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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verhören werden.«
    »Wir verhören Sie nicht, wir vernehmen sie.«
    »Da lag ich wohl falsch.«
    »Was ist mit unzufriedenen Kunden?«, fragte Milo. »Mit Eltern oder Schülern, denen die Noten nicht gepasst haben?«
    Rollins zupfte an ihren Rüschen. »Lieutenant, Sie können doch nicht ernsthaft in Betracht ziehen, dass jemand Elise etwas zuleide getan haben könnte, weil seine Punktezahl nicht den Erwartungen entsprach.«
    »Ist das so unwahrscheinlich?«
    »Mehr als unwahrscheinlich.«
    »Nur mal rein hypothetisch, Dr. Rollins. Angenommen, da ist ein Schüler, ehrgeizig, einigermaßen klug, dessen Vorfahren allesamt an Eliteunis studiert haben  – meinetwegen in Harvard. Sein Vater, sein Großvater und selbst noch einige Urgroßväter waren in Harvard, sagen wir mal seit den Zeiten eines … John Adams. Man könnte gewissermaßen sprechen von einer…«
    »Erbfolge«, sagte Rollins.
    »Genau, der Junge tritt ein schweres Erbe an. Vielleicht waren einige seiner Vorfahren gar nicht so helle, denn früher waren Unis wie Harvard nicht mehr als Verwahranstalten für reiche weiße Jungs. Zum Leidwesen unseres gescheiten, aber nicht genialen Bewerbers muss man heutzutage aber superschlau sein. So wie zum Beispiel ein anderer Schüler an der gleichen Privatschule. Ich rede von einem ausgesprochenen Genie.«
    »Lieutenant, wir schicken jedes Jahr weit mehr als zwei unserer Absolventen nach Harvard …«
    »Mag sein, aber nicht jeder wird genommen, oder? Nicht mal, wenn er von einer großartigen Schule wie der Windsor kommt.«
    Schweigen.
    Milo fuhr fort: »Zusätzlich zur landesweiten Konkurrenz herrscht also auch noch ein Konkurrenzkampf unter Ihren Schülern. Okay, was ist also, wenn der Junge mit der schweren Erblast, der zwar klug ist, aber nicht so klug wie der andere Junge, zufällig an eine unangenehme Chemikalie herankommt und die Limonade des Genies unbeaufsichtigt rumsteht?«
    »Das ist absurd, Lieutenant.«
    »Wirklich? Genau das ist vor ein paar Jahren an einer Eliteschule an der Ostküste passiert. Das Opfer ist nicht gestorben, aber es war lange krank.«
    Mary Jane Rollins schlug die Hände vor die blassen Lippen. »Ich weiß nicht, woher Sie das wissen, aber ich habe so etwas mit Sicherheit noch nie gehört. Und abgesehen davon würde sich ein Absolvent unserer Schule niemals zu etwas so absolut… abstoßend Kriminellem herablassen.«
    »Ich will damit nur sagen, Dr. Rollins, dass Menschen, wenn viel auf dem Spiel steht, zu Verzweiflungstaten neigen. Und nun lassen Sie mich meine Frage wiederholen: Wissen Sie, ob irgendwelche Schüler oder Eltern hochgradig unzufrieden mit Elise Freeman waren? So sehr, dass sie sich bei Ihnen beschwert haben.«
    Kurzes Schweigen.
    »Nein, Lieutenant.«
    »Hat sich irgendjemand bei Dr. Helfgott oder jemand anderem in der Schulleitung beschwert?«
    »Niemand.« Mary Jane Rollins’ Hände entspannten sich. »Lieutenant, da Sie es mit einem kniffligen Fall zu tun haben, müssen Sie sicherlich fantasievolle Mutmaßungen anstellen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie vollkommen danebenliegen, wenn Sie glauben, irgendjemand von unseren Leuten hätte etwas mit Elises Tod zu tun. Einer der Vorzüge unserer Schule besteht darin, dass wir die strenge wissenschaftliche Ausbildung mit der Vermittlung fester moralischer Werte verbinden. Wir sind sogar so weit gegangen, dass wir Vanlights ethisches Dilemmatraining in unseren Lehrplan aufgenommen haben. Unsere Schüler haben sich mit einer Vielzahl komplexer Probleme auseinanderzusetzen.«
    »Vanlight beging Selbstmord, nachdem man ihn beschuldigt hatte, seine Schüler sexuell belästigt zu haben«, sagte ich.
    Rollins musterte mich wie eine Zoologin, die es mit einer neuen Spezies zu tun hat. »Wie dem auch sei. Jetzt muss ich mich wieder Präsident Lincoln widmen. Er ist das Thema meines anstehenden Referats, das ich unserem Abschlussjahrgang im nächsten Semester im Zuge eines Miniseminars anbieten werde.«
    »Die Sklavenbefreiung«, sagte Milo. »Passt wie die Faust aufs Auge, Doktor.«
    »Wie bitte?«
    »Als Schüler im Abschlussjahrgang sieht man allmählich Licht am Ende des Tunnels. Sie könnten es als Ankündigung ihrer persönlichen Befreiung bezeichnen.«
    Bevor Rollins etwas erwidern konnte, klingelte jemand an der Tür.

10
    Der Mann an der Tür war jung und schmächtig, hatte ein elfenhaftes Gesicht, kurz geschnittene Haare, deren Farbe an Schlammwasser erinnerte, Sommersprossen und einen forschenden Blick. Er trug

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