Alex Benedict 03: Die Suche
hat eine Atmosphäre«, berichtete sie. »Äquatordurchmesser dreizehntausend Kilometer. Entfernung von der Sonne: einhundertzweiundvierzig Millionen.«
»Wunderbar«, sagte Alex. »Ein zweites Rimway.«
»Keine Hinweise auf einen Satelliten.«
»Wie steht es mit Funksignalen?«, fragte Alex. »Fangen wir irgendetwas auf?«
»Funk negativ«, sagte Belle. »Aber er ist noch weit entfernt.«
Doch nichts konnte seine Stimmung dämpfen. »Zu erwarten, dass sie nach all dieser Zeit noch leben, ist wohl ein bisschen hoch gegriffen.«
Dem konnte ich nur zustimmen. »Rechne nicht mit einem Wunder«, sagte ich. Allmählich bekam ich ein ungutes Gefühl.
»Ich kann die Existenz von Ozeanen feststellen.«
»Gut!« Alex beugte sich vor wie ein Windhund im Rennen.
»Ich habe eine Frage«, sagte ich.
»Schieß los.«
»Wenn das wirklich Margolia ist, warum haben die Wescotts dann nichts davon erzählt? Falls sie hier waren, wann, 1386? Oder vielleicht 1387? Die Missionspläne sind spätestens 1390 vernichtet worden. Aber sie haben 1395 immer noch geschwiegen.«
»Sie hätten sich verdächtig gemacht«, sagte er.
»Na und? Irgendwann hätten sie das Risiko eingehen und den Mund aufmachen müssen.«
Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht brauchten sie einfach noch ein bisschen Zeit.«
»Alex«, sagte ich, »schraub deine Hoffnungen nicht zu hoch.«
Es war gar nicht seine Art, sich so hinreißen zu lassen. Aber die Vorstellung war so überwältigend, dass er sich einfach nicht zurückhalten konnte. Und ich spreche nicht von Geld. Unter der abgebrühten, profitorientierten Oberfläche war Alex ein echter Romantiker. Und hier wartete möglicherweise der Gipfel der Romantik auf ihn.
Die gespannte Aufregung herrschte noch immer vor, als Belle einige Stunden später leise sagte: »Sieht nach schlechten Neuigkeiten aus.«
Ein Leichentuch aus düsterer Stimmung senkte sich über die Brücke. »Was ist los, Belle?«, fragte ich.
»Die Welt ist für eine Besiedelung nicht geeignet. Vermutlich können Menschen dort gar nicht existieren.«
Alex gab einen tiefen, kehligen Laut von sich. »Hast du nicht gesagt, sie läge in der Biozone, Belle?«, fragte er.
»Sie entfernt sich von der Sonne.«
»Was soll das heißen«, herrschte Alex sie an.
»Sie befindet sich auf einer stark elliptischen Umlauflahn. Die exakten Zahlen kann ich jetzt noch nicht liefern, aber ich schätze, sie entfernt sich bis auf vierhundert Millionen Kilometer.«
»Das reicht für einen verdammt kalten Winter«, bemerkte ich.
»Und sie nähert sich bis auf vierzig Millionen plusminus zehn Prozent, aber in diesen Bereichen spielt das keine Rolle.«
»Anzunehmen«, sagte Alex.
»Wenn sie das Perihel erreicht, sind die Äquatorialgebiete des Planeten vierzehnmal so viel Sonnenlicht pro Quadratzentimeter ausgesetzt wie Rimway.«
»Was passiert mit den Ozeanen, wenn die Welt weit draußen auf ihrem Orbit ist?«
»Noch nicht genug Daten.«
Die Welt war in weiße Kumuluswolken gehüllt. Die Ozeane bedeckten mehr als die Hälfte des Globus. Und die Landmassen waren grün.
»Achsneigung«, sagte Belle, »zehn Grad.«
Sie bestätigte, dass es keinen Mond gab.
»Bei vierzehn Millionen Klicks muss sie überkochen«, mutmaßte Alex.
»Wenn sie sich dem Perihel nähert, Alex, wird sie schneller. Während des Zeitabschnitts, in dem sie der maximalen Strahlung ausgesetzt ist, bewegt sie sich mit ziemlich hoher Geschwindigkeit.«
»Wie ein geölter Blitz«, kommentierte Alex.
»Oh ja, ganz eindeutig. Wenn sie weiter entfernt ist, bewegt sie sich viel langsamer. Den größten Teil der Zeit bringt diese Welt im Winter zu.«
»Aber müssten dann nicht die Ozeane austrocknen und verschwinden, Belle?«, fragte er. »Bei so einer Umlaufbahn?«
»Mir liegen die notwendigen Daten nicht vor«, sagte sie. »Ich kann aber bereits sagen, dass ihre Existenz einen gewissen Schutz vor der sommerlichen Hitze bietet.«
»Wie kommt das?«, fragte er.
»Wenn die Welt in der Nähe der Sonne ist, verdampft eine große Menge Wasser. Der Meeresspiegel kann bei diesem Prozess um bis zu dreißig Meter sinken. Der Dampf erfüllt die Luft mit dem, was wir derzeit sehen: undurchdringliche Gewitterwolken, die einen großen Teil der Sonnenstrahlung abblocken.«
Die Sensoren waren imstande, die dichte Atmosphäre zu durchdringen, also erhielten wir auch Bilder. Flusstäler. Tiefe Schluchten. Und Berge mit schneebedeckten Gipfeln.
»Ich nehme an, die Ozeane verlieren Wasser«,
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