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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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habe ihn gegen Bezahlung töten lassen. Ein internationaler Auftragskiller, bekannt unter dem Namen Gentleman, hat das für mich erledigt. Er hat sich auch um den Schönheitschirurgen gekümmert. Er war nicht billig und ich hätte es eigentlich lieber selbst getan. Das war jedoch zu gefährlich. Ich bin ein unendlich vorsichtiger Mensch, Alex, wie du noch merken wirst.«
    Alex hatte keinen Hunger, zwang sich aber zu essen. Für das, was ihn erwartete, würde er seine ganze Kraft brauchen. Er probierte das Straußenfleisch. Es schmeckte überraschend gut, ein wenig wie Rindfleisch, aber mehr nach Wild. Er durfte dabei nur nicht an das Tier denken. McCain hatte sich über seine Schüssel gebeugt und saugte an dem Röhrchen. Der braune Schleim stieg mit einem schmatzenden Geräusch zu seinem Mund auf.
    »Ich erzähle dir jetzt ein wenig von mir«, fuhr McCain fort. »Wir begegnen uns nun schon zum dritten Mal, Alex. Wir sind Gegner und morgen haben wir leider keine Zeit mehr zum Reden. Aber ich bin ein gesitteter Mensch und du bist ein Kind. Heute, unter dem Wolfsmond, werden wir so tun, als seien wir Freunde. Für mich ist das eine gute Gelegenheit, von mir zu berichten. Ich denke oft, ich sollte ein Buch schreiben.«
    »Sie könnten die Veröffentlichung dann im Knast feiern.«
    »Ich käme bestimmt ins Gefängnis, wenn ich publik machen würde, was ich dir erzählen will – aber das wird nie geschehen.«
    McCain legte den Strohhalm auf den Tisch und tupfte sich mit einer Serviette die Lippen ab. Sein Mund sah aus, als sei er durch das Essen noch schiefer geworden.
    »Ich bin mit nichts zur Welt gekommen«, sagte er. »Das darfst du nicht vergessen. Ich hatte keine Eltern, keine Angehörigen, keine Vergangenheit, keine Freunde, nichts. Das Ehepaar im Londoner Osten, bei dem ich aufgewachsen bin, war auf seine Weise nett zu mir. Aber haben sie sich für mich als Person interessiert? Ich war nur eins von vielen Waisenkindern, die sie bei sich aufgenommen haben. Sie waren Gutmenschen und von ihnen lernte ich meine erste Lektion: Gutmenschen brauchen Opfer und Leid. Sonst können sie nichts Gutes tun.
    Ich wuchs in Armut auf und ging auf eine Schule, an der ein rauer Ton herrschte. Die anderen Kinder tyrannisierten mich von Anfang an. Glaub mir, es ist kein guter Start ins Leben, nach Tiefkühl-Pommes benannt zu werden. Ich wurde gnadenlos schikaniert. Auch meine Hautfarbe sprach gegen mich. Wenn du je Rassismus zu spüren bekommen hättest, wüsstest du, wie tief er einen trifft. Er kann dich zerstören.
    Ich begriff schnell, dass mich nur eines retten und über die Herde erheben konnte. Geld! Den Reichen fragt niemand nach seiner Herkunft. Man würde mich nicht mehr verspotten, sondern achten. So funktioniert das heutzutage, Alex. Sieh dir die aufgeblasenen Popstars an, die Fußballspieler, die kaum lesen und schreiben können. Die Menschen vergöttern sie. Und warum?«
    »Weil sie besondere Fähigkeiten habe n …«
    »Weil sie Geld haben!« McCain hatte die Stimme erhoben. Einige Wachen drehten sich nach ihm um und vergewisserten sich, dass er keine Hilfe brauchte. »Geld ist der Gott des einundzwanzigsten Jahrhunderts«, fuhr er ruhiger fort. »Es trennt uns und bestimmt über uns. Doch es reicht nicht aus, genug davon zu haben. Man braucht mehr als genug. Nimm die Banker mit ihren Gehältern, Pensionen, Bonussen und Extras. Warum sich mit einem Haus begnügen, wenn man zehn haben kann? Warum sich am Flughafenschalter anstellen, wenn es Privatjets gibt? Ich wusste schon mit etwa dreizehn, dass ich das wollte. Und bald werde ich es auch haben.«
    McCain hatte sein Essen vergessen. Er blickte gedankenverloren in den Wein, den er immer noch nicht gekostet hatte, und bewunderte die Farbe. Seine Hand hatte das Glas so vorsichtig umfasst, als könnte es leicht zerbrechen. Wieder war sich Alex der körperlichen Kraft des Mannes bewusst. Er dachte an die Muskeln unter dem seidenen Anzug.
    »Ich habe von der Schule wenig mitgenommen«, sagte McCain. »Dafür sorgten schon die anderen Kinder in meiner Klasse. Ich hatte keine Perspektive. Aber ich war stark und hatte eine schnelle Reaktionsfähigkeit. Ich wurde Boxer. Für so manchen Arbeiterjungen war das der Weg zu Erfolg und Wohlstand. Eine Zeit lang sah es so aus, als sollte es auch mein Weg werden. Ich galt als angehender Star. Ich trainierte wie besessen in einer Sporthalle in Limehouse, manchmal zehn Stunden am Tag. Es war in vieler Hinsicht die glücklichste Zeit

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