Alex Rider 4/Eagle Strike
war, denn die Station war fast menschenleer. Dennoch drehten sich ein paar Köpfe überrascht zu ihm um, als er einen der Durchgänge erreichte und darin verschwand.
Trotz seiner panischen Angst war Alex von dem Fahrrad begeistert. Auf Bad Boy zu fahren war ein einmaliges Erlebnis. Der Alurahmen war leicht und wendig, aber dennoch enorm stabil. Alex erreichte eine Ecke und begab sich automatisch in Angriffsstellun g – ein Fuß drückte mit Kraft auf das höher stehende Pedal, während sich sein Körper über dem Bike duckte. Der Schwerpunkt von Fahrer und Bike schien sich auf zwei Punkte zu konzentrieren: auf die beiden winzigen Flächen, mit denen die Reifen auf dem Boden auflagen. Mit perfekter Körperkontrolle bog Alex um die Ecke. Das hatte er vor vielen Jahren gelernt, als er mit seinem Onkel auf Mountainbikes durch die Alpen geradelt war. Nie hätte er gedacht, dass er diese Technik einmal in einer U-Bahn-Station mitten in Amsterdam anwenden müsste!
Eine zweite Rolltreppe brachte ihn wieder nach oben. Alex kam an der abgelegenen Seite des Bahnhofsvorplatzes wieder in die Nacht hinaus. Die Kioskruine brannte immer noch lichterloh, und inzwischen war auch ein Polizeifahrzeug eingetroffen und der hysterische Würstchenverkäufer versuchte einem Beamten aufgeregt zu erklären, dass er keine Ahnung habe, wie so was passieren konnte, während er doch nur kurz pinkeln war. Alex hoffte inständig, dass er seine Verfolger abgeschüttelt hatte und unbemerkt davonradeln konnte. Doch innerhalb von nur einer Sekunde wurde diese Hoffnung jäh zerstört. Schon hörte er Reifen über das Pflaster quietschen. Einer der Smarts hatte in knappem Bogen zurückgesetzt und gewendet und schoss jetzt auf ihn zu. Sie hatten ihn schon wieder gesichtet und nahmen die Verfolgung auf!
Alex stieg wie wild in die Pedale. Er raste die Damrak entlang, eine der Hauptstraßen von Amsterdam, und wurde dabei immer schneller. Er wagte einen kurzen Blick zurück. Dem ersten Smart folgte jetzt ein zweiter, und Alex’ Hoffnung sank immer mehr. Klar, dass Menschenbeine im Wettkampf gegen Motoren nicht gewinnen konnten. Es blieben ihm höchstens noch zwanzig Sekunden, bis sie ihn einholten.
Dann schepperte plötzlich eine Glocke und lautes metallisches Rattern war zu hören. Eine alte Straßenbahn kam auf ihn zu, rumpelte in Richtung Bahnhof. Alex wusste plötzlich, was er zu tun hatte. Er hörte, dass die Smarts schon recht dicht hinter ihm fuhren. Die Tram ragte wie eine riesige Metallschachtel vor ihm auf, versperrte ihm jede Sicht nach vorn. Im allerletzten Augenblick riss er den Lenker herum, kreuzte direkt vor die Straßenbahn. Der Fahrer riss entsetzt die Augen auf und Alex spürte das Rütteln des Bikes, als es über die Gleise holperte. Dann war er auch schon auf der anderen Seite und die Straßenbahn war zu einer Mauer geworden, die ihm die Smarts wenigstens für ein paar Sekunden vom Leib halten würde.
Dennoch versuchte eines der Autos, ihm zu folgen. Das war ein furchtbarer Fehler. Der Smart war bereits halb über die Gleise, als die Straßenbahn mit voller Wucht in ihn fuhr. Ein entsetzliches Krachen; dann wurde der Smart durch die Nacht geschleudert. Es folgte ein grauenhaftes Knirschen und metallisches Kreischen, als die Tram entgleiste. Der angehängte Waggon schleuderte in die andere Richtung und krachte gegen den zweiten Smart, der wie eine lästige Fliege zur Seite gewischt wurde. Alex bog von der Damrak ab und radelte über eine weiß gestrichene Brücke. Er ließ eine Szene absoluter Zerstörung zurück, ein wahres Inferno. Schon heulte die erste Polizeisirene.
Alex befand sich jetzt in einem Gewirr schmaler Gassen, die ziemlich belebt waren. Hier leuchteten die bunten Neonreklamen zahlreicher Pornoläden, Striptease-Clubs und Sexkinos. Er war zufällig in den Rotlichtbezirk von Amsterdam geraten und fragte sich, was Jack wohl davon halten würde. In einer der Türen stand eine Frau und zwinkerte ihm zu. Alex ignorierte sie und radelte weiter.
Doch am Ende der Straße hatten drei Motorräder Stellung bezogen.
Alex stöhnte verzweifelt auf. Es gab nur eine einzige Erklärung, warum die Suzuki Bandits so still und bewegungslos mitten auf der Straße standen. Die Fahrer hatten ihn ebenfalls bemerkt, denn alle drei kickten die Starterpedale. Alex war klar, dass er wieder einmal sehr schnell verschwinden musste. Hektisch blickte er sich um.
Auf der einen Straßenseite gingen Dutzende Menschen in den neonbeleuchteten Läden
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