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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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flussabwärts auf den Weg. Um uns herum war offenes Land, überwiegend Flachland, hier und da akzentuiert von einem kleinen Wäldchen, ein paar vereinzelten Häusern und der einen oder anderen kleinen Stadt. Der Fluss war zu Beginn recht schmal und floss sanft und beinahe ohne jede Wellenbewegung dahin. Weder Alex noch ich waren gut genug in Form, um über einen längeren Zeitraum konstant zu paddeln, also ließen wir uns einfach von der Strömung treiben.
    Irgendwann hatte der Fluss uns bis an den Rand des Geisterwaldes getragen. Wir tauchten in seine Welt ein. Die Vögel veranstalteten ohrenbetäubenden Lärm. Sie schrien und kreischten, manche warfen mit Nüssen und Zweigen nach uns. Wir entdeckten eine Kreatur mit der größten Flügelspannweite, die ich je gesehen hatte. Meist glitt dieses geflügelte Wesen nur über uns hinweg und beobachtete etwas, das wir nicht auszumachen vermochten. Eine Weile dachte ich, der Riesenvogel wäre hinter uns her, weshalb ich trotz der Beteuerungen der Einheimischen, denen zufolge es hier keine Raubtiere gab, lange Zeit den Scrambler nicht aus der Hand legte. Aber der Vogel kümmerte sich gar nicht um uns.
    Außerdem gab es da eine Kreatur, die aussah wie ein fliegender Knautschsessel. Sie trieb über die Baumspitzen hinweg, tauchte manchmal ab, anscheinend um abgefallenes Laub zu fressen, und zog wieder weiter.
    Als die Sonne unterging, paddelten wir ans Ufer, wo wir uns eine Lichtung suchten. Wir breiteten dort unsere Schlafsäcke aus und entfachten ein Feuer. Alex wollte lesen, aber das Licht zog zu viele Insekten an.
    Da wir sonst nicht viel zu tun hatten, saßen wir einfach beieinander, unterhielten uns und sahen zu, wie Callistra den Himmel erklomm. Nach einer Weile setzte eine kühle Brise ein und vertrieb die Insekten.
    In dieser Nacht war noch ein zweiter Stern zu sehen, der lange nicht so strahlend hell leuchtete. Vermutlich einer der Planeten. Was anderes konnte es nicht sein. »Weißt du«, sagte ich, »wäre ich Autorin und wollte herkommen, um meiner Kreativität den richtigen Schub zu geben, wäre der vorrangige Grund dafür genau dieser Himmel!«
    Alex blickte hinauf. »Ganz besonders, wenn du Horrorgeschichten verfassen würdest.«
    »Ich frage mich, was das für ein Stern ist.«
    »Keine Ahnung.«
    Ich konsultierte meinen Link. »Es ist ein veränderlicher blauer Riese«, verkündete der, »ungefähr 1,2 Millionen Mal so hell wie die Sonne von Salud Afar. Er ist auch noch weiter vom Rand der Galaxie entfernt als Salud Afar. Entfernung …«
    Ich hörte Donnern aus westlicher Richtung.
    »… zwölfhundert Lichtjahre.«
    »Wie viel heller?«, fragte Alex.
    »Eins Komma zwei Millionen.«
    »Oh«, machte er, »das ist etwas anderes! Ich dachte, du hättest eins Komma drei gesagt!«
     
    Wir hatten verschiedene Meinungen darüber gehört, warum der Geisterwald ein Geisterwald sei. Da gab es die Auffassung, die Pflanzen führten ein Eigenleben, Nebel würde sich aus eigener Kraft bewegen, Stimmen in den Bäumen erklingen. Und nun lag ich hier und überlegte, wie leicht die Leute doch von derartigen Dingen zu überzeugen waren. Und dabei will ich gar nicht abstreiten, dass dies eine wunderbare Gelegenheit war, mich an der eigenen Überlegenheit zu erfreuen. So dumm wie diese Leute war ich nicht.
    Das Feuer war erloschen, und Callistra sank allmählich in den Wald hernieder. Es war kälter geworden, weshalb ich wenig Neigung verspürte, mich aus meinem Schlafsack zu schälen und mit Holzscheiten herumzuspielen. Aber meine Fantasie machte sich bemerkbar. Zweige knarrten ein wenig zu laut, und dann und wann konnte ich, so als ginge jemand über schlammigen Boden, eine Art Schmatzen hören. Nur dass der Boden hier fest und trocken war. Und ja, ich weiß, dass das normalerweise keine große Sache ist, aber die Nacht war darüber hinaus vollkommen still. Nicht das kleinste Lüftchen regte sich, und von dem bereits erwähnten Knacken, dem Rauschen des Windes und besagtem Schmatzen abgesehen, waren nur noch Insekten zu hören.
    Nicht, dass es mir wirklich Angst gemacht hätte. Aber ich hatte schon besser geschlafen.
     
    Weder Alex noch ich waren besonders gut darin, mit Proviant in Form von Nahrungsrationen umzugehen, die in Dosen mitgeführt wurden und sich selbst erhitzten. Alex hatte in jener alten Zeit, in der er zusammen mit Gabe Ausgrabungen durchgeführt hatte, von dem Zeug leben müssen, hatte sich aber inzwischen an ein weitaus luxuriöseres Leben gewöhnt.

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