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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sein.«
    »Nein«, sagte er, »wenn ich das sagen würde, wäre ich genauso wie jeder andere falsche Kretin. Klar macht es mir etwas aus. Ich bin so erzogen.«
    Zwei Schritte später. »Manchmal überlege ich, ob ich nur ein Grundstudium anfangen soll. Bloß um ihnen zu zeigen, wie dämlich die ganze Sache ist.«
    »Das wäre doch was«, sagte ich.
    »Wo haben Sie studiert?«
    »An der hiesigen Uni.«
    »Haben Sie von Ihren Eltern keinen Druck bekommen?«
    »Die Eliteunis kamen für mich nicht in Frage. Ich war heilfroh, dass ich aus Missouri weggekommen bin.«
    »Was ist an Missouri so schlimm?«
    »Überhaupt nichts.«
    Er starrte mich an. »Ach. Jedenfalls müssen Sie nicht das Gefühl haben, dass Sie irgendetwas tun müssen, was Ihren Prinzipien zuwiderläuft.«
    »Ein Empfehlungsschreiben für Sie aufzusetzen fällt nicht darunter«, sagte ich. »Ganz im Gegenteil.«
    »Sie kennen mich doch überhaupt nicht.«
    »Ich weiß genug.«
    »Wie auch immer  – wenn ich sage, schreiben Sie keinen Brief für mich, tun Sie’s dann tatsächlich nicht?«
    »Nicht ein einziges Wort.«
    »Er kann mit einem Nein nicht gut umgehen.«
    »Ich habe schon früher nein zu ihm gesagt.«
    Er riss die braunen Augen auf. »In welchem Zusammenhang?«
    »Er hat mich jahrelang damit genervt, dass ich meine Praxis aufgeben und für die Polizei arbeiten soll. Legt immer mehr Geld und bessere Titel drauf.«
    »Ja, das ist seine Art. Na und, lassen Sie ihn abblitzen, weil Sie ihn nicht mögen?«
    »Mit ihm käme ich klar, Charlie, aber das Gehalt ist trotzdem ätzend und wird es auch immer bleiben. Vor allem aber schätze ich meine Unabhängigkeit. Darauf kann man sich verlassen.«
    Er zog eine säuerliche Miene. Komm mir bloß nicht gönnerhaft .
    »Seien Sie nicht so empfindlich, ich stelle nur eine Tatsache fest«, sagte ich. »Ich habe es nicht nötig, Ihnen in den Arsch zu kriechen.«
    Verdutzt und mit großen Augen schaute er mich an, als wollte er sagen: Wer ist dieser Außerirdische?
    Wir liefen ein bisschen weiter, dann sagte er: »Es ist völlig absurd, dass er meint, ich hätte eine Auszeichnung verdient. Ich habe nur getan, was nötig war.«
    »Waren Sie und Marty befreundet?«
    »Ich habe keine Freunde«, sagte er. »Er auch nicht, jedenfalls nicht an der Windsor.«
    »Ein gemeinsamer Feind ist ein guter Anfang für eine entstehende Freundschaft.«
    Zum ersten Mal lächelte er. »Stimmt. Er saß immer allein da, und ich bin zweimal hingegangen und habe mit ihm geredet. Er war höflich, hatte aber nicht viel zu sagen. Nachdem er sich die Schulter verletzt hatte, hatte er nicht mehr viel für Geselligkeit übrig, und ich habe gemerkt, dass er allein sein wollte, deshalb habe ich ihn in Ruhe gelassen. Aber dann habe ich gehört, wie einige aus ihrer Clique sich das Maul darüber zerrissen haben, dass Marty Ms. Freeman umgebracht hätte, und mir war klar, dass ich etwas tun musste. Lügen zu verbreiten ist so was von typisch für die. Ihr ganzes Leben besteht aus Lug und Trug.«
    »Tristram und Quinn«, sagte ich.
    »Sie übernehmen keinerlei Verantwortung, und das System bestärkt sie noch in ihrem Narzissmus.«
    »Und hilft ihnen dabei, Sündenböcke zu finden.«
    »Sie zu finden und über die Klippen zu werfen. Das ist die ursprüngliche Bedeutung. Von einem Sündenbock, meine ich. Es stammt aus dem Alten Testament und war wortwörtlich gemeint. Wenn eine Gemeinschaft der Verdorbenheit anheimfiel, suchte man zwei Ziegenböcke aus. Der eine wurde für gut befunden, der andere war Asasel, und den warf man in die Tiefe, um Buße für die Sünden aller zu tun.« Er schnaubte. »Als ob das was nützt.«
    »Wird an der Windsor Bibelkunde unterrichtet?«
    »Klar.« Er kicherte. »Bei all den quälenden Analysen von Malcolm X bis zum Fänger im Roggen bleibt nicht viel Zeit für alte Texte. Nein, ich lese das aus eigenem Interesse. Auch wenn ich eigentlich für die Aufnahmeprüfung lernen sollte.«
    »Mögen Sie das Alte Testament?«, fragte ich.
    »Das Alte, das Neue, die Propheten, die Evangelien, den Koran, die Bhagavad Gita. Tatsache ist, dass alle Religionen für Menschenfreundlichkeit ebenso eintreten wie für unglaubliche Brutalität.«
    »Tristram und Quinn wollten den Mord an Ms. Freeman also Martin anhängen«, sagte ich. »Meinen Sie, die anderen haben es wirklich geglaubt?«
    »Wer weiß? Sind die überhaupt dazu fähig, an etwas zu glauben?«
    »Haben sie offen darüber geredet?«
    »Niemals«, sagte er. »Aber einmal, als

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