Alex Benedict 03: Die Suche
Ruhestand? Als das Unglück passiert ist?«
»Sechs Jahre.«
»Warum haben Sie gekündigt?«
Sie sahen einander an, und hier lag auch der Knackpunkt. Sollten die Wescotts etwas verheimlicht haben, dann war es auch nicht im Netz verfügbar und die Avatare konnten nichts davon wissen.
»Wir hatten einfach genug. Wir waren so weit, dass wir aufhören wollten. Heimgehen.«
»Also haben Sie den Stecker gezogen.«
»Ja. Wir haben uns in Sternbergen niedergelassen. Das ist ein Vorort von Andiquar.«
Alex saß einen Moment lang schweigend da und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Armlehne des Sofas. »Aber schon kurz nachdem Sie bei der Vermessung aufgehört haben, sind Sie wieder losgeflogen.«
»Ja.«
»Warum?«
Adam, der schweigend zugesehen hatte, während Margaret die Fragen beantwortet hatte, meldete sich zu Wort: »Wir haben die alten Zeiten vermisst. Wir sind beide leidenschaftlich gern allein losgezogen. Wissen Sie, solange Sie nicht selbst an einigen dieser Welten vorbeigeflogen sind, verstehen Sie gar nicht, was das wirklich bedeutet. Wir haben uns allmählich angebunden gefühlt.«
»Es sieht so aus«, sagte Alex, »als hätten Sie sich bereits angebunden gefühlt, kaum dass Sie nach Sternbergen gezogen sind.«
Margaret grinste. »Ja, lange hat es nicht gedauert.«
»Wir haben gemerkt«, fügte Adam hinzu, »dass wir nicht einfach rausgehen und uns auf unsere Veranda setzen konnten. Jeder von uns beiden hat seinen Beruf geliebt. Und wir haben die Arbeit vermisst.«
»Warum sind Sie dann nicht in den aktiven Dienst zurückgegangen? Dann hätte die Vermessung sogar die Zeche gezahlt.«
»Ja«, sagte Adam gedehnt, »das hätten wir tun können. Aber ich denke, wir wollten einfach die Möglichkeit haben, die Dinge nach unserem eigenen Gutdünken zu tun und uns mit niemandem absprechen zu müssen. Keine Genehmigung zu brauchen. Wir hatten die Mittel, zu tun, was wir wollten, also haben wir es getan.«
»Ich denke«, fügte Margaret hinzu, »wir wollten auch, dass Delia sehen konnte, was da draußen war.«
»Sie war noch sehr jung.«
»Das stimmt.«
»Zu jung, um es zu verstehen.«
»Nein«, widersprach Adam. »Sie war alt genug, zu erkennen, wie wunderschön das ist. Wie friedlich.«
»Sie hätte Sie auch auf Missionen der Vermessung begleiten können.«
»Das hat sie«, sagte Margaret. »Sie war bei zwei Missionen dabei. Aber wir hatten das Gefühl, es wäre wichtig, alles selbst in der Hand zu haben.«
Alex blickte von einem zum anderen. »Ist es denkbar, dass Sie etwas gesucht haben?«
»Was zum Beispiel?«
»Zum Beispiel Margolia.«
Beide lachten. »Margolia ist ein Mythos«, sagte Margaret. »Einen solchen Ort gibt es nicht.«
»Nein«, entgegnete Alex. »Das ist kein Mythos. Es ist wirklich passiert.«
Beide protestierten und warfen uns vor, dass wir das unmöglich ernst meinen konnten.
»Als Sie Missionen für die Vermessung durchgeführt haben«, fuhr Alex fort, »haben Sie da irgendwann etwas Außergewöhnliches entdeckt?«
»Na klar.« Adam strahlte. »Wir haben in der Galizischen Wolke zwei Sonnen entdeckt, die sich aufeinander zubewegen. Sie werden in weniger als tausend Jahren zusammenprallen. Und da war noch etwas, während der folgenden Mission, glaube ich …«
»Moment«, unterbrach ihn Alex. »Ich rede von Artefakten.«
»Artefakte?«
»Ja. Haben Sie irgendwelche Artefakte gefunden? Dinge aus einem anderen Zeitalter?«
»Einmal.« Adams Miene verdüsterte sich. »Wir haben einmal eine verlassene Landefähre entdeckt. Bei Arkensfeldt. Sie stammte von einem dellacondanischen Schiff. War ein paar Jahrhunderte alt.«
»Ich glaube, das ist nicht das, was wir suchen.«
Adam zuckte mit den Schultern. »Mit einem Piloten und einem Passagier an Bord.«
»Sie hatten in Ihrem Haus eine Tasse, die wir auf das achtundzwanzigste Jahrhundert datieren konnten. Terrestrische Zeitrechnung.«
Sie antworteten gleichzeitig. Adam erklärte, er wisse nichts über eine antike Tasse, und Margaret behauptete, das sei nicht der Fall gewesen.
»Wir glauben, dass Sie sie in Ihrem Schlafzimmer stehen hatten. In Ihrem Haus in Sternbergen.«
»Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte Adam.
Margaret schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich bin sicher, ich wüsste es, wenn wir so etwas gehabt hätten.«
»Lassen wir das«, sagte Alex. »Sie war offensichtlich nicht in Ihren Daten enthalten.«
Was nach meinem Empfinden bewies, dass die Wescotts etwas zu verbergen hatten. Sie hatten
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