Alex Rider 08: Crocodile Tears
der Passkontrolle seinen richtigen Namen sagen, brachte aber nur ein unverständliches Brummen zustande.
Dann saß er in einer Art Wartesaal.
Später wurde er einen Gang entlanggeschoben.
Im Flugzeug. Ein Sitz war entfernt worden, um Platz für den Rollstuhl zu schaffen. Andere Passagiere gingen mit ihrem Handgepäck an ihm vorbei. Er sah, wie sie ihn verstohlen anblickten. Ihre Reaktion war jedes Mal dieselbe: Verwirrung, die Feststellung, dass etwas nicht stimmte, Mitleid und dann Beschämung. Seine Knie begannen unter Einwirkung der Droge zu zucken. Die Hand darauf ebenfalls.
»Versuch doch ein wenig zu schlafen, Jonathan«, sagte Dr . Bennett. »Wir haben einen langen Flug vor uns.«
Wohin wurde er gebracht? Und warum? Glaubten die wirklich, sie könnten ihn ungestraft mit einem falschen Pass aus dem Land schmuggeln? Jack musste sein Verschwinden inzwischen bemerkt haben. Bestimmt hatte die Schule sie angerufen und sie hatte den MI6 alarmiert. Dann wurde er gesucht und alle Flughäfen wurden überwacht.
Es sei den n …
Der Wievielte war heute? Seit seiner Entführung konnten einige Stunden oder auch eine ganze Woche vergangen sein. Oder ein Monat. Sein Körper war gelähmt, aber sein Kopf funktionierte noch. Während er also im Rollstuhl sitzend auf den Abflug wartete, dachte er über seine Lage nach. Er hatte sich äußerlich vollkommen verändert. Brille und Haarschnitt wären dazu kaum nötig gewesen. Er war gelähmt und reiste mit einer Krankenschwester. Doch seine Lage war nicht gänzlich hoffnungslos. Alles ließ sich zu Desmond McCain zurückverfolgen. M r Blunt und Mr s Jones wussten von den Ereignissen in Greenfields und Jack hatte ihnen inzwischen bestimmt von Elms Cross erzählt. Sie würden McCain aufspüren und McCain würde sie zu ihm führen.
Sie flogen. Wie konnte das sein? Alex erinnerte sich nicht daran, dass sie gestartet waren. Wie lange waren sie schon in der Luft? Er fragte sich, wohin die Reise ging. Auf der Startbahn war es Tag gewesen und es war auch jetzt noch hell. Wenn sie schon länger unterwegs waren, bedeutete das, dass sie nicht nach Osten flogen. Dann wäre es schneller dunkel geworden. Ging es vielleicht nach Süden? Er konnte den Kopf nicht drehen – die Halsmuskeln verweigerten den Diens t –, doch ihm war an den anderen Passagieren aufgefallen, dass viele eine dunkle Haut hatten und für britische Verhältnisse zu bunte Kleider trugen. Vielleicht kehrten sie nach Hause zurück. Dann war das Ziel Afrika.
Essen wurde serviert – aber nicht ihm. Die Stewardess lächelte ihn nur traurig an, als verstehe sie, dass er nicht selbst essen könne. Dr . Bennett holte ein Fläschchen mit Babynahrung heraus und wollte ihm den Inhalt gewaltsam mit einem Löffel in den Mund schieben. Alex presste unter Aufbietung seiner letzten Kraft die Lippen zusammen. Er wollte sich von ihr nicht noch mehr demütigen lassen.
Sie waren gelandet.
Die Türen standen offen.
Alex wurde durch eine Ankunftshalle gerollt. Ein Plakat an der Wand beantwortete die Frage, die er sich in den vergangenen zehn Stunden gestellt hatte. Eine farbenfroh gekleidete Frau mit einem breiten Lächeln im Gesicht trug einen mit Obst gefüllten Korb. Darüber stand:
BITTE LÄCHELN!
SIE SIND IN KENIA.
Kenia! Alex fiel ein, was Edward Pleasure gesagt hatte: »Er ist Teilhaber eines Unternehmens in Kenia.« Alex war, als hätte er diese Worte vor hundert Jahren auf einem anderen Planeten gehört. War er wirklich einmal in Kilmore Castle gewesen und hatte mit Sabina getanzt? Was würde sie sagen, wenn sie ihn jetzt sehen könnte?
Das Plastikkästchen hing immer noch an seinem Arm. Es vibrierte. Offenbar war der Zeitschaltmechanismus angesprungen und entließ wieder einen Tropfen des Betäubungsmittels in seinen Kreislauf. Alex spürte, wie sein Bewusstsein schwand, und diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Er war mehrere Tausend Kilometer von zu Hause entfernt, entführt von skrupellosen Gangstern, und niemand wusste, wo er war. Vor ihm glitt eine automatische Tür auf und er rollte in die Nacht hinaus.
Kurzer Flug nach
nirgendwo
N ach und nach kehrte das Gefühl in Alex’ Glieder zurück und er konnte sie wieder ein wenig bewegen.
Wie lange er schon hier war, wusste er nicht. Wahrscheinlich einen Tag oder länger. Er hatte die Sonne aufgehen sehen, nicht durch ein Fenster, sondern durch den Stoff der Wände. Er lag rücklings auf einem bequemen Bett in einem Zimmer, das aussah wie eine Kreuzung aus Luxushotel
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