Alex Rider 08: Crocodile Tears
sagen sollte.
»Ja. Er hat mir erzählt, was ich wissen wollte, und dann habe ich ihn getötet. Ohne Skrupel. Wenn du mich ein bisschen kennst, Alex, wird es dich nicht überraschen, dass ich eine tiefe Abneigung gegen Journalisten habe.« McCain griff nach der Flasche. »Wein?«
»Ich bleibe beim Wasser.«
»Freut mich zu hören. Du bist noch zu jung für Alkohol.« McCain schenkte sich ein. In einem roten Wirbel stieg der Wein an den Wänden des Glases hinauf. »Hattest du einen schönen Tag? Hat Myra sich um dich gekümmert?«
»Sie hat mit mir einen Ausflug im Sprühflugzeug gemacht.«
»Weißt du, dass sie sich das Fliegen selbst beigebracht hat? Ohne eine einzige Unterrichtsstunde! Sie kennt nur die physikalischen Gesetze und hat sich den Rest selbst erarbeitet. Eine bemerkenswerte Frau. Sobald wir hier fertig sind, werden wir heiraten.«
»Ich finde, Sie sind wie geschaffen füreinander.« Alex nahm einen Schluck Wasser. »Ich habe noch keinen blassen Schimmer, was ich Ihnen zur Hochzeit schenken soll.«
»Ich fürchte, du bist nicht eingeladen, Alex.« McCain hatte den Wein noch nicht gekostet. Er starrte in das Glas, als stünde darin seine Zukunft. »Das Essen kommt gleich. Hast du schon einmal Straußenfleisch gegessen?«
»Bei uns in der Schule gibt’s das nicht.«
»Es ist manchmal etwas zäh und man braucht dafür ein wirklich scharfes Messer. Wie ich sehe, fehlt deins. Darf ich vorschlagen, dass du es wieder auf den Tisch legst?«
Alex zögerte, doch Leugnen war zwecklos. Also zog er das Messer aus dem Hosenbund und legte es zurück.
»Was hattest du damit vor?«, fragte McCain.
»Ich dachte, ich könnte es vielleicht noch gebrauchen.«
»Wolltest du dich auf mich stürzen?«
»Nein, aber das ist eine gute Idee.«
»Ich glaube nicht.« McCain hob die Hand. Im nächsten Augenblick sauste etwas pfeifend an Alex’ Kopf vorbei und bohrte sich in einen Baum. Ein Speer. Zitternd steckte er im Stamm. Alex hatte nicht einmal gesehen, wer ihn geworfen hatte.
»Es wäre ein schwerer Fehler, sich zu einer solchen Dummheit hinreißen zu lassen«, fuhr McCain fort, als sei nichts passiert. »Ich habe mich hoffentlich klar ausgedrückt.«
»Ich glaube, ich habe Sie verstanden.«
»Ausgezeichnet.«
»Sagen Sie mir, warum ich hier bin?«
»Alles zu seiner Zeit.« McCain bewegte den Kopf und sein silbernes Kruzifix blitzte im Schein der Flammen auf. Einen Moment lang sah es so aus, als hätte sein Ohr Feuer gefangen. »Wie du dir sicher denken kannst, habe ich alles riskiert, um dich hierherzubringen. Fernsehen und Presse haben zwar nicht über dein Verschwinden berichtet, doch die Polizei sucht dich bestimmt schon auf der ganzen Welt. Ich spiele um einen gewaltigen Einsatz, Alex. Es ist wie beim Poker, bei dem wir uns kennengelernt haben. Je größer der Gewinn, desto höher das Risiko. Jeder Spieler weiß das.«
»Sie wollen wahrscheinlich über die ganze Welt herrschen«, sagte Alex.
»Das ist doch langweilig. Die Weltherrschaft hat mich nie gereizt. Ah, da kommen die Speisen. Wir reden beim Essen weiter.«
Zwei Wachen waren mit dem Abendessen aufgetaucht. Sie stellten es auf den Tisch und verschwanden wieder. Alex bekam Grillfleisch, Süßkartoffeln und Bohnen, McCain eine mit einem braunen Brei gefüllte Schüssel.
»Wir haben dasselbe«, erklärte er. »Nur ich kann leider nicht mehr beißen.« Er zog einen kleinen silbernen Strohhalm aus der Brusttasche. »Ich bekomme meine Mahlzeiten flüssig.«
»Die Verletzung beim Boxe n …«, murmelte Alex.
»Nicht die Verletzung, sondern die anschließende Operation. Mein Manager hat mich zu einem Schönheitschirurgen in Las Vegas geschickt. Ich hätte wissen müssen, dass das nichts werden kann. Die Klinik lag über einem Kasino. Du kennst bestimmt meine Vergangenheit.«
»Sie wurden als junger Boxer von einem gewissen Buddy Sangster k.o. geschlagen.«
»Im Madison Square Garden in New York. Zwei Minuten nach Beginn der Weltmeisterschaft im Mittelgewicht. Sangster machte nicht nur meine Hoffnung auf den dritten Weltmeistertitel zunichte, sondern zerstörte auch meine Karriere. Seitdem habe ich Schwierigkeiten beim Sprechen und kann nicht mehr kauen. Ich nehme nur noch Flüssignahrung zu mir und jedes Mal, wenn ich etwas esse, muss ich an Sangster denken. Aber ich habe mich gerächt.«
Alex fiel ein, was Edward Pleasure gesagt hatte. Sangster sei ein Jahr später von einem Zug überfahren worden. »Sie haben ihn ermordet«, sagte er.
»Ich
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