Alex Rider 08: Crocodile Tears
sich. Er drückte es zusammen, bis es fast zerbrach. Mühsam zwang er sich zur Ruhe. Am Ende der Straße stand noch eine altmodische Telefonzelle. Für einen Notruf brauchte er keine Münzen. Er würde die Polizei von dort aus anrufen.
Er lief die Straße zurück und betrat die Zelle. An den Wänden hing eine Modelwerbung und es stank nach Zigarettenrauch und Urin. Wenigstens schien das Telefon zu funktionieren. Er lehnte seine Aktentasche an die Glasscheibe und wählte.
»Welchen Hilfsdienst brauchen Sie?«, fragte eine Stimme.
»Mein Auto wurde gestohlen«, sagte Bulman. Er war geradezu erleichtert, eine andere menschliche Stimme zu hören. »Verbinden Sie mich mit der Polizei.«
Eine Pause folgte und er wurde durchgestellt.
»Ich möchte ein gestohlenes Auto melden«, begann er. »Ich habe es gestern Abend in der Chilton Street geparkt und jetzt ist es weg.«
»Können Sie mir das Kennzeichen geben?« Die Stimme gehörte einer Frau. Sie klang nicht besonders engagiert. Außerdem sprach sie mit ausländischem Akzent. Bulman fragte sich, ob man ihn an ein Callcenter im Ausland weitergeleitet hatte.
Er zwang sich zur Geduld und gab sein Kennzeichen durch. »KL06 NZG.«
»KL06 NZG?«
»Ja.«
»Handelt es sich um einen grünen Mercedes SLR Coupé?«
»Nein!« Bulman schloss die Augen. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. »Um einen silbernen VW Golf.«
»Können Sie mir das Kennzeichen noch einmal durchgeben?«
Bulman wiederholte es und machte nach jedem Buchstaben und jeder Zahl eine Pause. Die Dame am anderen Ende der Leitung war im Umgang mit Computern offenbar nicht besonders geschickt.
»Tut mir leid, Sir.« Nichts schien sie aus der Ruhe zu bringen. »Diese Nummer gehört zu einem Mercedes. Darf ich um Ihren Namen bitten?«
»Bulman. Harold Edward Bulman.«
»Und Ihre Adresse?«
Er sagte sie ihr.
»Bitte warten Sie einen Moment.« Wieder folgte eine Pause, die diesmal länger dauerte. Bulman wollte schon auflegen, da meldete die Frau sich wieder.
»Seit wann fahren Sie dieses Auto, M r Bulman?«
»Ich habe es vor zwei Jahren gekauft.«
»Ich kann leider weder Name noch Adresse finden.«
Bulman riss der Geduldsfaden. »Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht weiß, wo ich wohne, und Typ und Farbe meines eigenen Autos nicht kenne?«, rief er aufgebracht. »Ich sagte doch schon, mein Auto wurde gestohlen. Ich habe es gestern hier abgestellt und jetzt ist es weg.«
»Tut mir leid, Sir. Das Kennzeichen, das Sie mir durchgegeben haben, entspricht nicht den Informationen, die mir hier vorliegen.«
»Dann sind Ihre Informationen eben falsch.«
Bulman knallte den Hörer auf die Gabel. Sein Kopf pochte.
Er brauchte Geld. Ohne Geld kam er sich nackt vor. Außerdem wollte er frühstücken. Er sah auf die Uhr. Wenigstens die lief noch. Fünf nach neun. Die Banken hatten jetzt auf. Seinen Ausweis hatte er dabei, und wenn er erst wieder Geld hatte, ging es ihm auch gleich besser. Um das Auto konnte er sich später kümmern.
Er nahm den Weg zurück, den er gekommen war.
Zwanzig Minuten später stand er in seiner Bankfiliale und sprach an einem Schreibtisch in der Schalterhalle mit einem Berater. Der Berater war ein junger Asiate in Anzug und Krawatte und mit einem gepflegten Bart. Er blickte dem Kunden, der so energisch auf ihn zumarschierte, sichtlich beunruhigt entgegen. Bulmans Äußeres hatte anscheinend unter der Hektik der vergangenen Stunde, in der er versucht hatte, wieder Herr der Lage zu werden, gelitten. Aber das war ihm inzwischen egal.
»Ich brauche Geld«, sagte er. »Und Ihr Automat scheint nicht zu funktionieren.«
Der Angestellte runzelte die Stirn. »Bisher hatten wir keine Beschwerden.«
»Egal. Ich bin ja nicht auf den Automaten angewiesen. Jetzt möchte ich bei Ihnen Geld abheben.«
»Haben Sie eine Karte, Sir?«
Bulman reichte ihm die letzte Kreditkarte, die er noch besaß, und sah zu, wie der Angestellte die Daten in den Computer eingab. Verwirrt starrte der Mann auf den Bildschirm.
»Es tut mir sehr leid, Sir, abe r …«
»Wollen Sie sagen, ich hätte kein Konto bei Ihnen?« Bulmans Stimme zitterte.
»Nein, Sir. Sie hatten früher eins, aber Sie haben es vor einem Jahr aufgelöst. Schauen Sie selbst.« Der Mann drehte den Bildschirm herum und Bulman sah wieder die vier Nullen unter den Angaben seines Kontos. Das Geld war vor genau einem Jahr bis auf den letzten Penny abgehoben worden.
»Ich habe das Konto nie aufgelöst«, sagte Bulman.
»Soll ich mit der
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