Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
und die Regierung tat ihnen den Gefallen nur zu gern.«
    »Warum waren sie Unruhestifter?«, fragte ich.
    »Waren Sie je auf der Erde, Chase?«
    »Nein, leider nicht. Ich will schon seit Jahren dorthin, aber ich bin bisher nie dazu gekommen.«
    »Sie sollten hinfliegen. Dort hat alles angefangen. Für einen Historiker ist die Reise zur Erde ein absolutes Muss. Sie fliegen hin und sehen sich all die großen Monumente an. Pyramiden, Statuen, Talsperren. Den Kinoi-Turm. Die Mirabulis. Besuchen Sie Athen, wo Plato und seine Mitstreiter die zivilisierte Welt erfunden haben. Besuchen Sie London, Paris, Berlin, Washington und Tokio. Sankt Petersburg. Alles einmal berühmte Orte. Die Zentren der Macht ihrer Zeit. Wissen Sie, was daraus geworden ist?«
    »Na ja, ich weiß, dass sie keine Hauptstädte mehr sind.«
    »Bis auf Paris. Paris lebt, so heißt es, ewig. Die Erde hatte immer ein Problem, Chase: Sie wird von mehr Menschen besiedelt, als ihre Ressourcen erlauben. So war es schon immer. Seit dem Industriellen Zeitalter hat sich daran nichts geändert. Das Ergebnis dieser Überbevölkerung ist, dass immer auch jemand Hunger leidet, dass es immer irgendwo eine Seuche gibt. Neid unter den Völkern wird stets schlimmer, wenn die Zeiten härter werden. Nationen werden instabil, folglich werden die Regierungen nervös und versuchen, sich durch neue Gesetze zu schützen. Die Freiheit des Individuums bleibt dabei auf der Strecke. Und wenn es dem Planeten an einer Sache nie gemangelt hat, dann sind das Diktatoren. Die Leute dort pflegen alte Gewohnheiten, alten Hass und alte Sichtweisen, und das alles vererben sie von einer Generation zur anderen und werden es nie los.
    Derzeit liegt die Erdbevölkerung bei ungefähr acht Milliarden. Als die Margolianer die Erde verlassen haben, waren es mehr als doppelt so viele. Können Sie sich vorstellen, was das für ein Leben gewesen sein muss?«
    »Also«, überlegte ich laut, »waren die Margolianer – was? Geknechtet? Auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihre Kinder würden ernähren können?«
    »Nein. Sie waren am anderen Ende der Skala, Intellektuelle, überwiegend. Und sie hatten ihren Anteil am Reichtum. Aber ihnen gefiel die ungesunde Umwelt nicht. Ungesund sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Sie hatten einen Diktator, einen Theokraten namens Carvalla, der im Vergleich zu anderen Diktatoren noch relativ harmlos war. Aber dennoch war er ein Diktator. Er kontrollierte die Medien, er kontrollierte die Schulen, und er kontrollierte die Kirchen. Man ging zur Kirche, oder man hatte die Konsequenzen zu tragen. Und die Schulen waren reine Indoktrinationszentren.«
    »Kaum zu glauben, dass Menschen sich freiwillig in so ein Leben fügen.«
    »Sie hatten gelernt, die Autoritäten ernst zu nehmen. Zu Carvallas Zeit pflegten Leute, die nicht taten, was von ihnen verlangt wurde, zu verschwinden.«
    »Allmählich verstehe ich, warum sie weg wollten.«
    »Angeführt wurden sie von Harry Williams.«
    Noch ein Name, den ich offensichtlich kennen sollte. »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Er war ein Großindustrieller im Kommunikationsbereich und hat jahrelang Verbindungen zu gesellschaftlichen und politischen Bewegungen unterhalten. Er hat versucht, Essen für hungernde Kinder zu beschaffen und medizinische Versorgung zu ermöglichen. Trotzdem bekam er keine Schwierigkeiten – bis er versuchte, am Bildungssystem zu rütteln.«
    »Was ist passiert?«
    »Den Behörden gefiel sein Grundgedanke nicht, demzufolge Kindern beigebracht werden sollte, alles zu hinterfragen.«
    »Oh.«
    »Sie beschuldigten ihn, unpatriotisch zu sein.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Ein Atheist.«
    »War er einer?«
    »Er war Agnostiker. Was genauso schlimm war.«
    »In der Gesellschaftsform kann ich mir das gut vorstellen. Sie sagten, es war eine Theokratie?«
    »Ja. Der politische Führer war auch der Kopf der Kirche.«
    »Was ist aus Williams geworden?«
    »Fünfzehn Jahre Gefängnis. Oder siebzehn. Je nachdem, welchen Quellen man glauben will. Er wäre exekutiert worden, wenn er nicht ein paar einflussreiche Freunde gehabt hätte.«
    »Also ist er davongekommen?«
    »Ja, er ist davongekommen. Aber während er im Gefängnis saß, hat er beschlossen, dass etwas passieren muss. Eine Revolution war nicht möglich, also blieb als nächstbeste Möglichkeit die Flucht. ›Joseph Margolis hatte Recht‹, soll er bei einem Treffen mit seinen Verbündeten gesagt haben. ›Wir werden nie imstande sein,

Weitere Kostenlose Bücher