Alex Benedict 03: Die Suche
geistige Verfassung zu versetzen. Er hat Avatare schon einige Male dazu benutzt, die Daten bezüglich der Existenz und/oder Position verschiedener Antiquitäten zu verifizieren oder zu falsifizieren. Aber es steckt Methode dahinter, und wenn Sie ihn fragen, wird er Ihnen erzählen, dass Sie das durchziehen müssen, dass Sie die Illusion akzeptieren müssen, dass Sie sich verhalten müssen, als sprächen Sie mit echten Menschen, nicht mit Simulationen.
Das Landhaus stand auf einem niedrigen Hügel, wo es eine Menge Wind aushalten musste. Heftige kalte Böen drangen von Nordosten heran, rüttelten an den Fenstern und schüttelten die Bäume durch. Die Luft roch, als würde es bald wieder schneien. »Es gibt einen Sturm«, sagte Margaret.
Die Bäume standen dicht am Haus, und manchmal war der Wind so stark, dass Alex fürchtete, einer von ihnen könnte auf das Dach stürzen. Er sagte so etwas zu Margaret, ehe er auf die Missionen zu sprechen kam. Wie lange hatte Adam bei der Vermessung gearbeitet?
»Fünfzehn Jahre«, sagte Adam. »Ich gehörte diesen Projekten fünfzehn Jahre lang an. Ich halte den Rekord für die längste Zeit im Feld.«
»Wie viel von dieser Zeit«, fragte Alex, »haben Sie tatsächlich im Schiff zugebracht?«
Er sah seine Frau an. »Fast die ganze Zeit. Wir haben im Durchschnitt eine Mission pro Jahr durchgeführt. Eine Mission dauert im Allgemeinen acht bis zehn Monate. Mal mehr, mal weniger. Zwischen den Flügen habe ich normalerweise Lehraufgaben und Laborarbeiten übernommen. Manchmal habe ich mir auch einfach freigenommen.«
»Margaret, Sie waren offensichtlich nicht immer seine Pilotin. Sie sind zu jung.«
Sie lächelte, erfreut über das Kompliment. »Adam hat diese Flüge schon vier Jahre lang gemacht, bevor er zum ersten Mal auf der Falcon aufgetaucht ist.«
»Das war immer Ihr Schiff?«
»Ja. Ich hatte die Falcon vom ersten Tag an. Und ich habe im zweiten Jahr für die Vermessung gearbeitet, als ich Adam kennen gelernt habe.«
»Schon auf unserer ersten gemeinsamen Mission«, berichtete Adam, »haben wir beschlossen zu heiraten.«
»Liebe auf den ersten Blick«, sagte Alex.
Adam nickte. »Liebe entsteht immer auf den ersten Blick.«
»Ich hatte Glück«, bemerkte Margaret. »Er ist ein guter Mann.«
Alex drehte sich zu mir um. »Chase, als du bei der Vermessung gewesen bist, hast du da je daran gedacht, einen deiner Passagiere zu heiraten?«
»Bestimmt nicht«, sagte ich.
Er grinste und wandte sich wieder Adam zu. »Sie sagen, niemand hat mehr Zeit auf den Schiffen der Vermessung zugebracht als Sie. Fünfzehn Jahre da draußen, meist nur mit einer weiteren Person an Bord. Davon sind alle anderen weit entfernt. Der Zweitplatzierte bringt es gerade mal auf acht Jahre.«
»Baffle.«
»Wie bitte?«
»Emory Baffle. Er war der Zweitplatzierte.«
»Kannten Sie ihn?«
»Ich bin ihm begegnet.« Adam lächelte. »Er war ein fleißiger Arbeiter. Und ich weiß, was Sie denken. Sie und Chase da drüben.«
»Was denken wir?«
»Dass wir unsozial wären. Aber das stimmt nicht.«
»Das habe ich auch nie gedacht«, wandte ich ein.
»Wissen Sie, in Wirklichkeit bin ich gern in Gesellschaft. Das geht uns beiden so. Margaret noch mehr als mir. Aber ich hatte auch eine Leidenschaft für diese Arbeit.«
Margaret nickte. »Er war der Beste, den sie hatten.«
Die meisten Piloten hielten es nicht lange bei der Vermessung aus. Man fängt an, sammelt ein paar Erfahrungen und sucht sich einen anderen Job. Anderswo ist die Bezahlung besser, und man hat mehr Gesellschaft. Lange Flüge mit höchstens einer Hand voll Leute an Bord, können sehr ermüdend sein. Als ich für die Vermessung gearbeitet habe, konnte ich es kaum erwarten, den Arbeitgeber zu wechseln.
»Waren Sie beide begeisterte Skifahrer?«, fragte Alex.
»Ich schon«, sagte Margaret. »Mein Gott, ich habe ihn überredet, zum Orinoco …«
»Das Skigebiet?«
»Ja. Wir waren früher schon mal da gewesen. Mehrmals. Dafür, wie selten er Ski gefahren ist, war er ziemlich gut.«
»Was ist am Orinoco passiert?«
»Es war ein Erdbeben. Das ist schon eine Ironie. Sie haben Lawinenwarnungen ausgegeben und uns gesagt, wir sollten uns von den Skihängen fern halten. Die Bedingungen wären nicht gut. Stattdessen hat uns das Erdbeben erwischt.«
»Es gab keine Lawinenwarnung?«
»Nein. Sie hatten dort nie derartige Probleme, und ich nehme an, dass niemand auf die Vorzeichen geachtet hat.«
»Wie lange waren Sie damals schon im
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