Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

sein.
    »Beeilen Sie sich lieber!«, forderte ich.
    Wir verzögerten immer noch. Dann, plötzlich, kehrte mein Gewicht zurück. »Alex«, sagte ich, »die Antigrav-Maschinen sind wieder ausgefallen!«
    »Haben Sie das Problem gelöst?«, fragte die Stimme der Küstenwache.
    »Negativ!«, meldete ich. Und, zu Alex: »Halt dich fest!«
    Aber darum hätte ich mir keine Sorgen machen müssen.
    Wir pflügten durch eine Wellenkrone, holperten und prallten hart auf der Wasseroberfläche auf. Der Aufprall presste mich in das Gurtsystem. Dann drang Wasser in die Kabine, und Alex versuchte, mich aus den Gurten zu befreien. Er war mir schon früher in ähnlicher Weise zu Hilfe gekommen, also dachte ich, das wäre ein gutes Zeichen. Aber um mich herum wurde es immer dunkler, alles drehte sich im Kreis.
    »… bei mir Chase!«, hörte ich ihn rufen. »Bleib bei mir! Allein schaffe ich das nicht!«
     
    Aber er schaffte es doch. Als ich wieder Tageslicht sah, waren wir im Wasser, hingen an irgendetwas dran und rutschten eine Woge hinab. Es war einer der Stühle. »Geht es dir gut?«, fragte Alex.
    Ich sah mich um. Ozean, überall nur Ozean. Keine Spur von der Landefähre. Ich brauchte eine Minute, ehe ich die Sprache wiederfand. »Es ging mir schon besser«, sagte ich schließlich.
    »Nichts gebrochen?«
    Anscheinend nicht. »Ich glaube nicht.«
    »Gut. Ich schätze, wenn etwas gebrochen wäre, wüsstest du das.«
    »Anzunehmen. Wo ist der Gleiter?«
    »Gesunken wie ein Stein.« Er half mir, mich aus eigener Kraft an dem Stuhl festzuhalten. »Belaste ihn nicht zu sehr!«
    »In Ordnung!«
    Er ließ mich los. Ich übte mich ein wenig im Wassertreten, um den Kopf oben zu behalten. »Sie müssten bald hier sein«, sagte er.
    »Das hoffe ich! Wie lange ist es her?«
    »Nur ein paar Minuten.«
    »Hast du die Küstenwache gerufen?«
    »Nachdem wir unten waren? Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte zu viel damit zu tun, deinen Kopf über Wasser zu halten!«
    »Okay, versuchen wir es noch einmal!« Ich sprach mit derselben Person.
    »Sie sind unterwegs«, versicherte sie mir. »Sie müssten in etwa fünfzehn Minuten bei Ihnen sein.«
    »Gut. Danke.«
    »Halten Sie Kontakt!«
    Ich ließ die Verbindung offen. »Alex, danke, dass du mich da rausgeholt hast!«
    »Schon gut. Denk einfach daran, wenn du das nächste Mal eine Gehaltserhöhung willst!«
    Zwei Leute an einem Stuhl funktioniert nicht besonders gut. Sobald einer von uns das Ding ein bisschen stärker belastete, sank es unter die Wasseroberfläche. »Chase«, begann Alex, »hast du jemals von einer derartigen Fehlfunktion gehört?«
    »Das war beabsichtigt«, sagte ich. »Jemand muss an Bord gegangen und entweder die KI manipuliert oder ein parasitäres System eingespeist haben.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut! Selbst wenn die KI einfach versagt hätte, hätte sich der Gleiter nicht so verhalten dürfen. Was mir nicht klar ist, ist, warum die Maschinen am Ende doch wieder gearbeitet haben.«
    »Weil man uns nicht töten wollte.«
    »Wirklich?« Ich blickte hinauf zu einem vollkommen leeren Himmel.
    »Wären wir umgekommen, hätte das eine Menge Aufmerksamkeit erregt. Und unser Tod hätte mit Vicki in Verbindung gebracht werden können. Jemand will uns loswerden, will aber nicht, dass etwas davon an die Öffentlichkeit gelangt.«
    »Also war das eine Warnung?«
    »Ja, das nehme ich an.«
    Die nächste Woge rollte heran. Wir trieben über sie hinweg. »Was zum Teufel hat Vicki Greene nur angestellt?!«
     
    Wir trieben im Wasser, sahen einander an, hielten Ausschau nach dem Rettungsfahrzeug, als sich Alex’ Augen plötzlich weiteten. Er starrte über meine Schulter hinweg.
    Ich drehte den Kopf.
    Vierzig oder fünfzig Meter von uns entfernt hatte sich ein langer, schwarzer Schwanz aus dem Wasser erhoben. Ein gegabelter Schwanz. Einige Sekunden reckte er sich hoch in die Luft, dann platschte er zurück ins Wasser. »Sie beeilen sich besser!«, erklärte ich der Küstenwache.
    Was immer da im Wasser war, schien sich nicht von der Stelle zu rühren. Nur der Schwanz hob und senkte sich immer wieder.
    »Nicht gut!«, bemerkte Alex.
    Ich stellte einigermaßen erleichtert fest, dass ich meinen Scrambler noch bei mir hatte. Natürlich konnte ich keineswegs sicher sein, dass er dem Nervensystem eines Fisches auf einer anderen Welt überhaupt etwas anhaben konnte, auch wenn diese Waffen eigentlich mit allem fertig werden sollte. Ich hielt den Scrambler aus dem Wasser und versuchte, ihn trocken