Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Rider 4/Eagle Strike

Alex Rider 4/Eagle Strike

Titel: Alex Rider 4/Eagle Strike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
zurück. Auf seiner Oberlippe blieb ein weißer Milchbart zurück. »Warum haben Sie’s damals eigentlich nicht getan?«, fragte er wütend.
    »Ich habe es versuch t …«
    »Sie meinen doch nicht etwa die verrückte Idee mit dem Stierkampf? Absolut lächerlich. Ich glaube, Sie wussten ganz genau, dass es ihm gelingen würde abzuhauen.«
    »Ich habe es gehofft«, gab Yassen zu. Cray begann ihn zu langweilen. Yassen hasste es, seine Handlungsweise rechtfertigen zu müssen. Aber als er dann doch weitersprach, redete er mehr mit sich selbst als mit Cray. »Ich kannte ihn scho n …«, sagte er leise.
    »Sie meinen, Sie kannten ihn schon vor Saint-Pierre?«
    »Ja. Ich bin ihm schon einmal begegnet. Aber selbst damals kannte ich ihn bereits. Oder vielmehr: Als ich ihn sah, wusste ich sofort, wer er war und was er war. Das genaue Ebenbild seines Vater s …« Yassen brach ab. Er hatte bereits mehr verraten, als er beabsichtigt hatte. »Aber er weiß nichts davon«, murmelte er. »Niemand hat ihm bisher die Wahrheit gesagt.«
    Cray hatte bereits das Interesse verloren. »Ohne den Flash Drive kann ich nichts machen«, stöhnte er auf. Plötzlich traten Tränen in seine Augen. »Die Sache ist vorbei! Eagle Strike! Die ganzen Pläne, jahrelang, Millionen Pfund in den Sand gesetzt! Und alles ist Ihre Schuld!«
    Nun war es endlich heraus. Crays vor Wut zitternder Finger zeigte auf Yassen.
    Ein paar Sekunden lang überlegte Yassen ernsthaft, ob er Damian Cray auf der Stelle umlegen sollte. Die Sache wäre ziemlich schnell vorbei: Ein Schlag mit drei Fingern gegen die schlaffe, blasse Kehle. Yassen hatte schon für viele schlechte Menschen gearbeite t – obwohl er eigentlich nie darüber nachdachte, welche Menschen gut und welche schlecht waren. Für ihn zählte nur eines: wie gut oder wie schlecht sie ihn bezahlten. Manche seiner Auftraggebe r – Herod Sayle zum Beispie l – hatten Millionen Menschen umbringen wollen. Yassen konnte mit solchen Zahlen nicht viel anfangen, sie waren nicht wichtig. Menschen starben schließlich jeden Tag. Er wusste, dass mit jeder Sekunde irgendwo auf der Welt hundert oder tausend Menschen ihren letzten Atemzug taten. Der Tod war überall, und er ließ sich nicht in Zahlen messen.
    Aber in letzter Zeit hatte sich in Yassen etwas verändert. Vielleicht war der Auslöser gewesen, dass er erneut mit Alex zusammengetroffen war. Vielleicht wurde er einfach alt. Yassen wirkte zwar, als sei er erst Ende zwanzig, aber in Wirklichkeit war er 35. Er wurde tatsächlich alt. Jedenfalls zu alt für diesen Job. Er spielte allmählich mit dem Gedanken, den Job an den Nagel zu hängen.
    Und aus diesem Grund beschloss er jetzt, Damian Cray nicht umzubringen. Eagle Strike sollte in zwei Tagen stattfinden. Die Sache würde ihm, Yassen, mehr Geld einbringen, als er sich je hätte träumen lassen. Er würde dann sogar endlich wieder in seine Heimat Russland zurückkehren können. Er hatte vor, ein Haus in St . Petersburg zu kaufen, dort stilvoll zu wohnen und zur Entspannung vielleicht ab und zu ein paar Geschäfte mit der russischen Mafia zu machen. Die Stadt wimmelte vor krimineller Energie und einem Mann mit einem solchen Vermögen und solchen Erfahrungen standen alle Möglichkeiten offen.
    Yassen streckte beruhigend die Hand aus, dieselbe Hand, mit der er seinen Auftraggeber beinahe zu Tode gebracht hätte. »Sie machen sich zu viele Sorgen«, sagte er. »Wir wissen ja noch nicht einmal, ob Alex nicht doch noch auf dem Gelände ist. Aber selbst wenn er es geschafft hat, durch das Tor zu fliehen, kann er noch nicht sehr weit gekommen sein. Wie will er denn Sloterdijk verlassen und nach Amsterdam zurückfahren? Ich habe bereits alle Mitarbeiter angewiesen, draußen nach ihm zu suchen und ihn zurückzubringen. Selbst wenn er versucht, in die Stadt zu gelangen, werden wir ihn vorher abfangen.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass er in die Stadt zurückkehrt?«, fragte Cray.
    »Es ist kurz vor Mitternacht. Wohin sollte er denn sonst gehen?« Yassen stand auf und gähnte. »Alex Rider wird noch vor Sonnenaufgang wieder hier sein. Und dann werden Sie Ihren Flash Drive wiederbekommen.«
    »Gut.« Düster starrte Cray auf das Chaos, das er in seiner Wut angerichtet hatte. »Wenn er mir das nächste Mal in die Hände fällt, werde ich dafür sorgen, dass er nie mehr abhauen kann. Nächstes Mal wird er vom Chef selbst behandelt. Von mir.«
    Yassen drehte sich wortlos um und verließ den Raum.

Pedalkraft
    D er Nahverkehrszug

Weitere Kostenlose Bücher