Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
richtig«, erwiderte ich. »Auch wenn Männer allgemein auf einem relativ niedrigen Niveau stehen!«
Das trug mir ein Lächeln ein.
»Und da ist jemand aus Ihrer Vergangenheit, es liegt schon einige Jahre zurück, den Sie immer noch lieben.«
»Jerry Crater!« Ich war entsetzt. »Das ist wahrnehmbar gewesen?«
»Ich fürchte schon. Aber das ist nichts, dessen man sich schämen müsste!«
Alex Lächeln wurde breiter. »Der gute alte Jerry, nicht wahr?«
»Lass es sein, Boss!«
»Jedenfalls glaube ich«, bemerkte Alex daraufhin, »wir können deinen Auftritt als uneingeschränkten Erfolg werten!«
»Schön! Aber wenn du mich wieder einmal als Freiwillige einsetzen willst, möchte ich reichlich vorher gefragt werden!«
Am Abend sahen wir uns die Show an. Zweimal. Beim ersten Mal lauschte ich einfach meinen Antworten. Dann stellten wir den Ton ab, und Selotta übersetzte die telepathische Seite. Es war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Tatsächlich folgte der telepathische Verlauf ziemlich genau dem gesprochenen Wort. Und, ja, zwischendurch gab es auch ein paar Ablenkungen. Beispielsweise dachte ich, meine Schuhe drückten und wie froh ich wäre, wenn das Interview vorbei wäre, und dass mein Gastgeber die Flexibilität eines Holzklotzes besitze. Und, was vielleicht das Schlimmste war, dass ich wünschte, menschliche Wesen könnten endlich lernen, sich rational zu verhalten. »Ich bin nicht sicher, ob ich den richtigen Begriff gewählt habe«, erklärte Selotta. »Ich habe von menschlichen Wesen gesprochen, aber Sie haben eher an uns alle gedacht.«
Als sie das sagte, dachte ich, dass es sich beinahe anhörte wie Hochverrat.
Ich versuchte immer noch, meine Reaktion zu zügeln und mich wieder zu beruhigen, als wir erneut von einer Konfrontation hören mussten. Ein Stummenkreuzer beschädigt, ein Konföderationszerstörer, die Arbuckle, mit Mann und Maus zerstört.
»Ich bin es müde!«, brach es aus mir heraus. »Ich möchte abreisen!«
Alex erging es nicht anders. Giambrey und Circe wollten bleiben und sich den diplomatischen Herausforderungen stellen.
Es stand, so nehme ich zumindest an, nie in Frage, dass wir nach Salud Afar zurückkehren würden. Sie brauchten die Belle-Marie. Alex wies darauf hin, dass er, sollte das Schiff die nächsten drei Jahre Flüchtlinge von Salud Afar fortbringen, kaum von Nutzen sei und vermutlich ebenso gut nach Rimway fliegen könne.
Aber irgendetwas trieb ihn dazu, zurückzukehren. Vielleicht war es das Gefühl, dass er dem Administrator vielleicht doch noch zu Diensten sein könnte. Vielleicht konnte er sich auch nur nicht dazu durchringen, mitten in einer globalen Katastrophe zu verschwinden. Auf jeden Fall lehnte er meinen Vorschlag ab, ihn zu Hause abzusetzen. »Fliegen wir erst mal zurück!«, schlug er vor. »Vielleicht kann ich ja beim Bau der Schutzräume helfen oder irgendwas!«
Am Morgen wurde bekannt, dass sechs Personen auf dem Stummenkreuzer zu Tode gekommen waren. Gegen Mittag, während wir gerade packten, gab die Konföderation eine Protestnote hinsichtlich des grundlosen Angriffs heraus. Der Antrieb auf der Arbuckle, so sagten sie, habe nicht korrekt gearbeitet und nur deshalb seien sie unversehens im Raum der Ashiyyur aufgetaucht. Sie verlangten eine Entschuldigung.
Jeder, der sich ein bisschen mit der interstellaren Raumfahrt auskannte, wusste, dass solch ein Ereignis recht unwahrscheinlich war. »Das ist egal«, beschied uns Giambrey über seinen Link. »Wird so eine Geschichte veröffentlicht, lassen sich die Leute alles einreden!«
Ich erhielt Anfragen für weitere Interviews, die ich jedoch alle höflich ablehnte. Außerdem erfuhr ich, dass einige Kommentatoren innerhalb der Konföderation mich zur Verräterin gestempelt hatten. »In der Hochburg des Feindes«, so formulierte einer von ihnen, »redet Kolpath daher, ab hätten beide Seiten gleichermaßen Schuld auf sich geladen!« Sie riefen dazu auf, Rainbow Enterprises zu boykottieren.
Und schließlich, als wir zur Haustür gingen und uns von unseren Gastgebern und einigen Nachbarn, die extra gekommen waren, um uns Lebewohl zu sagen, verabschiedeten, erreichte uns die Nachricht von einem weiteren Zwischenfall. Ein Kreuzer der Ashiyyur war in der Nähe von Casumel getroffen worden und manövrierunfähig. Wieder waren Tote zu beklagen.
Kassel erklärte, er wolle uns in die Hauptstadt begleiten und bei uns bleiben, bis wir sicher an Bord der Belle-Marie seien. »Wir wollen ja
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