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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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vielleicht beehren wir auch den Atlantik. Bist du schon mal auf den Bahamas gewesen?«
    »Noch nie. Meine Reisepläne beschränken sich auf Agoura. Willst du mitkommen?«
    »Würde ich ja gern, aber ich bin gar nicht eingeladen, Alex.«
    »Oh.«
    »Heute habe ich wohl mal das große Los gezogen.«
    »Ich frage mich, was er will.«
    »Vielleicht will er dir das Jobangebot versüßen.«
    »Auf Hawaii gibt’s nicht genug Zucker«, erwiderte ich. »Das Gleiche gilt auch für die Bahamas. Okay, ich halte dich auf dem Laufenden.«
    »Ich habe auch noch was für dich: John sagt, Tristrams Anwälte machen einen Riesenwirbel und drängen darauf, dass er so schnell wie möglich nach Corcoran verlegt wird.«
    »Das ist ein harter Knast. Sagt ihm das Bezirksgefängnis nicht zu?«
    »Von ein paar hiesigen Bandenschlägern windelweich geprügelt zu werden, passt nicht zum Lebensstil des jungen Tristram. Vermutlich hofft er inständig, dass es ihm besser geht, wenn er mit Spitzeln, Kinderschändern und Wirtschaftskriminellen in Isolationshaft sitzt.«
    »Da hast du’s«, sagte ich. »Alles dreht sich um Beziehungen.«
     
    Bei Tageslicht wirkte die Ranch des Polizeichefs rauer, aber auch reizvoller. Wie das Set eines alten Westerns.
    Es war heiß in Agoura, obwohl der Herbst vor der Tür stand. Der Chef saß auf dem gleichen Schaukelstuhl wie beim letzten Mal und trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und einen roten Schlips; er musste regelrecht kochen in diesen Klamotten. Links von ihm standen drei Metallklappstühle in der prallen Sonne.
    Drei junge Männer saßen auf den Stühlen: Ein stämmiger Latinojunge in einer Schuljacke der South El Monte Highschool, der den rechten Arm in einer Schlinge trug, ein kleinerer, aber muskulöser Typ, der etwas älter war, eine abgeschnittene Jeans und ein Zuma-Jay-Shirt trug, und eine verlegen wirkende Bohnenstange mit einem riesigen Adamsapfel und struppigen roten Haaren, die unter einer beigen Huntington-Gardens-Mütze hervorhingen.
    Ich ließ den Chef links liegen und ging zu dem Typ in der abgeschnittenen Jeans. »Sind Sie Garret Kenten?«
    »Ja, Sir.«
    »Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Eindrucksvoll und unterhaltsam, Doktor«, sagte der Polizeichef. »Eines Tages können Sie damit in Las Vegas auftreten.«
    Charlie nahm seine Mütze ab. »Bitte, Dad.«
    »Tut mir leid, mein Junge.« Ein ganz anderer Tonfall. Kleinlaut, betreten, unsicher. Ich hatte ihn schon bei zahllosen Eltern pubertierender Kinder gehört.
    »Vergeben Sie mir, Dr. Delaware. Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist es hier ein bisschen schwierig gewesen.«
    »Das hätte es nicht sein sollen, Dad«, sagte Charlie. »Wenn man bedenkt, dass wir angeblich das Richtige gemacht haben.«
    Garret Kenten klatschte ihn ab.
    Martin Mendoza lächelte.
    Ich schüttelte ihm die linke Hand und machte mit Charlie weiter.
    »Setzen Sie sich bitte, Dr. Delaware«, sagte der Chef. »Hat ja keinen Sinn, die Sache unnötig in die Länge zu ziehen. Garret und Charlie haben Martin Mendoza kurz nach dem Mord an Elise Freeman versteckt. Streng genommen war das illegal, als Martin noch als flüchtig galt. Aber in Anbetracht dessen, wie sich die Sache entwickelt hat, sehen Sie sicher ein, dass absolutes Stillschweigen vonnöten war.«
    »Natürlich«, sagte ich. Dann wandte ich mich an die drei: »Gut gemacht, Jungs.«
    »War doch nichts weiter dabei«, sagte Garret Kenten.
    »Für mich schon, Alter«, sagte Marty Mendoza.
    »Der Flüchtige«, sagte Garret. »Wir hätten es filmen sollen.«
    Charlie schaute mich unverwandt an. »Es ging eindeutig um Recht und Unrecht und hatte nichts mit den dämlichen moralischen Dilemmas zu tun, die sie uns in der Schule vorsetzen, damit sie sich gut vorkommen. Als ob theoretische Situationen von Belang wären.«
    »Mir geht es vor allem darum, dass mein Großvater nicht drangsaliert wird«, sagte Garret Kenten. Er redete mit mir, warf aber einen Seitenblick zum Polizeichef.
    »Das dürfte kein Problem sein«, sagte der Chef.
    »Ich weiß, dass Sie ihn nicht ausstehen können, Sir, aber das müssen Sie vergessen.«
    »Dein Großvater und ich  – wir hatten Meinungsverschiedenheiten. Er ist offensichtlich ein guter Mann, aber es gibt… Meinungsverschiedenheiten.«
    »Das ist mir egal, Sir. Ich will nur nicht, dass Sie ihn drangsalieren.«
    »Kein Problem.«
    »Dazu besteht auch kein Grund, Dad«, sagte Charlie.
    Sein Vater funkelte ihn an. Zupfte an seinem Schnurrbart.

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