Alex Benedict 06 - Firebird
Schaden wir angerichtet hätten, wären wir imstande gewesen, in ihnen eher so etwas wie formbaren Lehm zu sehen, vorläufige Schlussfolgerungen vorbehaltlich späterer Revision beim Auftreten neuer Beweise.
Ramon Cavalier, Glaube und Kultur , 1267
Als wir zum Landhaus zurückkehrten, stellten wir Charlie Jacob vor und überließen es ihnen, sich über was auch immer KIs interessieren mag auszutauschen, während Alex hinauf in sein Büro ging, um sich mit den eingegangenen Nachrichten zu befassen, die sich in der Zwischenzeit angesammelt hatten. Ich widmete mich derweil den eher alltäglichen Dingen. Eines dieser Dinge kam, wie sich herausstellte, von Fenn Redfield. Es war eine Textnachricht, und sie lautete schlicht: Alex, bitte melden Sie sich, sobald Sie können. Fenn war, wie ich an anderer Stelle bereits erwähnt habe, ein alter Freund. Und Polizeiinspektor.
Ich informierte Alex. »Es geht bestimmt um Robins Jachten« , sagte er. »Ich habe gerade keine Zeit, Chase. Ruf ihn an und erkundige dich, was er für uns hat.«
Fenn war klein und irgendwie plump und sah ganz und gar nicht aus wie ein Gesetzeshüter. Was, wie er gern sagte, der Grund für seine erfolgreiche Arbeit war. Er wirkte nicht bedrohlich. Stattdessen hatten die Leute stets das Gefühl, sie könnten ihm vertrauen. Ganz so, als hätte er nur ihr Bestes im Sinn.
»Alex hat mich gebeten, die Berichte über einige Vorfälle für ihn zu beschaffen« , sagte er. »Sie waren in den Archiven, darum hat es eine Weile gedauert.«
»Danke, Fenn. Können Sie uns einfach rüberschicken, was Sie haben?«
»Das geht nicht. Datenschutz. Aber wenn Sie mir erzählen, was Sie wissen wollen …«
»Ich wusste gar nicht, dass er Sie darum gebeten hat.«
»Na ja, Sie wissen ja, wie er ist, Chase. Soweit ich es sehe, ist da weiter nichts Ungewöhnliches.« Er berührte seinen Monitor. »Abgesehen davon, dass dieser Robin ständig irgendwelche Jachten verloren hat. Hier heißt es, sie wären als entbehrlich eingestuft und für Orbitalexperimente benutzt worden. Als Robin seine Experimente beendet hatte, hat er sie einfach untergehen lassen.«
»Soll das heißen, sie sind aus dem Orbit gestürzt?«
»Das nehme ich an. ›Untergehen lassen‹ steht hier im Wortlaut. Anscheinend wurden sie einfach zurückgelassen.«
»Steht da, wie viele Male die Jachten rausgeflogen sind?«
»Einen Moment.« Er zog seinen Monitor zurate. »Negativ.«
»Okay. Wissen Sie, wann das passiert ist?«
»Das ist eine Weile her. Diesen Unterlagen zufolge war das 1385, ’88, ’91 und ’93. Ich schicke Ihnen die genauen Daten rüber. Alle vier Fahrzeuge waren ziemlich alt.« Er ratterte die Namen herunter, die sie getragen hatten, bevor Robin sie erworben hatte: die Lucia , die Exeter , die Nomade und die Tai Lin g. »Alle vier liefen unter Caveat emptor. Der Verkäufer hat keine Verantwortung und keine Haftung übernommen. Ich kann mir nicht vorstellen, was Robin mit den Jachten gewollt hat. Abgesehen davon, sie rauszubringen und den Stöpsel zu ziehen. Was er, wie ich annehme, auch getan hat.«
Während ich diese Information an Alex weitergab, erhielt er einen Anruf von einem wichtigen Kunden. Bei einem Nachlassverkauf auf der anderen Seite des Globus könnte Andrew Karnovskys berühmter Gehstock zur Auktion kommen. Konnten wir herausfinden, ob der Stock wirklich war, was von ihm behauptet wurde? Und falls dem so war, so wünschte der Anrufer, dass wir ihn für ihn akquirierten.
Alex versprach, sich bald mit neuen Informationen zurückzumelden und fing, da so viel Geld im Spiel war, sofort an, herumzufragen. Als er fertig war und wir auf die Antworten warteten, brachte ich das Gespräch wieder auf Chris Robin. »Warum waren sämtliche Daten der Haus-KI gelöscht?«
»Vielleicht hat Zuck uns die Antwort darauf bereits gegeben.«
»Die lautet …?«
»Wenn Elizabeth ihn wirklich betrogen hat oder einer von beiden den anderen auf irgendeine Weise hintergangen hat, dann könnte sie befürchtet haben, dass die Datenbanken irgendwelche Hinweise darauf enthielten. Sie hätte nicht gewollt, dass so etwas je öffentlich bekannt wird. Die sicherste Methode, das zu verhindern, wäre die Löschung der KI. Das hätte sie rein gar nichts gekostet.«
»Wenn da etwas dran ist«, sagte ich, »dann haben wir vielleicht auch bereits einen Hinweis darauf, was wirklich aus ihm geworden ist. Aus Robin.«
»Du meinst, Elizabeth hat ihn ermordet.«
»Ja. Und dann ins Meer geworfen.«
»Möglich
Weitere Kostenlose Bücher