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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gegenseitigen Verständnis beitragen. Ich bräuchte Informationen aus erster Hand und so weiter.
    Sie hörte höflich zu, entschuldigte sich und ließ mich etwa zehn Minuten warten. »Nun gut, Mr. Benedict«, meldete sie sich dann wieder. »Ein Mitglied unseres Stabes freut sich darauf, Ihre Fragen zu beantworten. Doch es ist erforderlich, daß Sie persönlich kommen.«
    »Du meinst, körperlich?«
    »Ja. Falls Ihnen das keine zu großen Unannehmlichkeiten bereitet.«
    Das kam mir seltsam vor. »Du willst wirklich, daß ich hierherkomme?« Ich saß in diesem Augenblick der KI in einer der Suiten des Kostjew-Hauses gegenüber, in dem der Maracaibo-Ausschuß seine Büros unterhielt.
    »Ja. Es wäre nett.«
    »Warum?«
    »Persönlicher Kontakt ist immer am besten. Den Ashiyyur bereitet die Stirnband-Technologie Unbehagen.«
    Ich zuckte die Achseln und machte einen Termin. Zwei Stunden später traf ich vor dem Kostjew-Haus ein, einem ehemaligen Botschaftsgebäude in der Nähe der Hauptstadt. Es war am Nachmittag meines Besuches von Demonstranten umringt, die die Holo-Darstellung eines Außerirdischen mit brennenden Augen mit sich führten. Fast ständig waren, wie ich später erfuhr, Demonstranten vor dem Gelände zu finden. Ihre Zahl und die Heftigkeit ihrer Auftritte richtete sich nach dem jeweiligen Maß der gegenseitigen Feindseligkeiten. Die Dinge standen im Augenblick schlecht, und ich wurde rundum verhöhnt, als ich vorbeieilte, den Sicherheitskräften meinen Namen nannte und das uralte graue Gebäude betrat.
    Ich fuhr mit einem Lift in die zweite Etage und schritt einen Gang mit dickem Teppichboden und getäfelten Wänden entlang. In unregelmäßigen Abständen kam ich an Holztüren vorbei, und breite Wandgemälde zeigten Männer und Frauen in ernsten Posen, die sturmbedrohte Landschaften betrachteten, an überladenen Picknicktischen bummelten oder Marktplätze durchstöberten. Fenster gab es keine, und die einzige Beleuchtung war der düstere Schein der einen oder anderen elektrischen Kerze. All das erzeugte den Anschein, daß sich das andere Ende des Ganges in die Unendlichkeit zu erstrecken schien.
    Ich schritt nun häufiger an Türen auf beiden Seiten vorbei. Die meisten waren nicht beschriftet. Ich kam an einer Anwaltskanzlei vorbei, an einer Spedition und zwei- oder dreimal an Büros, die nur durch die Namen ihrer Benutzer gekennzeichnet waren.
    Schließlich gelangte ich zu einer Doppeltür, und ein Schild verkündete: Maracaibo-Ausschuß.
    Ich klopfte und trat ein. Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartete. Ich hatte an Repräsentanten einer Zivilisation gedacht, die viel älter war als die unsere, an Telepathen, an eine Spezies, die uns intellektuell überlegen war, deren technische Errungenschaften den unseren jedoch hinterherhinkten. Der Preis der leichten Kommunikation, behaupteten einige Theorien. Vertikale Informationslagerung, die Schrift, kam ziemlich spät.
    Doch was für einen exotischen Raum ich beim Maracaibo-Ausschuß auch erwartet hatte, ich betrat ein Zimmer, bei dem es sich genausogut um das Büro der Spedition hätte handeln können. Die Einrichtung war geschmackvoll, aber weltlich: ein eckiges, unbequem wirkendes Sofa, ein niedriger Tisch, auf dem aufs Geratewohl ein paar abgegriffene Bücher lagen. Große viereckige Fenster ließen Blöcke aus bleichem Sonnenlicht ein. Die Titel der Bücher kamen mir verschwommen vertraut vor, wenngleich ich keins davon gelesen hatte: Der Drang zum Reich, Grünes Gras und silberne Schiffe, Letzte Tage. Es befanden sich auch einige Biographien von Personen darunter, Menschen wie auch Ashiyyur, die im Verlauf von Jahrtausenden versucht hatten, den Ausbruch von Massengewalt zu verhindern.
    Ich fand eine Ausgabe von Leisha Tanners Auszüge aus Tulisofalas Werk und griff danach. Es war ein schwerer Band, einer von der Art, die man sich ins Regal stellt, um Besucher zu beeindrucken, aber niemals aufschlägt.
    Ich blätterte es durch, als sich bei mir das Gefühl einstellte, nicht allein im Raum zu sein, ja sogar beobachtet zu werden. Ich spähte vorsichtig vom Schreibtisch über den Schrank und das Terminal zu einer zweiten Tür, die (wie ich annahm) in ein inneres Büro führte.
    Ich konnte nicht feststellen, daß sich etwas geändert hatte.
    Dennoch bewegte sich etwas, das nicht ich war.
    Ich fühlte es. Im Büro. In der ruhigen warmen Luft.
    Hinter meinen Augen.
    Gleichzeitig hörte ich im benachbarten Raum Schritte. Die Verbindungstür öffnete sich in

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