Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens

Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens

Titel: Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
mein Gott im Himmel. Ich habe mir nur eine Woche freigenommen. Ich brauchte dringend Erholung. Ich mache gern lange Wanderungen und schlafe dann auch im Freien. Das stammt noch aus meiner Zeit bei der Armee, aber ich habe es immer geliebt. Ich war Pfadfinder in Greensboro. Klingt unter den gegebenen Umständen albern.«
    Ich ließ ihn reden. Der Pfadfinder in ihm wollte sprechen – musste es rauslassen.
    »Seit vier fahren bin ich geschieden. Camping ist meine einzige anständige Flucht, meine Befreiung vom Alltag. Jedes Jahr nehme ich mir zwei Wochen frei, dazu noch ab und zu einen Tag, wenn es möglich ist.«
    »Wusste jemand, dass Sie diese Wanderung auf dem Appalachian Trail planten?«
    »Alle in unserer Gemeinde wussten das. Außerdem noch ein paar Freunde und Nachbarn. Es war kein großes Geheimnis.
    Weshalb auch?«
    »Wusste Ihre Exfrau davon?«, fragte Sampson.
    Tate dachte nach, schüttelte dann aber den Kopf. »Wir haben keine enge Verbindung. Ich sage es Ihnen lieber gleich. Ich habe Helen geschlagen, ehe wir uns scheiden ließen. Sie mag mich dazu getrieben haben, aber ich habe sie geschlagen.
    Die Schuld liegt bei mir. Es gibt keine Entschuldigung, wenn ein Mann eine Frau schlägt.«
    »Können Sie uns etwas über gestern erzählen? Erwähnen Sie alles, woran Sie sich erinnern können. Auch jede Kleinigkeit«, sagte ich.
    Tate brauchte ungefähr zehn Minuten, um uns den Tag detailliert zu schildern. Er sagte, er sei um sieben aufgewacht und habe gesehen, dass der Morgen neblig war. Daher hatte er es nicht eilig, weiterzuwandern, sondern frühstückte ganz in Ruhe im Lager. Gegen halb neun brach er auf und schaffte eine ziemlich weite Strecke bis zum Abend. Er überholte unterwegs zwei Familien und ein älteres Ehepaar. Am Tag davor hatte er eine Mutter mit zwei Töchtern gesehen und hoffte, diese einzuholen, aber das gelang ihm nicht. Schließlich schlug er gegen sechs Uhr abends sein Lager auf.
    »Warum wollten Sie diese drei Frauen einholen?«, fragte Sampson.
    Tate zuckte mit den Schultern. »Nur verrückte Tagträume.
    Die Mutter war sehr attraktiv, Anfang vierzig. Augenscheinlich wanderten die drei gern. Ich dachte, wir könnten eine Zeit lang gemeinsam wandern. Das ist auf dem Appalachian Trail durchaus üblich.«
    »Haben Sie an diesem Tag sonst noch jemanden gesehen?«, fragte Sampson.
    »Mir ist niemand besonders aufgefallen. Ich habe schon krampfhaft nachgedacht. Zeit genug habe ich hier ja. Und auch über die Motivation.«
    »Nun gut, da waren die Familien, das ältere Ehepaar, die Mutter und ihre zwei Töchter. Haben Sie noch andere Gruppen auf dem Weg gesehen? Eine Gruppe Männer? Einzelgänger?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich erinnere mich nicht, etwas Verdächtiges gesehen zu haben. Nachts habe ich auch keine ungewöhnlichen Geräusche gehört. Ich habe tief geschlafen.
    Das ist eine gute Sache beim Wandern. Am nächsten Tag bin ich um halb acht schon wieder aufgebrochen. Es war ein wunderschöner klarer Tag, man konnte meilenweit sehen. Gegen Mittag kam die Polizei und verhaftete mich.«
    Reverend Tate schaute mich an. Seine kleinen Augen flehten mich an, baten um Verständnis. »Ich schwöre, ich bin unschuldig. Ich habe niemandem in diesem Wald ein Leid zugefügt.
    Ich habe keine Ahnung, wie das Blut auf meine Kleidung kam.
    Ich habe die Sachen nicht mal an dem Tag getragen, als diese armen Leute ermordet wurden. Ich habe niemanden umgebracht. Jemand muss mir glauben.«
    Bei seinen Worten lief es mir eiskalt über den Rücken. Sergeant Ellis Cooper hatte fast wörtlich das Gleiche gesagt.
48
    Mein letzter Fall als Detective des Morddezernats. Ein wirklich verflucht komplizierter Fall. Seit Tagen dachte ich fast pausenlos darüber nach, und es lag mir schwer im Magen, als wir niedergeschlagen von Harpers Ferry, West Virginia, zurückfuhren.
    Ich hatte meine Kündigung noch nicht eingereicht. Warum nicht? Ich nahm weiterhin Mordfälle in Washington, D.C., an, obwohl die meisten keine Herausforderung darstellten. Ein kleiner Drogenhändler war in einer Siedlung ermordet worden, aber das interessierte niemanden. Eine einundzwanzigjährige Frau hatte ihren gewalttätigen Ehemann umgebracht, aber das war eindeutig Notwehr gewesen. Zumindest für mich stand das fest. Ellis Cooper war tot. Und jetzt war ein Mann namens Reece Tate des Doppelmords angeklagt, obwohl er diesen wahrscheinlich nicht begangen hatte.
    Am Wochenende benutzte ich meine Vielfliegergutschrift, um nach Tampa,

Weitere Kostenlose Bücher