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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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musste wissen, dass ich nicht bereit war und es nie sein würde.
    »Ja«, sagte ich und bemühte mich, lässig zu sein.
    »Entspannen Sie sich!« Er zeigte mir seine Zähne und deutete auf die Stühle. Ein Lächeln oder die Ankündigung meiner Vernichtung? »Warum setzen wir uns nicht, Chase?«
    Die Stühle waren einander gegenüber vor einem lavendelfarbenen Vorhang aufgestellt worden, den seine Mitarbeiter als Hintergrundkulisse aufgehängt hatten. »Klar«, sagte ich. »Ich bin bereit, wenn Sie es sind.«
    »Gut. Wir werden mit der Aufzeichnung noch ein paar Minuten warten, wenn Sie einverstanden sind.«
    »In Ordnung.«
    »Darf ich eine Bemerkung anbringen?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Sie sehen wirklich gut aus.«
    »Bitte?«
    »Missverstehen Sie mich nicht! Sie sind alles, was ich erhofft hatte. Sie sind fremdartig. Sie sind beunruhigend. Niemand, mit dem ich gern allein wäre. Das ist genau das, was wir wollen. Ich hatte befürchtet, Sie würden einfach nur wie eine andere Lebensform aussehen. Aber Sie haben wirklich etwas an sich, das auf mich …« Er brach ab, überlegte, was er sagen wollte, »… beunruhigend wirkt.«
    »Okay. Ich freue mich, dass ich Sie nicht enttäuscht habe!« Ich zeigte ihm die Zähne, doch er schien es gar nicht zu merken.
    »Gut.« Wir unterhielten uns ein paar Minuten über die Eindrücke, die ich in Borkarat gesammelt hatte und darüber, wie schwierig es war, mit Hilfe von Grunz-, Knurr- und Hauchlauten zu kommunizieren. Dann fragte er mich, ob ich bereit sei.
    »Ja.« Genau, bringen wir es hinter uns!
    Eine grüne Lampe leuchtete auf. »Chase Kolpath, ich begrüße Sie zu Schlagzeilen des Tages. Die Show läuft bereits seit zweiunddreißig Jahren, aber Sie sind der erste Mensch, der bei uns zu Gast ist.«
    »Es ist mir eine Freude, Ordahl.«
    »Darf ich fragen, wie viel Zeit Sie auf Borkarat zugebracht haben, Chase?«
    »Nur ein paar Wochen.«
    So ging es noch einige Minuten lang hin und her. Was hatte ich mit der Mission von Salud Afar zu tun? Wie war ich auf diese Welt gelangt? War es wirklich wahr, dass die Mitarbeiter des Administrators bereits von Callistra gewusst hatten, bevor wir davon berichtet hatten?
    Oh-oh!
    »Die Antwort auf diese Frage kenne ich nicht, Ordahl. Aber es würde mich schockieren, sollte ich erfahren, dass der Administrator bereits früher über das Problem informiert war.«
    Das Vorspiel ging noch eine Weile weiter. Ob ich erzählen könnte, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiente und warum ich nach Borkarat gekommen war? Wie fühlte es sich an, in meinem Geist so isoliert zu sein? Wie reagierte ich darauf, mich unter Angehörigen einer Spezies zu bewegen, die so anders kommunizierte? War es für mich eine Erleichterung zu wissen, dass ich nun auch für andere offen war und dass alles, was ich wusste, diesen anderen vermittelt werden konnte, ohne dass ich selbst mich darum bemühen musste?
    »Nein«, gestand ich. »Das erschreckt mich zu Tode!«
    »Warum? Warum fürchten sich Menschen so sehr vor der Wahrheit? Warum haben sie so viel Angst davor, dass andere herausfinden könnten, was sie denken? Was sie fühlen? Sind sie wirklich so falsch?«
    »Niemand fürchtet sich vor der Wahrheit, Ordahl, aber wir denken, dass auch Privatsphäre wichtig ist.«
    »Ja, und darum schätzen Sie Ihre Fähigkeit, die Wahrheit voreinander zu verbergen.«
    »Wahrheit ist manchmal schmerzhaft. Beispielsweise ist es geschmacklos, manche Dinge des alltäglichen Lebens zu offenbaren. Es gibt Details unseres physischen Daseins, von denen wir alle wissen, von denen wir aber nicht wünschen, dass sie uns regelmäßig ins Bewusstsein gedrängt werden.«
    »Beispielsweise?«
    »Beispielsweise möchte ich nicht wissen, ob mein geschätzter Gastgeber ein Bedürfnis verspürt, die Toilette aufzusuchen.«
    Ich fragte mich, wie wohl ein Komödiant in einer Welt zurechtkäme, in der niemand jemals lachte.
    »Was«, fragte er, »ist ein Komödiant?«
    Sein Ton deutete an, er versuche, ein Kind zur Vernunft zu bringen. Ich widerstand dem Impuls, mich meiner Reize zu bedienen. Meiner sanften grauen Augen, meines langen schwarzen Haars. Ich hatte hübsche Züge und ein mörderisch anziehendes Lächeln. Gewöhnlich reichte das vollkommen, um den Widerstand eines Mannes zu brechen. Aber ich hatte nicht die geringste Chance, diesen Koloss um den Finger zu wickeln. Welche Reize ich auch sonst besitzen mochte, derzeit mussten sie wohl alle als vermisst gelten.
    »Sie verstehen gewiss«,

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