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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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die Klatschfrage zurück, Jim. Was haben die Lästermäuler über Elise erzählt?«
    »Taucht das, was ich Ihnen dazu sage, später in Ihrem offiziellen Bericht auf  – in Ihrer Akte oder wie auch immer Sie das nennen?«
    »Nicht, wenn Sie uns entgegenkommen, Jim.« Eine glatte Lüge.
    Winterthorn rieb sich die Augen. »Ich kann das nicht persönlich verbürgen, aber ja, es gab Gerüchte darüber, dass Elise ein Alkoholproblem hat. Ich habe es nie bemerkt, aber es gab Leute, die das behauptet haben.«
    »Welche Leute?«
    »Andere Lehrer.«
    »Namen bitte.«
    »Ich …«
    »Jim, es ist wichtig.«
    »Sagen Sie bitte niemandem, dass Sie das von mir haben.«
    »Abgemacht. Wer, Jim?«
    »Enrico Hauer, er unterrichtet Psychologie und Urbanistik. Er hat behauptet, er habe Elise betrunken gesehen.«
    »In der Schule?«
    Er schüttelte den Kopf. »In einer Bar.«
    »In welcher?«
    »Ich habe nicht gefragt. Er hat gesagt, sie sei ziemlich voll gewesen.«
    »Reden wir von einer einmaligen Begebenheit oder von einem Verhaltensmuster?«
    »Er hat behauptet, er habe auch im Dienst ihre Fahne gerochen.«
    »Und was hat Mr. Hauer mit dieser Information angestellt?«
    »Nichts«, sagte Winterthorn. »Zumindest soweit ich weiß. Ich wollte es nicht hören. Ich versuche, mich aus dem ganzen Getue herauszuhalten.«
    »Was für ein Getue?«
    »Ist nur so ein Spruch, Lieutenant. Ich mische mich nicht gern in die Angelegenheiten anderer Leute ein.« Winterthorns Tonfall klang metallisch. Er saß so angespannt da, dass die Muskeln an den dünnen, blassen Armen hervortraten. Ein kleiner Mann, dennoch drahtig, mit breiten Schultern, womöglich kräftiger, als er wirkte.
    »Was ist mit Drogen?«, fragte Milo.
    »Davon habe ich nie etwas gehört«, erwiderte Winterthorn. »Wollen Sie damit sagen, dass Drogen irgendwie in Verbindung mit Trockeneis zum Einsatz kamen? Denn als Chemiker fällt mir dazu überhaupt nichts Einleuchtendes ein…«
    »Sie standen also in keinerlei Verbindung zu Elise?«
    »Nein.«
    »Wenn also jemand aussagen würde, dass es da doch eine Verbindung gibt, würde er lügen?«
    Winterthorns Augen zuckten hin und her. »Wer hat das behauptet?«
    »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen mitteilen würde, dass es Elise war?«
    »Ich würde sagen, das ist lächerlich.«
    Milo berichtete ihm von der DVD.
    Winterthorn hielt sich an seinem Stuhl fest und brach in Tränen aus. Seine Lippen bebten.
    »Das ist mehr als nur eine harmlose Verbindung, Jim.«
    Winterthorn schaukelte vor und zurück, raufte sich die Haare und bewegte lautlos den Mund. Schließlich brachte er ein paar erstickte Worte heraus: »Es war nur das eine Mal.«

11
    James Winterthorn zitterte weiter.
    »Erzählen Sie uns von diesem einen Mal«, sagte Milo.
    »Sie wissen es doch längst. Warum treiben Sie Ihre Spielchen mit mir?«
    »Kommen Sie schon, Jim.«
    »Das ist bloß Taktik«, sagte Winterthorn. »Keine Fragen stellen, es sei denn, Sie wissen die Antwort bereits. Anwälte machen das genauso.« Ein bitteres Lächeln. »Mom ist Anwältin.«
    »Erzählen Sie’s uns trotzdem, Jim.«
    »Ein einziges Mal, okay? Wir haben beide Überstunden gemacht, sind dann gemeinsam zu unseren Autos gegangen, und da ist es passiert.«
    »In wessen Wagen?«
    »In ihrem. Ich habe sie hinbegleitet. Weil ich höflich sein wollte und so.« Er stieß ein trockenes Lachen aus. »Sie hat sich bedankt und mich auf die Wange geküsst.« Winterthorn verschränkte die Arme. »Sie hat den Kopf gedreht, küsste mich auf den Mund, und dann … was spielt das für eine Rolle? Es war nur ein einziges Mal, keiner von uns hat jemals wieder darüber geredet. Mit Sicherheit war es keine Belästigung, und wenn sie etwas anderes behauptet hat, war sie offensichtlich gestört.«
    Milo schwieg.
    »Tatsache ist«, fuhr Winterthorn fort, »dass sie die treibende Kraft war  – sie hat angefangen, ich war nur zu blöde. Wir hatten nicht einmal richtig Sex miteinander, nicht auf die herkömmliche Art jedenfalls  – na ja, das klingt jetzt vielleicht komisch. Es war nichts Merkwürdiges oder Perverses, ich will bloß sagen, dass wir nicht einmal miteinander geschlafen haben. Verstehen Sie?«
    »Nicht ganz, Jim.«
    »Sie hat mir einen geblasen, okay?« Winterthorn sprang auf, lief zur Verandatür und schaute hinaus auf die Springkräuter, Begonien und Farne, auf einen idyllischen Fußweg, der mit flachen runden Kieselsteinen angelegt war. »Und dann war es vorbei, und wir haben nie wieder ein Wort

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