Alex Rider 08: Crocodile Tears
Grinsen im Gesicht. Langsam verschwand es in der Maschine, wurde in Streifen geschnitten und fiel in den Papierkorb darunter.
Mann ohne
Eigenschaften
I m Saal saßen mindestens zehntausend Zuhörer und klatschten. Harry Bulman schob sich zwischen ihnen hindurch und blieb immer wieder stehen, um Hände zu schütteln oder Glückwünsche ihm völlig unbekannter Menschen entgegenzunehmen. Vor ihm winkte die Bühne. Auf ihr standen ein Dutzend goldene Statuetten und eine davon trug seinen Namen: Journalist des Jahres . Sie leuchtete im Scheinwerferlicht, war doppelt so hoch wie die anderen und schien beim Näherkommen immer noch größer zu werden. Im selben Augenblick begann eine Glocke zu schrillen un d …
Er wachte auf. Es war halb acht Uhr morgens und sein Wecker klingelte.
Er hatte zwar nur geträumt, aber es war ein sehr schöner Traum gewesen, der sicher bald Wirklichkeit werden würde. Er würde berühmt sein. Zeitungsredakteure, die bisher keine Zeit für ihn gehabt hatten, würden sich um ihn reißen. Er würde in Talkshows auftreten, Prominentenpartys besuchen und mit Preisen überschüttet werden. Vielleicht, dachte er, war er zu großzügig gewesen, als er Alex die Hälfte der Einnahmen angeboten hatte. Schließlich musste er die ganze Arbeit tun. Es war seine Story. Sicher waren vierzig oder dreißig Prozent angemessener. Womöglich brauchte er Alex am Ende überhaupt nicht zu beteiligen. Der Junge konnte daran sowieso nichts ändern.
Bulman konnte immer noch nicht fassen, dass er Alex zu guter Letzt gefunden hatte. Er erinnerte sich, wie er das erste Mal von dem Teenagerspion gehört hatte. Es war in einem Pub gewesen, dem Crown in der Fleet Street. Er hatte am späten Abend mit einem alten Kumpel aus der Armee einen getrunken. Der Mann war dabei gewesen, als der Fallschirmspringer im Science Museum durch das Dach krachte. Bulman hatte ihm damals nicht geglaubt, war der Sache aber trotzdem nachgegangen. Daraus war schon bald die Mission seines Lebens geworden. Wochenlang war er Hinweisen gefolgt, die ins Leere geführt hatten, hatte sich mit Kontaktpersonen getroffen, die im letzten Moment dann doch nichts gesagt hatten, hatte Gefallen eingefordert und notfalls auch gedroht. Stück für Stück hatte er das Puzzle zusammengefügt. Schließlich war er bei Alex gelandet.
Bulman schlief auf einem runden Bett mit schwarzseidenen Laken im obersten Stock eines modernen Wohnblocks in Chalk Farm. Vom Schlafzimmer aus blickte man auf die Gleise, die zum Bahnhof Euston führten. Obwohl das Haus erst zwanzig Jahre alt war, wiesen die Wände bereits Risse auf. Wahrscheinlich waren sie durch die Erschütterungen der Züge verursacht worden. Auch jetzt fuhr gerade ein Zug vorbei. Als Bulman eingezogen war, hatte das Mahlen der Räder auf den Gleisen ihn jedes Mal geweckt, aber er hatte sich schnell daran gewöhnt und sogar Gefallen daran gefunden. In einer teureren Gegend hätte er sich so ein Apartment nicht leisten können.
Vor ein paar Tagen hatte er Alex in Chelsea besucht. Er hatte ihm Zeit gegeben nachzudenken und zu erkennen, dass er keine Alternative hatte. Inzwischen hatten der Junge und seine Haushälterin sicher über alles gesprochen. Wahrscheinlich gaben sie sich gegenseitig die Schuld an der misslichen Lage.
Die Frau – Jack Starbright – bot einen ganz neuen Ansatzpunkt. Sie war jung und hübsch. Warum wohnte sie mit einem vierzehnjährigen Jungen zusammen? Ein gefundenes Fressen für News of the World! Am Nachmittag wollte Bulman wieder nach Chelsea fahren. Wenn Alex von der Schule heimkam, würde er mit einem Digitalrekorder auf ihn warten.
Er schlug die Bettdecke zurück und ging in die Küche. In der Spüle stapelten sich die Teller der letzten beiden Tage. Bulman aß gerne gut, scheute aber den Aufwand des Kochens. Aus dem Mülleimer quollen die Verpackungen verschiedener Fertiggerichte – hauptsächlich von Marks & Spencer. Er nahm sich einen sauberen Becher und machte Kaffee. Sein Blick wanderte über die Zeitungsausschnitte, die er an das Korkbrett über der Spüle geheftet hatte.
Die Wahrheit über das Armeefrühstück
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Bulman war nicht gerade stolz auf seine Arbeit. Seine Berichte fanden kaum Beachtung und tauchten mehr gegen Ende als am Anfang der Zeitungen auf. Aber egal. Sie wurden immerhin gedruckt.
Bulman öffnete den Kühlschrank, nahm die Milch heraus und roch daran. Sie war sauer. Er goss sie
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