Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
Arizona, zu fliegen. Ich hatte einen Termin mit Susan Etra ausgemacht, deren Mann verurteilt worden war, weil er angeblich einen schwulen Soldaten umgebracht hatte.
Mrs. Etra verklagte die Armee auf Schadenersatz wegen des falschen Todesurteils. Sie hielt ihren Mann für unschuldig und hatte genügend Beweise, um das zu untermauern. Ich musste herausfinden, ob auch Lieutenant Colonel James Etra dieser Mord in die Schuhe geschoben worden war. Wie viele Opfer gab es?
Mrs. Etra öffnete mir die Tür. Sie schien sehr nervös zu sein.
Ich war überrascht, als im Wohnzimmer ein Mann mit einem Pokergesicht auf mich wartete. Sie erklärte mir, dass sie ihren Anwalt gebeten hätte, bei unserem Gespräch dabei zu sein.
Großartig !
Der Anwalt war tief sonnengebräunt, hatte glatt zurückgekämmte, weiße Haare und trug einen teuren anthrazitfarbenen Anzug, dazu schwarze Cowboystiefel. Er stellte sich als Stuart Fischer aus Los Angeles vor. »Im Interesse der möglichen Wahrheitsfindung im Fall ihres Mannes, der ihrer Meinung nach zu Unrecht verhaftet und verurteilt wurde, hat Mrs. Etra eingewilligt, mit Ihnen zu sprechen, Detective. Ich bin hier, um Mrs. Etra zu beschützen.«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Waren Sie Lieutenant Colonel Etras Anwalt beim Prozess?«, fragte ich.
Fischer behielt sein Pokergesicht. »Nein, war ich nicht. Ich bin als Anwalt auf die Unterhaltungsindustrie spezialisiert.
Aber ich habe Erfahrung mit Mordfällen. Ich habe im Büro des Distriktanwalts in Laguna Beach angefangen. Sechs Jahre habe ich dort unten verbracht.«
Fischer erklärte, dass Mrs. Etra vor kurzem die Geschichte ihres Mannes an Hollywood verkauft hatte. Jetzt war ich derjenige, der vorsichtig sein musste.
Etwa eine halbe Stunde lang erzählte mir Susan Etra, was sie wusste. Ihr Mann, Lieutenant Colonel Etra, hatte noch nie zuvor in Schwierigkeiten gesteckt. Soweit sie wusste, war er gegenüber Schwulen oder Lesben nie intolerant gewesen. Trotzdem soll er angeblich ins Haus von zwei schwulen Soldaten gegangen sein und sie im Bett erschossen haben. Beim Mordprozess wurde behauptet, er hätte sich hoffnungslos in den jüngeren der beiden Soldaten verliebt.
»Die Mordwaffe war ein Armeedienstrevolver. Wurde sie in Ihrem Haus gefunden? Gehörte sie Ihrem Mann?«, fragte ich.
»Ein paar Tage vor dem Mord hatte Jim bemerkt, dass der Revolver fehlte. Er war in allem peinlich genau, besonders was seine Waffen betraf. Und dann war die Waffe plötzlich wieder in unserem Haus. Wie praktisch für die Polizei, sie hier zu finden.«
Anwalt Fischer hatte offenbar den Eindruck, dass ich harmlos sei und ging noch vor mir. Als er weg war, fragte ich Mrs.
Etra, ob ich mir die Sachen ihres Mannes anschauen dürfte.
»Sie haben Glück, dass Jims Sachen noch hier sind«, sagte sie. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich schon daran gedacht habe, sie einer örtlichen Wohlfahrtsgruppe zu geben.
Ich habe alles ins Gästezimmer geschafft. Weiter bin ich noch nicht gekommen.«
Ich folgte ihr zum Gästezimmer. Dort ließ sie mich allein.
Alles war fein säuberlich an seinem Platz. Ich hatte den Eindruck, Susan und James Etra hatten sehr ordentlich gelebt, ehe Mord und Chaos ihre Leben zerstört hatten. Die Möbel waren teils aus hellem Holz, teils dunkle Antiquitäten. Ein Klapptisch an einer Wand war von einem Sammelsurium kleiner Zinnfiguren bedeckt. Kanonenmodelle, Panzer und Soldaten aus verschiedenen Kriegen. Neben den Modellen waren Waffen in einer verschlossenen Vitrine. Alle waren beschriftet.
1860 COLT ARMEE REVOLVER, .44 KALIBER, 8-ZOLLLAUF; SPRINGFIELD TRAPDOOR GEWEHR, PA-TRONE, VERWENDET IN DEN INDIANERKRIEGEN DER USA. HAT ORIGINAL-BAJONETT UND LEDERSCHLAU-FE; MARLIN GEWEHR, CIRCA 1893, NUR SCHWARZ-PULVER.
Ich öffnete den Wandschrank daneben. Lieutenant Colonel Etras Kleidung bestand zur Hälfte aus Zivilsachen und zur Hälfte aus Uniformen. Ich ging weiter und durchsuchte die anderen Kommoden und Schränke.
Ich wühlte in den Schubladen einer Herrenkommode, als ich auf die Strohpuppe stieß.
Mein Magen verkrampfte sich. Diese unheimliche Puppe sah genau wie die aus, die wir in Ellis Coopers Haus bei Fort Bragg gefunden hatten. Genauso – als sei sie im selben Geschäft gekauft worden. Von derselben Person? Vom Killer?
In einer anderen Schublade fand ich das große Auge ohne Lider. Es schien mich zu beobachten. Wachsam bewahrte es seine eigenen schrecklichen Geheimnisse.
Ich holte tief Luft und ging nach draußen. Ich
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