Alex Benedict 06 - Firebird
ist das.«
»Das würde auch das fehlende Gepäck erklären. Sie hätte es ebenfalls loswerden müssen, wenn sie behaupten wollte, er wäre nie nach Hause gekommen. Und die Geschichte wäre ganz wunderbar aufgegangen, insbesondere, als sich herausgestellt hat, dass Cermak tot war. Hätte nicht zufällig jemand den Gleiter gesehen, wäre nichts davon je bekannt geworden.«
Wir kauten immer noch auf dem Thema herum, als Jacob sich meldete. »Ich bitte um Verzeihung, aber Dr. Bittinger möchte Sie gern sprechen, Alex.«
Ich stand auf. Alex hielt eine Hand hoch und signalisierte mir zu bleiben. »Stell ihn durch, Jacob.«
Wescott Bittingers hageres, ernstes Bild trat in Erscheinung. Er war der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beratungsausschusses des Senats, ein in physischer Hinsicht kleiner Mann mit zurückweichendem Haar und hängenden Schultern. Aber in seine runzligen Züge war ein süffisantes Grinsen eingebaut.
»Wes«, sagte Alex. »Schön, dass Sie sich so prompt melden.«
»Ich unterhalte mich stets gern mit Ihnen, Alex.« Er lächelte in meine Richtung, ehe er sich wieder Alex widmete. »Was kann ich für den berühmtesten Antiquitätenhändler der ganzen Welt tun?« Sein Ton deutete an, dass das Metier belanglos wr.
Alex ging natürlich nicht darauf ein. »Wes, wir sind gerade zurück von Villanueva.«
»Tatsächlich? Was um alles in der Welt wollten Sie dort?« Dann ging ihm ein Licht auf. »Ach so, bestimmt haben Sie einige unbezahlbare Artefakte mitgebracht.«
»Nicht so ganz, Wes.«
»Ihnen geht es doch gut, oder? Villanueva ist ein gefährlicher Ort.« Er schaute in meine Richtung. »Sie haben ihn doch hoffentlich nicht begleitet, Chase? Das ist, nach allem, was ich gehört habe, kein passender Ort für eine Frau.«
Ich lächelte höflich.
»Sie war dort«, sagte Alex. »Und es ist etwas vorgefallen, von dem Sie wissen sollten.«
Der Mann saß in einem prachtvollen, üppig gepolsterten Lehnsessel. »Tatsächlich?« , fragte er. »Auf Villanueva ? Ich hoffe, wir haben niemanden verloren.«
»Eher nicht.«
»Etwas genauer, bitte.«
»Wir haben eine KI mitgebracht.«
»Wirklich? Ich gehe davon aus, dass Sie von einer funktionierenden KI sprechen.«
»Ja. Sie hat bei der Leitung einer Grundschule geholfen. Als die Überlebenden geflüchtet sind, wurde sie zurückgelassen.«
»Das dürfte unter diesen Umständen unvermeidlich gewesen sein, nehme ich an.«
»Sein Name ist Charlie.«
»Schön zu hören, dass er überlebt hat. Siebentausend Jahre in einer Grundschule?« Bittinger gluckste. »Das Alphabet beherrscht er inzwischen vermutlich im Schlaf.«
»Wes, während wir im Orbit waren, hat er uns angefleht, ihn da rauszuholen.«
Weiteres Glucksen. »Das kann ich mir denken. Nun ja, schön für Sie, Alex.« Er ließ uns spüren, dass seine Zeit kostbar war. Räusperte sich. Rang sich eine unbehagliche Miene ab. Schaute auf irgendetwas auf seinem Schreibtisch. »Gibt es sonst noch etwas?«
»Wes, als die Leute geflohen sind, haben sie die KIs zurückgelassen. Sie sind immer noch dort.«
»Alex.« Nun sprach er in einem besänftigenden Tonfall. »Es ist alles in Ordnung. Das sind nur Datenverarbeitungssysteme.«
»Das ist von jeher ein strittiges Thema, Wes. Aber ob sie nun nur Datenverarbeitungssysteme sind oder Wesen mit einem Bewusstsein – wir behandeln sie wie Menschen. Das haben wir immer getan.«
»Alex, hören Sie sich eigentlich selbst zu?«
»Sie wissen, dass ich keinen Unsinn rede.«
»Natürlich weiß ich das. Ich erweise Henry stets äußerste Höflichkeit. Nicht wahr, Henry?«
Eine neue Stimme ertönte: »Ja, Sir. Ihre Gesellschaft war stets außerordentlich angenehm.«
Bittinger beugte sich vor, bemüht um eine mitfühlende Miene, und presste die Hände zusammen. »Und das ist soweit auch völlig in Ordnung, Alex. Aber in diesem Fall, um Gottes willen, Villanueva ist eine Todesfalle. Wir müssten die ganze Flotte hinschicken, um ein paar von diesen Dingern da rauszuholen. Und nur Gott weiß, wie viele es dort gibt. Und wir würden das Leben der Retter aufs Spiel setzen.« Wieder räusperte er sich, dieses Mal lauter. »Sagen Sie, hatten Sie irgendwelche Probleme, während Sie dort waren?«
»Eigentlich nicht.«
»Schön, das zu hören. Ihnen ist natürlich bewusst, dass wir grundsätzlich davon abraten, sich Villanueva zu nähern.«
Wir saßen im Besprechungsraum, und der beige Kasten lag auf einem Regalbrett und war an das Haussystem angeschlossen, damit
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