Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
– dreißig Stockwerke über der Straße. Das Dach war flach und wurde ringsum von einem hohen Metallzaun begrenzt. Ein Funkmast stand in der Mitte.
Alex und Sayle befanden sich am Rand eines riesigen roten Kreuzes, das auf dem Dach aufgemalt worden war. Alex konnte von hier oben bis zum Londoner Hafenviertel blicken. Auf dem Weg zu Blunts Büro war Alex der heutige Tag wie ein milder Frühlingstag vorgekommen. Hier oben wehte jedoch ein starker Wind, und am Horizont ballten sich düstere Wolken zusammen.
»Du hast alles ruiniert!«, schrie Sayle plötzlich los. »Wie hast du das gemacht? Wie hast du mich hereingelegt? Ichhätte dich längst kaltmachen sollen! Das hätte ich auch getan, wenn du ein Mann gewesen wärst! Aber sie mussten mir natürlich ein Kind schicken! Einen verdammten britischen Schuljungen! Doch wir sind noch nicht am Ende! Schau mal da rüber!«
Sayle nickte in eine Richtung und Alex drehte sich um. Er hatte Motorengeräusch gehört, und jetzt tauchte plötzlich direkt neben dem Hochhaus ein Hubschrauber auf, schwang über die Dachkante und setzte zur Landung an. Woher war er so schnell gekommen? Er war rot und gelb, ein leichtes Fluggerät. Im Cockpit saß ein Mann mit Sonnenbrille und Helm. Der Helikopter war ein Colibri, einer der leisesten Hubschrauber, die es gab. Die Maschine landete, die Rotoren liefen aus.
»Mein Rückflugticket!«, schrie Sayle über den Lärm der Rotoren. »Sie werden mich nicht erwischen! Und eines Tages werde ich wiederkommen. Aber nächstes Mal wird nichts schiefgehen! Du wirst mich nicht aufhalten können, denn dich wird es gar nicht mehr geben! Deine Sekunden sind gezählt! Du stirbst, jetzt!«
Alex stand wie erstarrt vor Angst. Dieses Mal konnte er nichts mehr tun. Sein Glück hatte ihn verlassen.
Sayle hob die Pistole und zielte. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Pupillen so schwarz wie nie zuvor, winzige Stecknadelköpfe in den hervortretenden weißen Augen.
Es knallte zweimal, hart und trocken.
Alex spürte keinen Schmerz. Er spürte überhaupt nichts. Er blickte an sich hinunter, wo eigentlich Blut aus seiner Brust schießen sollte. Nichts war zu sehen. Dafür aber taumelteSayle zurück und fiel auf den Rücken. In seiner Brust waren zwei Einschüsse.
Der Helikopter landete punktgenau auf dem roten Kreuz. Die Tür öffnete sich und Yassen Gregorovich stieg aus.
Er hielt noch immer die Pistole in der Hand, mit der er Herod Sayle erschossen hatte. Gelassen kam er heran, tippte Sayles Körper kurz mit der Schuhspitze an, beugte sich hinunter und untersuchte ihn kurz. Dann richtete er sich befriedigt auf und schob die Waffe unter sein Jackett.
Die Rotoren standen still. Verkehrslärm wehte von unten herauf.
Alex machte einen Schritt auf Grogorovich zu. Es war als bemerkte Yassen erst jetzt, dass noch jemand da war. »Sie sind Yassen Gregorovich«, sagte Alex.
Der Russe nickte. Alex konnte nicht erkennen, was in seinem Kopf vorging – seine stahlblauen Augen verrieten nichts.
»Warum haben Sie ihn getötet?«, fragte Alex.
»Ich hatte den Befehl dazu.« Yassen sprach absolut akzentfreies Englisch. Er sprach leise und schien völlig kühl. »Er hat die Sache vermasselt und war zu einer Belastung geworden. Es war besser, ihn zu beseitigen.«
»Belastung für wen?«
Yassen zuckte die Schultern.
»Und was wird aus mir?«, wollte Alex wissen.
Der Russe musterte Alex von oben bis unten, als wolle er abschätzen, was der Junge wert war. »Was dich betrifft, habe ich keine Anweisungen bekommen«, sagte er.
»Dann werden Sie mich also nicht umlegen?«
»Möchtest du das denn?«
Eine Pause entstand. Der Junge und der Killer starrten sich an. Zwischen ihnen lag der tote Herod Sayle.
»Sie haben Ian Rider getötet«, sagte Alex wütend. »Er war mein Onkel.«
Wieder zuckte Yassen gleichgültig die Schultern. »Ich habe schon viele Leute getötet.«
»Eines Tages werde ich Sie töten.«
»Das haben schon viele Leute versucht.« Jetzt lächelte Yassen, nicht ohne Stolz, wie es schien. »Glaube mir, es wird besser sein, wenn wir uns nie mehr begegnen. Du kehrst wieder in deine Schule zurück. In dein eigenes Leben. Und wenn sie dich von eurem Geheimdienst wieder einmal bitten, ihnen zu helfen, dann sagst du Nein. Diese Geheimdienstspielchen sind zu gefährlich und wirklich nur für Erwachsene bestimmt, und du bist schließlich noch ein Kind.«
Er drehte sich abrupt um und stieg in den Helikopter. Die Rotoren begannen sich zu drehen, wurden immer
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