Alex Rider 4/Eagle Strike
gestern Nacht los war?«
»Noch nicht. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es mir den Appetit verderben würde.«
Er nickte grinsend und sie aßen schweigend. Danach erzählte er ihr alles, was passiert war, von dem Moment an, in dem er sich mit den Magneten an den Truck gehängt und in Crays Firmengelände eingeschlichen hatte. Als er damit fertig war, sagte Jack lange Zeit kein Wort. Ihr Kaffee war bereits kalt geworden.
»Cray ist verrückt!«, brach es schließlich aus ihr heraus. »Ich sag dir was, Alex: Nie mehr kaufe ich eine CD von ihm!« Sie trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und stellte die Tasse wieder weg. »Aber eins verstehe ich immer noch nicht: Warum, verdammt noch mal, macht er das eigentlich? Ich meine, der Mann ist doch so eine Art Nationalheld. Hat damals sogar bei Prinz Charles’ Hochzeit gesungen!«
»Geburtstag«, verbesserte Alex.
»Egal. Und er hat Millionen für gute Zwecke gespendet! Ich war sogar mal bei einem seiner Konzerte. Die gesamten Einnahmen gingen an Rettet die Kinder , jeder einzelne Penny! Oder vielleicht hab ich das falsch verstanden? Vielleicht hat er Misshandelt die Kinder gemeint? Oder Tötet die Kinder ? Was zum Teufel hat Cray bloß vor?«
»Weiß ich nicht, Jack. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sinnloser kommt mir das alles vor.«
»Ich will schon gar nicht mehr darüber nachdenken. Bin nur einfach froh, dass du halbwegs heil und lebend aus der Sache herausgekommen bist. Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich dich allein habe gehen lassen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube, du hast jetzt alles getan, was du tun konntest«, fuhr sie fort. »Jetzt gehst du zu MI6 und erzählst ihnen alles, was du weißt. Du bringst ihnen den Flash Drive. Dieses Mal müssen sie dir glauben.«
»Du hast völlig Recht«, stimmte Alex zu. »Aber erst einmal müssen wir aus Amsterdam verschwinden. Wir müssen dabei sehr vorsichtig sein. Cray hat mit Sicherheit seine Leute am Bahnhof stationiert. Und bestimmt auch am Flughafen.«
Jack nickte. »Dann fahren wir eben mit einem Bus«, schlug sie vor. »Wir fahren zuerst nach Rotterdam oder Antwerpen. Vielleicht können wir von dort nach Hause fliegen.«
Sie beendeten das Frühstück, packten und verließen das Hotel. Jack zahlte bar, denn sie glaubte allen Ernstes, dass Cray mit all seinen technischen Möglichkeiten herausfinden könnte, wann und wo sie ihre Kreditkarte benutzte. Vor dem Blumenmarkt winkten sie ein Taxi herbei und fuhren in einen der Vororte, wo sie in einen Nahverkehrsbus stiegen. Alex wurde allmählich klar, dass die Heimreise sehr lange dauern würde, und das machte ihm Sorgen. Es waren bereits zwölf Stunden vergangen, seit Cray angekündigt hatte, dass Eagle Strike in zwei Tagen beginnen würde. Es blieben also nur noch 3 6 Stunden.
D amian Cray war sehr früh aufgewacht. Er saß in einem Himmelbett mit malvenfarbenen Seidenbezügen, umgeben von mindestens einem Dutzend Kissen. Vor ihm stand ein Tablett, das ihm sein Zimmermädchen gebracht hatte. Die Morgenzeitungen lagen darauf, eigens für ihn aus London eingeflogen. Cray aß sein übliches Frühstüc k – Haferschleim aus organischem Anbau, Honig aus Mexiko (aus Crays eigener Imkerei), Sojamilch und amerikanische Preiselbeeren. Die ganze Welt wusste, dass Cray Vegetarier war. Früher hatte er nacheinander eine Propagandakampagne gegen Legebatterien veranstaltet, dann gegen Tiertransporte und gegen den Import von Gänseleberpastete. An diesem Morgen war ihm der Appetit zwar absolut vergangen, aber er aß trotzdem tapfer weiter. Sein Leibarzt achtete streng darauf, dass er immer ein ordentliches Frühstück einnahm.
Damit war er noch immer beschäftigt, als es klopfte und Yassen Gregorovich eintrat.
»Na?«, wollte Cray sofort wissen. Es machte ihm nichts aus, wenn die Leute in sein Schlafzimmer kamen. Schließlich hatte er seine besten Songs im Bett komponiert.
»Ich habe alles veranlasst, wie Sie es befohlen haben. Unsere Männer sind am Zentralbahnhof stationiert, in Amsterdam Zuid, Lelylaan, De Vlugtlaa n … überhaupt an allen Vorortbahnhöfen. Natürlich auch am Flughafen Schiphol. Wir lassen sogar die Häfen überwachen. Aber ich glaube nicht, dass Alex dort irgendwo auftaucht.«
»Wo könnte er sonst noch sein?«
»An seiner Stelle würde ich nach Brüssel oder Paris fahren. In beiden Städten habe ich Kontaktmänner bei der Polizei. Ich habe ihnen schon befohlen, nach ihm Ausschau zu halten. Wenn er sich irgendwo
Weitere Kostenlose Bücher