Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
darin, dass die Armen der reichen Länder den Reichen der armen Länder Geld geben.« Er lächelte. »Ich habe viel über die Wohltätigkeit nachgedacht, Alex – vor allem darüber, wie ich sie für meine Zwecke nutzen kann.« Er sah zum Nachthimmel hinauf und sein Blick blieb am Vollmond hängen. »Und in weniger als einem Tag schlägt meine große Stunde. Die Saat ist ausgebracht – das meine ich wörtlich.«
    »Ich weiß, was Sie vorhaben«, fiel Alex ihm ins Wort. »Sie werden so tun, als sei eine Katastrophe passiert, und streichen das Geld dann selbst ein.«
    »Ach ja? Nein, überhaupt nicht.« McCain senkte den Blick und sah wieder Alex an. »Die Katastrophe wird tatsächlich eintreten, hier in Kenia, und zwar sehr bald. Viele Tausend Menschen werden sterben. Männer, Frauen und Kinder. Und ich sage dir noch etwas. Es wird dir nicht gefallen, aber du musst es wissen. Ich merke, wie du mich ansiehst, Alex. Die Verachtung in deinem Blick. Das bin ich gewohnt. Schon mein Leben lang. Doch wenn das große Sterben beginnt, denk daran, dass nicht ich es ausgelöst habe.«
    Er machte eine Pause und Alex wusste instinktiv, was als Nächstes kommen würde.
    »Sondern du.«

Für einen guten Zweck
    D ie Wachen hatten Kaffee gebracht und McCain hatte sich eine Zigarette angezündet. Alex betrachtete den dünnen Rauchfaden, der aus seinem Mundwinkel stieg, und fühlte sich an einen Gangster aus einem alten Schwarz-Weiß-Film erinnert. Wenn es nach ihm ginge, konnte McCain gar nicht schnell genug an einer Raucherlunge sterben.
    McCain rührte mit einem zweiten silbernen Strohhalm den dampfenden Kaffee um. Die Geräusche ihrer Umgebung waren verstummt, als lauschten sogar die Tiere im Busch ihrem Gespräch. Kein Lüftchen regte sich. Es war eine schwüle und drückende Nacht.
    »Man kann auf zweierlei Art reich werden«, begann McCain erneut. »Entweder man bringt einen Menschen dazu, dass er einem viel Geld gibt – aber dafür muss man erst mal jemanden finden, der vermögend und dumm genug ist, dass er die Kohle rausrückt. Manchmal geht es nicht ohne Gewalt. Oder man fragt ganz viele Menschen, ob sie einem jeweils ein wenig Geld geben. Vor allem dieser Gedanke beschäftigte mich im Gefängnis und dann hatte ich eine Idee. Die Umkehr zum Christentum war leicht vorzutäuschen. Alle mögen den Sünder, der seine Taten bereut. Damit beeindruckte ich auch den Bewährungsausschuss. Ich wurde freigelassen, lange bevor ich meine Strafe abgesessen hatte, und gründete sogleich meine Wohltätigkeitsorganisation First Aid. Ihr Ziel war die Soforthilfe bei Katastrophen auf der ganzen Welt.
    Du hast wahrscheinlich noch nicht viel über internationale Wohltätigkeitsorganisationen nachgedacht, Alex. Wenn eine Katastrophe eintritt – zum Beispiel der Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag 200 4 –, wollen die Leute helfen. Rentner spenden Erspartes. Die einen fünf, die anderen zehn Pfund. Das addiert sich. Zugleich wetteifern Banken und Unternehmen öffentlich darum, sich an Großzügigkeit zu übertreffen. Die Menschen, die in den unterentwickelten Ländern sterben, sind den Spendern im Grunde egal. Einige spenden, weil sie wegen ihres Reichtums ein schlechtes Gewissen haben. Andere tun es wie gesagt zu Werbezwecke n …«
    »Das glaube ich nicht«, fiel Alex ihm ins Wort. Er dachte an seine Schule und das Geld, das die Schüler für Comic Relief gesammelt hatten. Eine ganze Woche lang hatte es Veranstaltungen dazu gegeben und alle waren stolz auf das Ergebnis gewesen. »Sie sehen das so, weil Sie pervers und verrückt sind. Aber die Menschen spenden, weil sie wirklich helfen wollen.«
    »Deine Meinung ist mir egal!«, erwiderte McCain barsch. Er ärgert sich, dachte Alex triumphierend. McCain kniff wütend die Augen zusammen. »Und wenn du mich noch einmal unterbrichst, lasse ich dich fesseln und verprügeln.« Er beugte sich vor und saugte an seinem Kaffee. »Warum jemand etwas tut, ist sowieso gleichgültig. Was zählt, ist das Geld. Für die Tsunami-Opfer wurden allein in Großbritannien dreihundert Millionen gespendet. Man kann nur schwer einschätzen, was für ein Spendenaufkommen eine Organisation wie Oxfam innerhalb eines Jahres auf internationaler Ebene hat, aber ich sage dir, dass sie im vergangenen Jahr in Großbritannien Spenden in derselben Höhe gesammelt hat – also dreihundert Millionen. In nur einem Land. Und Oxfam gibt es noch in einem Dutzend weiterer Länder, zum Beispiel in Indien und Mexiko. Das Ergebnis

Weitere Kostenlose Bücher