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Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Falls jemand weiß, was wirklich passiert ist, falls dir jemand erzählt, dass er mit einer einheimischen Tänzerin weggelaufen ist, behalt es für dich. Wir wollen, dass Ramsay schreibt, die ultimative Skeptikerin – das bist übrigens du – ist gegen ihren Willen auf die Insel gereist und fängt an, sich zu fragen, ob an all diesen Geschichten nicht doch etwas dran ist.«
    »Alex, du weißt so gut wie ich, dass Ramsay nichts davon schlucken wird.«
    »Er muss dir ja nicht unbedingt glauben. Alles, was er von dir will, ist eine Geschichte, die er verwenden kann. Okay?«
    »In Ordnung.«
    »Was immer du dort herausfindest, spar es für mich auf.«
    Nicht, dass wir dergleichen nicht schon früher getan hätten. Sicher, es ist ethisch nicht ganz einwandfrei, Gerüchte in die Welt zu setzen, um den Wert der Besitztümer eines Klienten zu steigern, aber Alex argumentiert stets, wir täten schließlich niemandem weh. Alles, was wir unternähmen, sei, unser Geld zu verdienen. Nichts daran auszusetzen. Und ich wurde ja nicht aufgefordert, unverblümt zu lügen. Genau. Liefer nur ein bisschen Kontext . Das war der Begriff, den er gern benutzte. Kontext.
    Also schön. Ich beschloss, den Strand vorerst auszulassen, schlüpfte in eine Shorts und einen weißen Pullover, dessen Brusttasche ein Anker schmückte, und mischte mich unter die Touristen.
    Virginia Island lieferte den Boden für ungefähr vierhundert Häuser. Hotels und Gästehäuser, Geschäfte und Andenkenläden säumten die Strandpromenade. Es gab ein Tagungszentrum, Stallungen, einen Pier mit allerlei Unterhaltungsangeboten, einen Streichelzoo für Kinder und ein Aquarium. Und natürlich die Strände.
    Ich sah mich nach jemandem um, der nicht wie ein Tourist aussah, und entschied mich für ein älteres Paar, das an einem Tisch unter einem Baum saß. Ich kaufte mir ein Sandwich und ein paar Schokokekse und setzte mich in ihrer Nähe auf eine Bank. Es war nicht schwer, die Aufmerksamkeit der Frau zu erregen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Binnen weniger Minuten hatte ich mich zu ihnen gesetzt und erzählte ihnen, wie schön die Insel doch sei, während wir gemeinsam Kekse mampften. Sie hatten fast siebzig Jahre auf dieser Insel verbracht und konnten sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Aber als ich bemerkte, dass dies auch das Zuhause von Christopher Robin gewesen sei, wechselten sie einen kurzen Blick und zuckten mit den Schultern. »Wenn Sie es sagen«, sagte die Frau zu mir.
    Nicht weit entfernt arbeitete ein Mann in kurzer Hose an seinem Boot. »Zu dieser Jahreszeit geht es auf der Insel manchmal ziemlich wild zu«, erzählte er mir. »Jede Nacht gibt es Partys. Die Bälger laufen unbeaufsichtigt herum. Keine Ahnung, wo ihre Eltern sind. Ich würde meine nicht so einfach losziehen lassen.« Sein Name war Wes Corvin. Er hatte die Jahrhundertmarke schon lange hinter sich, lächelte viel und hatte das Auftreten eines absolut zufriedenen Menschen. Es war kaum zu übersehen, dass sämtliche Pläne, die er je für sein Leben gehegt hatte, nie weit über das Herumschippern im Meer hinausgegangen waren.
    Als die Gelegenheit gekommen war, erzählte ich beiläufig, ich fände es faszinierend, hier zu sein, denn ich hätte in der Schule ein Referat über Christopher Robin gehalten, und nun befände ich mich selbst hier auf Virginia Island.
    »Ich kann mich erinnern, dass er mir begegnet ist, als ich hergezogen bin«, sagte Corvin. »Er ist immer oben an der Bucht spazieren gegangen. Abends hielt er sich meist dort auf; manchmal mit seiner Frau, manchmal allein. Ich weiß noch, dass er oft einfach nur dagestanden, sich über das Geländer gebeugt und auf die See hinausgestarrt hat. Aber ich habe nie mit ihm gesprochen, höchstens mal Hallo gesagt oder so. Er schien dem, was um ihn herum vorging, nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Immer, wenn ich ihn sah, schaute er zum Meer oder zum Himmel oder irgendwo in weite Ferne. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Aber Sie wussten, wer er war?«
    »Teufel auch, ich weiß bis heute nicht, wer er war. Ich wusste, dass er angeblich ein berühmter Wissenschaftler war, aber das ist auch alles.«
    In Ruby’s Walk-In trank ich Zitronenlimonade mit zwei Frauen, eine groß und distanziert, die andere plump und beinahe quälend freundlich. Beide schüttelten traurig die Köpfe, während sie mir erzählten, Robin hätte Elizabeth betrogen, sie hätte es herausgefunden und in jener Nacht, als er nach Hause kam, bereits

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