Alex Rider 4/Eagle Strike
befestigt; aus ihr stieg jetzt eine große blaue Rauchwolke auf. Die beiden Bandits, die von hinten heranrasten, fuhren direkt in die Rauchwolke und verschwanden darin.
Jetzt herrschte auch in der kleinen Gasse das reine Chao s – blauer Rauch und gleißend helles Licht. Der Mann mit der Maschinenpistole feuerte wild um sich, weil er instinktiv vermutete, dass Alex noch irgendwo vor ihm in der Gasse stehen musste. Aber Alex fuhr in diesem Moment bereits an ihm vorbei und die Kugeln verfehlten ihn. Dafür erwischten sie den Fahrer eines der beiden Motorräder, der auf der Stelle tot war. Irgendwie gelang es dem zweiten Fahrer, durch den Rauch zu fahren, aber dann waren ein Krachen, ein Schrei und der Aufprall von Metall auf Stein zu hören. Das Rattern der Maschinenpistole verstummte abrupt. Alex grinste vor sich hin, als ihm klar wurde, was passiert sein musste: Die zweite Bandit hatte den Mann mit der Maschinenpistole über den Haufen gefahren.
Aber das Grinsen verging ihm schnell wieder. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein Smart, der zwar noch recht weit entfernt war, sich aber schnell näherte. Wie viele Smarts gab es denn noch, die ihn verfolgten? Bei den bisherigen Materialverlusten mussten doch auch Crays Leute irgendwann die Nase voll von der Sache haben und den geordneten Rückzug antreten! Doch dann fiel Alex der Flash Drive in seiner Hosentasche wieder ein; klar, dass Cray notfalls ganz Amsterdam auseinandernehmen würde, um den Drive zurückzubekommen.
Vor ihm tauchte nun eine Brücke auf, ein altmodisches Bauwerk aus Eisen und Holz, das an dicken Kabeln mit Gegengewichten hing. Der Kanal, über den sie führte, war sehr viel breiter als die anderen Kanäle. Im selben Augenblick näherte sich eine Barkasse. Alex wunderte sich, denn die Brücke war viel zu niedrig, um das Schiff durchzulassen. Doch dann leuchtete eine rote Ampel auf: Die Brücke begann sich zu heben.
Alex warf einen Blick zurück. Der Smart war noch ungefähr 5 0 Meter hinter ihm. Dieses Mal gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken oder zu fliehen. Er blickte wieder nach vorn. Wenn er irgendwie an das andere Kanalufer gelangte, würde er wirklich verschwinden können. Denn hier würde ihm niemand folgen könne n – jedenfalls nicht, bis die Brücke wieder herabgelassen wurde. Aber es sah so aus, als käme er bereits zu spät. Die Brücke hatte sich schon in der Mitte geteilt und beide Teile hoben sich gleichmäßig in die Höhe. Die Lücke zwischen ihnen wurde mit jeder Sekunde größer.
Der Smart raste heran.
Alex blieb keine andere Wahl.
Er spürte scharfe Muskelschmerzen. Trotzdem stieg er mit seiner ganzen restlichen Kraft in die Pedale. Das Fahrrad wurde immer schneller, aber auch das Motorengeräusch immer stärker. Es dröhnte in seinen Ohren, doch er wagte nicht, sich umzusehen. Seine gesamte Energie war auf die schnell hochsteigende Brücke gerichtet.
Als er endlich auf die Holzplanken gelangte, standen die Brückenteile bereits in einem Winkel von 4 5 Grad zueinander. Wirre Gedanken schossen durch seinen Kopf, etwas aus einer lang vergessenen Mathestunde. Ein rechtwinkliges Dreieck. An der Tafel hatte der Lehrer etwas dazu erklärt. Und jetzt fuhr Alex selbst eine der Dreieckseiten hinauf!
Aber es war unmöglic h – unmöglich zu schaffen! Jede Umdrehung der Pedale kostete ihn noch mehr Anstrengung, und doch hatte er noch nicht einmal die Hälfte des Anstiegs hinter sich. Er sah die gähnende Lücke vor sich, sah, dass sie riesig war, sah darunter das kalte, schwarze Wasser des Kanals. Der Smart hatte aufgeholt; er war schon so nahe, dass Alex außer dem Motorenlärm nichts anderes mehr hören konnte. Benzingeruch stieg in seine Nase.
Noch eine letzte Umdrehung der Pedale, eine letzte, verzweifelte Kraftanstrengun g – und gleichzeitig drückte er auf den roten Knopf in der Klingel. Der Schleudersitz unter seinem Gesäß explodierte. Pressluft oder irgendein hoch entwickeltes hydraulisches System katapultierte den Sattel schräg vorwärts durch die Luft. Alex schoss hoch hinauf, flog über die Lücke zwischen den Brückenteilen, fiel auf der anderen Seite wieder herunter und rollte, sich mehrfach überschlagend, die Brückenhälfte hinunter. Unten blieb er benommen liegen und starrte zur Brücke hinauf. Völlig verblüfft sah er, dass der Smartfahrer tatsächlich versucht hatte, ihn auch über die Brücke zu verfolgen. Der Smart hing nur noch mit den Stoßstangen an den beiden Brückenhälften, die sich
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