Alex Benedict 03: Die Suche
der Verschrottung.« Er dachte noch einmal ausgiebig darüber nach. »Ja«, sagte er dann. »Genau. Neun Jahre.«
»Und dann?«
Er zuckte mit den Schultern. »Gelöscht.« Ganz langsam bildeten sich Falten auf seiner Stirn, fast wie eine langsam aufziehende Gewitterfront. »Darf ich fragen, warum Sie das interessiert? Mir scheint nichts davon für eine Biografie relevant zu sein.«
Ich murmelte etwas über statistische Nachforschungen, dankte ihm und trennte die Verbindung.
»Ich fürchte, die Spur ist kalt«, berichtete ich Alex.
Doch er ließ sich nicht entmutigen. Trotz der negativen Ergebnisse war er in Hochstimmung. Später fand ich heraus, dass er von einem aussichtsreichen Kunden kontaktiert worden war, der im Besitz des Riordan-Diamanten war, welcher, falls Sie zu den wenigen Bewohnern der Konföderation gehören, die das nicht wissen, einst von Annabel Keyshawn getragen worden war und auf dem angeblich ein Fluch liegen sollte. Eventuell würde er zu den nur drei Stücken in unserem Inventar dazukommen, die offiziell in diese Kategorie gehörten. Das diente dazu, den Wert hochzutreiben. »Wir haben unsere Möglichkeiten noch nicht vollständig ausgeschöpft«, sagte er.
Ich konnte es kommen sehen. »Was machen wir als Nächstes?« Bei Rainbow Enterprises kam dieses Wir natürlich einer Selbstherabsetzung gleich.
»Die Vermessung vernichtet ihre Daten nicht«, sagte er. »Es dürfte interessant sein, herauszufinden, ob die Wescotts irgendwelche außergewöhnlichen Entdeckungen gemeldet haben. Vor allem im Zuge ihrer letzten Missionen.«
Ich war das Gerenne allmählich leid. »Alex, falls sie irgendetwas gefunden haben, was mit der Tasse in Verbindung steht, wie beispielsweise Margolia, meinst du nicht, dass die Vermessung dann schon längst entsprechend reagiert hätte?«
Er bedachte mich mit einem Blick, der besagte, dass ich noch viel zu lernen hätte. »Du gehst davon aus, dass sie die Berichte lesen.«
»Und du denkst, sie tun das nicht?«
»Chase, wir haben angenommen, dass die Wescotts, falls sie etwas entdeckt haben sollten, es in ihrem Bericht nicht erwähnt haben.«
»Das halte ich für eine absolut logische Annahme. Du nicht?«
»Doch. Aber wir können trotzdem nicht sicher sein. Und es besteht immer die Möglichkeit, dass sich in den Berichten irgendetwas findet, das uns einen Hinweis liefert. Auf jeden Fall haben wir nichts zu verlieren, wenn wir uns vergewissern.«
Acht
Ob die Gruppe um Harry Williams Erfolg hatte damit, eine Gesellschaft aufzubauen, die all den Schwachsinn überwunden hat, der uns stets geplagt hat? Instinktiv würde man sagen: Nein, das ist nicht möglich, solange die menschliche Natur sich nicht ändert. Aber diese Sichtweise lässt außer Acht, dass wir aus der Geschichte lernen können, dass wir Inquisition, Diktaturen und das Blutvergießen vergangener Zeiten verhindern können. Dass die Programmierung unserer Kinder mit falschen Werten beendet werden kann. Dass die Menschen lernen können, vernünftig zu leben. Wenn es ihnen gelungen ist, sich in ihrer gewählten Welt einzurichten und ihre Ideale an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben, könnten sie vielleicht Erfolg gehabt haben. Vielleicht haben wir seit ihrer Abreise vor sechs Jahrhunderten nur deshalb nichts von ihnen gehört, weil sie nicht durch uns kontaminiert werden wollen. Mir gefällt die Vorstellung.
Kosha Malkeva
Die Straße nach Babylon, 3376 n. Chr.
Die Verwaltungsbüros des Amts für Planetarische Vermessung und Astronomische Forschung befanden sich in einem Komplex von Gebäuden aus Glas und Plastal am nördlichen Stadtrand von Andiquar am Ufer des Narakobi. Die Einsatzzentrale war einen halben Kontinent weit entfernt, aber hier wurden die Strategien entworfen, Politiker unterhalten, Missionen genehmigt und Mittel bereitgestellt. Das war der Ort, wo Personalentscheidungen getroffen wurden und wo Forscher ihre Projekte vorstellten und dafür kämpften. Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit residierte hier, und das war auch der Ort, an dem die Akten verwahrt wurden.
Das Gelände war größtenteils eine Parklandschaft, auch wenn es mitten im Winter ein wenig trostlos wirkte. Es gab Bestrebungen, den ganzen Komplex mit einer Kuppel zu überdachen, aber während ich das schreibe, stecken die Pläne dazu noch in irgendwelchen Komitees fest.
Der Besucherparkplatz war besetzt, also landete ich auf einem ungefähr einen Kilometer entfernten Parkplatz und ging zu Fuß
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