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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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überkam ihn dieselbe Panik wie vor einigen Stunden mit McCain und den Krokodilen. Wenn ihn jetzt ein Löwe angriff, war alles aus. Doch dann beruhigte er sich wieder. Vor ihm stand ein Warzenschwein. Es starrte ihn mit kleinen, grausamen Augen an und hob schnuppernd die Nase. Fressen?, schien es sich zu fragen. Es entschied sich dagegen. Das unbekannte Tier war zu groß und schmeckte wahrscheinlich nicht gut. Das Schwein machte kehrt und verschwand in die Richtung, aus der es gekommen war.
    Alex blickte zurück. Wie spät war es? Im Westen lag ein Bergrücken, der in der Hitze flimmerte wie ein Streifen grauer Seide. Dahinter ging langsam die Sonne unter. Auch ein blasser Mond stand am wolkenlos blauen Himmel. Dort begegneten sich Tag und Nacht. Alex wischte sich mit seiner schmutzigen Hand über das Gesicht. An seinem Ohr surrte eine Stechmücke. Ob Rahim schon aufgewacht war? Was würde er tun, wenn er merkte, dass er allein war?
    Aus den Augenwinkeln nahm Alex eine Bewegung wahr. Zuerst hielt er sie für Einbildung, doch dann sah er sie wieder. Ein Tier? Nein, ein Dutzend Männer. Sie waren noch knapp einen Kilometer von ihm entfernt und soeben am Fuß des Hügels angekommen, auf dem er stand. Sie hatten sich aufgefächert. Alex konnte die Gesichter, ihre Armeekleider und die Waffen, die sie trugen oder sich auf den Rücken geschnallt hatten, nur undeutlich erkennen. Er wusste aber, wer sie waren und dass sie ihn bestimmt auch gesehen hatten. Wenn er hier stehen blieb, würden sie in einer Viertelstunde bei ihm sein.
    Alex begann zu laufen. Seitlich vor ihm lag ein Dickicht. Er hielt darauf zu. Ob er sich zwischen den Stämmen und Ästen verstecken konnte? Nein, darauf durfte er nicht hoffen. McCains Leute folgten seiner Spur ohne die geringste Mühe. Ein einziger geknickter Grashalm oder ein heruntergefallenes Blatt war für sie ein so deutliches Signal wie eine grelle Neonreklame. Also war Schnelligkeit entscheidend. Konnte er den Staudamm erreichen, bevor sie ihn einholten? Blieb ihm genug Zeit, die Bombe zu zünden? Er zweifelte nicht daran, dass seine Verfolger ihn einfangen und töten würden. Aber wenigstens starb er dann in dem Wissen, McCain besiegt zu haben.
    Das Wäldchen endete so plötzlich, wie es angefangen hatte. Dahinter erstreckte sich ein Feld. Außerdem sah Alex zum ersten Mal wieder einen von Menschenhand gefertigten Gegenstand: die Überreste eines niedrigen Holzzauns. Er sprang darüber und rannte weiter. Um ihn wuchsen auf einmal ganz andere Pflanzen. Weizen!, dachte er fassungslos. Er war tatsächlich an McCains Weizenfeld angelangt. Demzufolge musste der Staudamm direkt vor ihm liegen, auch wenn er ihn noch nicht sehen konnte. Er brauchte nur geradeaus weiterzulaufen, dann musste er darauf stoßen.
    Alex raste, so schnell er konnte, durch das Weizenfeld. Die Halme kratzten an seinen Knöcheln und Händen. Weizen umgab ihn von allen Seiten. Erschrocken überlegte er, ob die Sporen ihr Werk getan hatten und der Weizen bereits Rizin produzierte. In diesem Fall wäre er in höchster Gefahr. Dann konnte jeder einzelne der gelb leuchtenden Halme ihn töten. Vielleicht atmete er das Rizin auch ein. Er presste die Lippen zusammen und hielt die Arme hoch. Wie konnte McCain bloß etwas so Schönes wie ein Weizenfeld in einen tödlichen Seuchenherd verwandeln?
    Er blickte sich um. Von seinen Verfolgern keine Spur. Ihr Auftauchen hatte ihn zu einem schnelleren Tempo angespornt. In etwa einem halben Kilometer Entfernung entdeckte Alex den Hochspannungsmast, den er vom Flugzeug aus gesehen hatte. Er bestand nicht aus Metall, sondern aus Holz und war zwischen vier und fünf Meter hoch. Alex steuerte auf ihn zu. Die Kabel würden ihn zu den Turbinen führen und die Turbinen mussten sich irgendwo am Fuß des Damms befinden. Angestrengt überlegte er, auf welcher Seite er den Weg gesehen hatte. Darauf käme er schneller voran. Ob Njenga ihm mit dem Landrover folgte? Nein. Der Motor wäre längst zu hören gewesen.
    In endlosen Wellen erstreckte sich das von felsigen Bergrücken eingefasste Weizenfeld vor ihm. Korn knirschte unter seinen Füßen. Das Geräusch gefiel Alex. Am liebsten hätte er gleich das ganze Feld niedergetrampelt, doch es schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Wo blieb der Staudamm? Inzwischen müsste er doch zu sehen sein. Das Feld endete so plötzlich, dass Alex sich in eine andere Welt versetzt fühlte. Und dann erkannte er den Weg. Er stand bereits drauf! Wie weit war es noch? Und wie

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