Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
verbracht, ungesehen vom Feind, der sie töten wollte, doch oft selbst von ihnen getötet wurde. Es hatte einmal ein Team von vier Detectives bei der Mordkommission in Tampa, Florida, gegeben.
Starkey verlangte, dass sie sich hier wie in einer echten Kriegssituation verhielten. Absolutes Stillschweigen war geboten. Die meiste Zeit verwendeten sie Handzeichen. Musste jemand husten, so tat er es in der Armbeuge oder im Halstuch.
Die Rucksäcke waren von Sergeant Griffin so eng gepackt, dass darin nichts klapperte, wenn sie gingen.
Die drei hatten sich mit Anti-Moskitomittel eingeschmiert und dann die Tarnfarben aufgetragen. Den ganzen Tag über rauchten sie keine einzige Zigarette.
Keine Fehler.
Starkey hatte beschlossen, das Töten sollte irgendwo zwischen Harpers Ferry und einer Gegend, die Loudoun Heights hieß, stattfinden. Dort war ein Teil des Weges dicht bewaldet, ein endloser grüner Tunnel, der für ihre Zwecke günstig war.
Der Wald bestand hauptsächlich aus Laubbäumen und nur wenigen Fichten. Es gab jede Menge Rhododendron und Berglorbeer. Den drei Männern entging auch nicht das kleinste Detail.
In dieser Nacht schlugen sie kein Lager auf und achteten strengstens darauf, keine Beweise zu hinterlassen, dass sie überhaupt in diesem Wald gewesen waren.
Brownley Harris wurde um halb acht Uhr abends, ehe es dunkel wurde, auf eine weitere Erkundungsmission ausgeschickt. Als er zurückkam, war die Sonne untergegangen, und Dunkelheit hatte sich wie ein Leichentuch über den Appalachian Trail gebreitet. Der Wald vermittelte ein wenig das Gefühl, im Dschungel zu sein, aber das war nur eine Illusion. Eine halbe Meile von ihrem Standort verlief eine Staatsstraße.
Harris machte bei Starkey Meldung. »Ziel Eins ist ungefähr zwei Kilometer vor uns. Ziel Zwei weniger als drei. Alles sieht für uns gut aus. Ich bin in Hochstimmung.«
»Du bist immer bereit, zu jagen und zu töten«, sagte Starkey.
»Aber du hast Recht, alles arbeitet für uns. Besonders die Einstellung der Wanderer hier: Immer freundlich und traue deinem Nachbarn.«
Dann gab Starkey den Einsatzbefehl. »Wir bewegen uns zu einem Punkt auf der Hälfte zwischen Ziel eins und Ziel zwei.
Dort warten wir. Und denkt daran, keinerlei Schlamperei. Wir waren zu lange zu gut, um jetzt alles zu versauen.«
45
Ein Dreiviertelmond erleichterte den Marsch durch den Wald.
Starkey hatte den Mondstand in seine Berechnungen einbezogen. Er war nicht nur ein Kontrollfanatiker, sondern absolut detailbesessen; denn wenn man eine Kleinigkeit übersah, konnte einen das das Leben kosten, oder man wurde erwischt. Er wusste , dass sie mit milden Temperaturen rechnen konnten, dazu wenig Wind und kein Regen. Regen bedeutete Schlamm, und Schlamm bedeutete viele Fußspuren, und Fußspuren waren auf ihrer Mission inakzeptabel.
Sie sprachen kein Wort, als sie sich im Wald fortbewegten.
Vielleicht war es nicht nötig, so vorsichtig zu sein, aber es war Gewohnheit, so hatte man sie für den Kampf ausgebildet.
Eine schlichte Regel war ihnen immer wieder eingebläut worden: Denkt daran, wie ihr ausgebildet wurdet, und versucht nie, den Helden zu spielen. Außerdem half die Disziplin, sich zu konzentrieren. Ihr Fokus war auf die Morde ausgerichtet, die bald stattfinden würden.
Die drei Männer waren in ihrer eigenen privaten Welt, als sie losmarschierten. Harris fantasierte über die Tötung und stellte sich die Gesichter und Körper vor. Starkey und Griffin blieben auf dem Boden der Tatsachen und hofften nur, dass Harris ihnen mit der Beschreibung der Ziele keinen Scheiß erzählt hatte.
Starkey erinnerte sich, dass Brownley ihnen einmal gemeldet hatte, das Opfer sei ein vietnamesisches Schulmädchen, das er in allen Einzelheiten beschrieb. Als sie jedoch an die Killzone gelangten, ein kleines Dorf im An-Lao-Tal, fanden sie eine fette Frau weit über siebzig vor, mit schwarzen Warzen am ganzen Körper.
Eine männliche Stimme riss sie jäh aus ihren Tagträumen.
Starkey hob warnend die Hand.
»He! He! Was ist denn los? Wer ist da draußen?«, rief die Stimme. »Wer ist dort?«
Die drei blieben abrupt stehen. Harris und Griffin schauten Starkey an, der den Arm noch hochhielt. Niemand antwortete der unerwarteten Stimme.
»Cynthia? Bist du das, Süße? Das ist wirklich nicht komisch.«
Männlich. Jung. Offensichtlich verärgert.
Dann blitzte ein grelles gelbes Licht in ihre Richtung. Starkey trat in den Lichtstrahl. »Hallo.« Mehr sagte er nicht.
»Was, zum
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