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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht tat, konnte er dann auch in diesem Moment meine Gedanken aufnehmen? War ich auch jetzt ungeschützt?
    Am nächsten Morgen fragte ich Frank. »Kommt auf den Einzelnen an«, sagte er. »Manche können Ihre Gedanken noch mehrere Räume entfernt wahrnehmen, auch wenn sie alle der Ansicht sind, dass Menschen schwerer zu lesen sind als ihresgleichen.«
    Und war diese Fähigkeit rein passiv? Oder gab es eine aktive Komponente? Lasen sie einfach die Gedanken, oder konnten sie auch Gedanken einspeisen?
    Wir waren zu fünft im Aufenthaltsraum und nahmen unser Frühstück ein, und Frank gab die Frage weiter an Joe Klaymoor. Joe war in den Siebzigern, grauhaarig und klein, und ich hätte ihn für introvertiert gehalten, hätte ich glauben können, dass irgendein introvertierter Mensch eine Reise ins Stummenland auch nur in Erwägung ziehen würde. Sagen wir also besser: zurückhaltend. Und ein netter Kerl. Während der ganzen Ereignisse behielt er seinen Sinn für Humor. Er lachte einfach darüber. »Ich habe nichts zu verbergen«, sagte er. »Zu meinem unendlichen Bedauern.«
    »Das war für die Stummen einmal eine der ganz großen Fragen ihrer Zeit«, fuhr er fort. »Ähnlich wie die Frage, die die Menschen sich einst gestellt haben, die Frage, ob unsere Augen Strahlen aussenden, die uns dazu befähigen zu sehen. Oder ob die Strahlen von der Welt um uns herum ausgehen. Wie unsere Augen sind auch die Ashiyyur nur Empfänger. Sie empfangen Bilder, Emotionen, alles, was Ihnen gerade auf bewusster Ebene durch den Kopf geht.« Für einen Moment wirkte er ein wenig unbehaglich. »Nun ja, ›durch den Kopf gehen‹ trifft es nicht ganz.«
    »Was trifft es dann?«, fragte einer der anderen Passagiere, Mary DiPalma, eine Zauberkünstlerin aus London.
    »Es ist eher so etwas wie ein ungebändigter Strom. Die Ashiyyur würden Ihnen erklären, dass der menschliche Geist chaotisch ist.«
    Großartig. Wenn das wirklich so war, dann war es auch nicht verwunderlich, dass sie uns samt und sonders für Idioten hielten. »Auf bewusster Ebene, sagten Sie«, hakte ich nach. »Aber nicht auf unbewusster?«
    »Behaupten sie«, sagte Joe und legte den Kopf an die Stuhllehne. »Die Übermittlungs- und Wahrnehmungsfrage haben sie übrigens erst klären können, als sie uns begegnet sind.«
    »Tatsächlich? Wie kam das?«
    »Sie haben viel von unserem Denken verstanden, aber ein recht großer Teil war aufgrund der Sprachbarriere verstümmelt. Ich nehme an, sie haben versucht, uns Gedanken zu senden, und festgestellt, dass wir sie nur dumpf angeglotzt haben.«
    Jemand anderes, ich weiß nicht mehr, wer, fragte, wie es mit Tieren sei. Konnten sie auch die Gedanken von Tieren lesen?
    Joe nickte. »Die der höher entwickelten Tiere, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.«
    »Und Schmerz?«, fragte Mary DiPalma.
    »Oh ja, auf jeden Fall.«
    »Das muss ein Problem für sie sein.«
    Frank atmete einmal tief durch. »Worin liegt der Überlebensvorteil dabei?«, fragte er. »Ich hätte vermutet, dass eine Kreatur, die Schmerz um sich herum wahrnimmt, nicht lange überlebt.«
    Joe dachte darüber nach. »Die Evolution beschreitet zwei Wege«, sagte er. »Der eine betrifft das Individuum, der andere das Überleben der Art. Zumindest hat man es mir einmal so erklärt. Das ist eigentlich nicht mein Gebiet.«
    »Dann sind sie keine Raubtiere?«, fragte ich.
    Eine der Frauen lachte. »Raubtiere? Haben Sie mal diese Eckzähne gesehen? Und die Augen? Das sind Jäger, ohne Zweifel.«
    »Das ist richtig«, stimmte Joe zu. »Soweit ich verstanden habe, nehmen sie keine geistige Verbindung zu ihrer natürlichen Beute auf. Außerdem scheinen sie die telepathischen Fähigkeiten relativ spät entwickelt zu haben. Übrigens ist ihre Art sehr viel älter als unsere.«
    »Ich frage mich«, sinnierte einer der Männer, »ob wir auch irgendwann PSI-Fähigkeiten entwickeln werden.«
    Eine der Frauen setzte sich auf. »Ich hoffe sehr, dass das nicht geschehen wird«, verkündete sie.
    Mary lachte. »Ich kann es jetzt schon.«
    »Beweisen Sie es«, forderte Larry, der jüngste Reisende auf dem Schiff, sie auf.
    Mary drehte sich zu mir um. »Können Sie seine Gedanken etwa nicht lesen, Chase?«
    »Oh doch«, sagte ich.
    Niemand schien es eilig zu haben, das Schiff zu verlassen. Frank servierte jeden Abend Drinks, und wir feierten. Mary erzählte mir, dass sie sich noch immer an ihren ersten Flug in den fremden Raum erinnern könne und daran, wie nervenaufreibend die Erfahrung

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