Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
ich verspreche Ihnen, wir werden tun, was notwendig ist, um dem ein Ende zu machen.«
Er sprach etwa fünfunddreißig Minuten, und ich stellte fest, dass es mir schwerfiel, ihn zu mögen. Dennoch widerstand ich dem Impuls, schon jetzt zu beschließen, dass er an der Sache beteiligt war.
Der Zug fuhr nicht bis zur Hauptstadt durch, also stieg ich in einer mittelgroßen Stadt aus und beschloss, die Reise am nächsten Tag fortzusetzen.
Ich nahm mir ein Zimmer in einem Hotel, duschte, zog mich um und überquerte die Straße zum Paranova, wo es neben einer kleinen Band auch gute Drinks gab. Eigentlich trinke ich nicht so viel, aber ich hatte ein paar arg harte Tage hinter mir, und ich musste nur den ersten Drink bezahlen. Danach war ständig irgendjemand eifrig darum bemüht, die Rechnung für mich zu übernehmen. Ich verbrachte ein paar Stunden in dem Lokal, schlug eine Einladung zu einer Party aus, lernte zwei oder drei Kerle kennen, die interessante Begleiter für den Abend abgegeben hätten. Aber ich konnte mich nicht von dem Gedanken lösen, dass ich einen heroischen Typ brauchte. Jemanden, der Türen eintreten und den Bongwerfer umhauen konnte.
Zu der Band gehörten zwei Leute, die Saiteninstrumente spielten, ein Bläser und eine Sängerin. Die Gruppe nannte sich The Big Five. Und ja, ich weiß, es waren nur vier. Bitte fragen Sie mich nicht, was das zu bedeuten hatte!
Die Musik war stimmungsvoll. Etwa wie das Zeug, das auf Rimway während des letzten Jahrhunderts gespielt worden war. Nichtsdestotrotz wirkte es, aber vielleicht lag das auch nur an meiner persönlichen Verfassung. Die Lieder handelten von verlorener Liebe, von Straßen, die man nicht gegangen war, und davon, weit von zu Hause weg zu sein. Ein blonder Typ, der einfach toll aussah, aber nicht den geringsten Sinn für Humor hatte, saß an meinem Tisch und ließ sich über dieses und jenes aus, während ich an einem Drink nippte, der nach Limone und Rum schmeckt. The Big Five spielten. Plötzlich bohrte sich der Text förmlich in mein Bewusstsein:
… Ende der Welt,
als du gegangen bist …
Wenn ich zu viel trinke, überfällt mich meist eine unpassende Neigung zum Draufgängertum. Solche Abende enden immer damit, dass ich mir einbilde, ich könnte es mit jedem aufnehmen. Aber ich glaube, dieses Gefühl hatte sich spätestens in dem Moment verflüchtigt, in dem ich in Marinopolis aus dem Zug stieg und ein Taxi zum Campus der Marikoba Universität nahm.
Das Personalverzeichnis verriet mir, dass sich Professor Mikel Wexler auf die Geschichte des Bandahriats spezialisiert hatte und sein Büro im ersten Obergeschoss des Fletcher-Gebäudes lag. Aber das Büro war verschlossen, und die Leute sagten mir, er käme an bestimmten Wochentagen auch gar nicht her.
Ich versuchte es mit seinem Privatcode und erwischte eine KI. »Wohnsitz Professor Wexler. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht!«
Ich erinnerte mich, dass er, wie er erzählt hatte, gelegentlich als Berater für Administrator Kilgore fungiere, also erkundigte ich mich im Informationsbüro der Regierung. Es täte ihnen leid, so beschieden sie mir, aber sie hätten keine Möglichkeit, den Professor zu erreichen, und könnten mir auch nicht sagen, wo er sich aufhalte.
Ich suchte also den Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter der Fakultät auf und fing mit jedem, der hereinkam, ein Gespräch an. Niemand fragte danach, ob ich überhaupt berechtigt sei, mich dort aufzuhalten, und ich beschloss, dass es an der Zeit wäre, ein Risiko einzugehen und meine Bekanntschaft mit Alex zu erwähnen.
»Wie wunderbar!«, sagte eine der Dozentinnen. »Der Mann, der die Wahrheit über Christopher Sim aufgedeckt hat!«
Und jemand anderes: »Der Typ, der Margolia gefunden hat!«
Die Polaris- Geschichte kam nie zur Sprache, aber das war auch nicht notwendig. Als die Leute hinausgingen, um sich um ihre Kurse zu kümmern, kamen andere herein, fragten mich, was mich hierher geführt hätte, ob ich mich vielleicht überreden ließe, in der einen oder anderen Vorlesung zu sprechen und woran Benedict derzeit arbeite. Ich gestehe, ich war freudig überrascht, als ich feststellen durfte, dass die meisten von ihnen auch mich kannten.
Was hatte mich hierher geführt?
Jedes Mal, wenn mir jemand diese Frage stellte, entgegnete ich, ich hätte gehofft, Mikel Wexler zu treffen. »Bedauerlicherweise habe ich ihn verpasst.«
»Ah«, machte eine ganz in Schwarz gekleidete, korpulente Dame. »Ich hätte mir ja denken
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