Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
»Deinem Opa wird kein Haar gekrümmt werden.«
Garret grinste. »Gut, er hat nämlich nicht mehr allzu viele.«
Marty lachte. Charlie blieb ernst.
»Wir mussten es machen«, sagte er. »Wir verdienen auch keinen Dank dafür, weil wir gar keine andere Wahl hatten. Die haben ihm offen gedroht.«
Der Chef sagte: »Mein Junge, du musst nicht auf die …«
»Sie haben Marty gehasst, weil sie bloß Angeber waren und seine Fähigkeiten als Bedrohung aufgefasst haben. Es ging um Leben und Tod.«
»Vielleicht war’s gar nicht so schlecht«, sagte Marty. »So habe ich wenigstens Surfen gelernt.«
»Du hast gelernt, wie man auf den Arsch fällt«, sagte Garret.
»Sie sind also in Malibu geblieben«, sagte ich.
»Ja, aber nicht auf dem Grundstück meines Großvaters, weil wir wussten … weil wir uns dachten, dass das keine gute Idee wäre. Mein Großvater hat für mich eine eigene Bude in Trancas gemietet, weil ich mir zwei Jahre freinehmen und einen Dokumentarfilm übers Surfen drehen will. Vermutlich kommt nichts dabei raus, aber ich will’s zumindest versuchen und danach vielleicht auf die Uni in Santa Cruz gehen.« Er wandte sich an Marty. »Wenigstens bist du ordentlich, Alter.«
»Als ob du dich da auskennst.«
»Ein hübsches Komplott«, sagte ich. »Sie haben ihm sogar ein eigenes Surfbrett besorgt.«
Die drei Jungs starrten mich an.
»Das Haus Ihres Großvaters wurde observiert, Garret. Man hat Sie gesehen, wie Sie ein Brett weggeschafft haben, und am nächsten Tag sind Sie mit einem Typen weggefahren, der eine beige Mütze trug.«
»Wow«, sagte Garrett Kenten.
Charlie zuckte die Achseln.
»Okay«, sagte der Polizeichef, »jeder hat das Seine dazu beigetragen. Geht jetzt rein, Jungs, ich muss mit dem Doktor unter vier Augen sprechen.«
Martin Mendoza stand auf, aber die beiden anderen zögerten.
»Übertreibt es nicht«, sagte der Chef.
Garret und Charlie nahmen Marty in die Mitte. Als sie sich umdrehten, ging ich zu ihm. »Ich bin froh, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
»Im Geschichtsunterricht haben sie immer davon geredet, dass es auch gute Deutsche gab, die Juden gerettet haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das geglaubt habe.«
Die drei Jungs schlenderten zum Haus.
»Sie wissen sicher, worum ich Sie jetzt bitten werde«, sagte der Polizeichef.
»Eigentlich nicht.«
»Es geht um dieses ganze Durcheinander. Jede Bewerbung, die von einem Schüler der Windsor kommt, wird so scheel angesehen werden wie ein Stück gefriergetrockenete Hundescheiße. Charlie hat es sich verdient, dass er in Yale genommen wird. Ich möchte, dass Sie für ihn ein Empfehlungsschreiben aufsetzen, und zwar ein gutes.«
»Was hält er davon?«
»Schauen Sie, Doktor, alles, was von seinen Lehrern und diesem Arschloch von Helfgott kommt, ist das reinste Gift. Sie hingegen stehen nach wie vor für Wahrheit, Gerechtigkeit und alles Gute. Und Sie haben diese Professur an der medizinischen Fakultät. So was gefällt denen.«
»Ich mache das gern«, sagte ich. »Aber erst will ich mit Charlie sprechen.«
»Worüber?«
»Wenn ich ein gutes Empfehlungsschreiben aufsetzen soll, muss ich ihn besser kennen.«
»Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen müssen: Er hat im Notendurchschnitt eine glatte Eins, und das in den schwersten Fächern – Leistungskurse auf Collegeniveau. Seine außerlehrplanmäßigen Aktivitäten sind vom Feinsten, und ich meine damit, dass er eine ganze Menge …«
»Das interessiert mich nicht«, sagte ich.
»Was denn dann?«, blaffte er mich an.
»Ich will ihn kennenlernen. Nicht seine Zirkustricks.«
41
Als Charlie aus dem Haus geschlurft kam, wirkte er wie jeder Teenager, der zu etwas gezwungen wird, das er hasst.
»Lassen Sie uns ein bisschen spazieren gehen«, sagte ich.
»Warum?«
»Weil mir gerade danach ist und Sie zu jung sind, um schmerzende Füße zu haben.«
»Meinetwegen.«
Wir liefen um den Autostellplatz herum. Er steckte die dünnen Hände in die Hosentaschen und starrte zu Boden.
»Sie wissen, was Ihr Dad möchte.«
»Mit Betonung auf ›Ihr Dad‹. Im Gegensatz zu dem, was ich möchte.«
»Deswegen will ich ja mit Ihnen reden.«
»Er ist total darauf fixiert.«
»Auf Sie?«
»Dass ich in einem Weicheierschuppen lande.«
»Er hat gesagt, Sie haben sich für Yale entschieden.«
»Das ist so, wie wenn man sagt, ich kann Käse nicht ausstehen, und jemand anderes sagt, du kannst zwischen Gruyère oder Cheddar wählen.«
»Das kann Ihnen doch völlig egal
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