherheit war. Im Augenblick schämte ich mich nur, fühlte mich erniedrigt, daß ich nichts von dem, was ich wußte oder fühlte, vor diesem Wesen verbergen konnte, vor den nicht einmal neugierigen Augen, die beiläufig über meine Schulter blickten und sich auf einen Punkt hinter mir

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