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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gefesselt zu haben. Kennst du sie?« fragte ich.
    »Die Tanner?« Ihr Gesicht glühte. »Ja! Eine der faszinierendsten Gestalten dieser Epoche.«
    »Sie war ursprünglich Pazifistin«, sagte ich. »Und kämpfte schließlich im Krieg. Was ist geschehen? Weißt du es?«
    Quinda schlug die Beine übereinander und beugte sich energisch vor. Die Tanner war zweifellos eins ihrer Lieblingsthemen. »Sie war niemals Pazifistin, Alex. Sie hielt den Krieg für überflüssig und hätte gern ernsthafte Verhandlungsversuche gesehen. Die Sims waren dafür jedoch nicht zu haben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie der Annahme waren, jeder Versuch einer Schlichtung würde, so lange die Stummen die Oberhand hatten – wirklich die Oberhand –, als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden. Bei einem menschlichen Feind hätten sie recht gehabt. Bei den Stummen vielleicht aber nicht. Die Tanner wußte genausoviel wie jeder andere damals über den Feind, und sie glaubte, man könne mit den Ashiyyur reden.«
    »Wie ist sie schließlich in Sims Flotte gelandet?«
    »Das kann ich dir leicht erklären. Irgendwie kam sie zu Sim durch – wie, weiß ich nicht – und überredete ihn, sie mit den Stummen verhandeln zu lassen. Die Tatsache, daß er einwilligte, sollte dir verraten, daß sie sehr überzeugend sein konnte.«
    »Aber offensichtlich ist es nicht so gelaufen, wie sie gehofft hatte.«
    »Er willigte ein, daß sie sich mit dem Kommandanten der Stummen traf, Mendoles Barosa. Der Treffpunkt war ein Krater auf einem namenlosen Mond in einem Randsystem, um das keine Seite etwas gab. Die Tanner war die einzige in der Konföderation, die sich unter den Stummen aufgehalten hatte, die einzige, die mit ihnen kommunizieren und, was am wichtigsten war, die einzige, die ihre Gedanken vor ihnen abschirmen konnte.
    Sim und Barosa umkreisten den Mond, während sie sich mit einem Unterhändler der Stummen traf. Die Tanner berichtete später, sie und der Gesandte der Stummen seien einer Übereinkunft innerhalb der Beschränkungen, die Sim ihr auferlegt hatte, sehr nahe gekommen, als sie erfuhr, daß die Stummen keinen Handel akzeptieren würden, der nicht die Auslieferung Christopher Sims aufgrund zahlreicher Grausamkeiten und Kriegsverbrechen einschloß.
    Bei diesem Punkt kamen sie nicht weiter, und Sim brach das Treffen ab. Die Stummen reagierten darauf, indem sie zwei nominell neutrale Welten angriffen und besetzten, die die Dellacondaner in Wirklichkeit mit Waffen, Mannschaften und Geld versorgt hatten. Eine Menge Menschen starben, und die Tanner fühlte sich dafür verantwortlich.
    Das trieb sie dazu, sich mit ganzem Herzen der Sache der Verteidiger zu widmen. Maurina Sim schreibt in ihren Tagebüchern, daß die Tanner den Stummen niemals vergeben hat. Und daß niemand den Krieg mit unerbittlicherer Wut betrieben hat.«
     
    Es war schon früh am Morgen, als wir in den Gleiter kletterten und über die Stadt zurückflogen. Wir waren mittlerweile beide müde, und unser Gespräch verweilte bei Belanglosigkeiten. Als wir am Ende des Fluges über dem Dach ihres Wohnkomplexes kreisten, sorgte ich dafür, daß sie sich abrupt wieder konzentrierte: »Quinda, ich habe gestern mit einem Ashiyyur gesprochen. Persönlich.«
    Alle Wärme sickerte aus ihrem Gesicht. »Das meinst du nicht ernst«, sagte sie mit einer bedrohlich flachen Stimme.
    Ich zögerte, verwirrt von ihrer Reaktion. »Doch«, sagte ich trotzig. »Mit einem ihrer Leute vom Maracaibo-Ausschuß.«
    »Alex, das hast du doch nicht wirklich getan.« Sie strahlte Schockiertheit, Zorn und Enttäuschung aus.
    »Wieso nicht?« fragte ich. »Was ist los?«
    »Mein Gott, Alex«, flüsterte sie. »Was hast du getan?«

 
11 |
     
     
    Wir bezeichnen die Revolte von Imarios häufig als ›verhängnisvoll‹, wahrscheinlich in dem Sinne, daß es ohne sie nicht zu diesen beiden Jahrhunderten der unablässigen Feindseligkeiten und gelegentlichen Kriegen gekommen wäre. Doch betrachten Sie das unebene technologische Gleichgewicht zwischen den beiden Kulturen, die beidseitigen expansionistischen Tendenzen und schicksalhaften Verstrickungen, und die persönliche Antipathie, die Individuen der beiden Spezies unausweichlich in der Gegenwart der anderen empfinden: Wie hätte es anders kommen können? Wenn es jemals zwei Gesellschaften gab, die die Natur gegeneinander gestellt hat, damit sie ihre Meinungsverschiedenheiten im Darwinschen Kampf begleichen, dann die der Ashiyyur und der Menschen.
    – Gasper Mendez,
    Das

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