Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
irgendetwas zu unternehmen und bot ein leichtes Ziel, eingeklemmt zwischen den Metallkästen und dem Rand der Plattform. Über ihm zischte die Flamme und trug den Ballon die letzten fehlenden Meter empor.
Siebenundneunzi g … achtundneunzi g … neunundneunzi g …
Die Digitalanzeige sprang auf hundert. Im Innern des Kastens begann es zu brummen, und die Lämpchen an den drei noch angeschlossenen Steuergeräten wechselten die Farbe von Gelb zu Rot. Das System war aktiviert. Ganz London wurde mit Terahertz-Strahlen bestrahlt.
Alex wusste, es war so weit: Die Nanokapseln in seinem Körper, in seinem Herzen, lösten sich auf.
Nile zog das zweite Schwert.
I n der Kirche begann Julia Rothman zu begreifen, dass die Schlacht verloren war. Ihre Leute hatten gut gekämpft und waren dem Feind zahlenmäßig überlegen, aber die anderen waren einfach besser ausgerüstet. Es gab viele Verletzte und Tote, und jetzt waren auch noch zwei weitere Einheiten der Spezialtruppen eingetroffen und unterstützten die erste.
Die Überwachungskameras übertrugen die Kampfhandlungen draußen auf die Monitore in der Kirche, und Julia Rothman stand davor und beobachtete das Geschehen. Die Straße war ein einziges Trümmerfeld. Ein verwundeter Soldat wurde von seinen Kameraden fortgetragen; Staub und Steinsplitter flogen umher, als feindliches Feuer den Straßenbelag noch weiter aufriss; Soldaten huschten leise von Hauseingang zu Hauseingang und warfen Granaten in die Fenster. Mit dieser Art von Straßenkampf hatten die Spezialeinheiten in Nordirland und dem Nahen Osten viel Erfahrung gesammelt.
Das gesamte Gebiet war abgesperrt. Aus allen Richtungen waren Streifenwagen der Polizei gekommen. Zu sehen war von ihnen nichts, aber ihre Sirenen übertönten alles. In Londons Straßen herrschte Chaos.
Wieder eine Explosion. Fette Rauchschwaden zogen über die offene Kuppel, Wandputz und Farbe rieselten herab. Die meisten Wachleute von Scorpia hatten ihre Positionen verlassen und sich nach draußen geflüchtet. Einer kam mit blutüberströmtem Gesicht auf Mr s Rothman zugelaufen.
»Die sind in der Kirche«, keuchte er. »Wir sind erledigt. Ich verzieh mich.«
»Sie bleiben auf Ihrem Posten!«, fauchte Mr s Rothman.
»Was soll denn dieser Mist«, schimpfte der Mann und spuckte wütend zu Boden. »Alle hauen ab. Die anderen sind schon fast alle weg.«
Mr s Rothman sah nervös aus, sie hatte Angst, ganz allein zurückzubleiben. »Bitte, geben Sie mir Ihre Pistole.«
»Klar. Bitte sehr!« Der Mann reichte ihr die Maschinenpistole.
»Danke«, sagte sie und streckte ihn mit einem Feuerstoß zu Boden.
Sie warf einen letzten verächtlichen Blick zu ihm, dann ging sie zu den Monitoren.
Der Feind war jetzt in der Vorhalle. Sie beobachtete, wie die Männer Plastiksprengstoff an der falschen Ziegelmauer anlegten. Es war schwer abzuschätzen, aber sie fand, die Soldaten gingen mit dem Sprengstoff allzu sparsam um. Sie hatte die Mauer selbst entworfen, und zwar aus massivem Stahl. Trotzdem würde sie irgendwann nachgeben. Der Feind war sehr hartnäckig.
Sie sah zu dem Ballon hinauf, der jetzt hundert Meter über London stand und an dem einen verbliebenen Seil zerrte. Sie wusste, dass er die richtige Höhe erreicht hatt e – das verrieten ihr die Instrumente in der Kirche. Noch eine Minute, und alles wäre vorbei.
Sie dachte an Alex Rider, der irgendwo da oben sein musste. Alles in allem war es ein Fehler gewesen, ihn hierher mitzunehmen. Warum hatte sie das getan? Um ihn sterben zu sehen, natürlich. Sie war damals nicht dabei gewesen, als John Rider starb, und jetzt wollte sie wenigstens sehen, wie sein Sohn das Zeitliche segnete. Als Entschädigung. Deswegen hatte sie so viel riskiert, um Alex zu der Kirche zu bringen, und ihr war klar, dass die anderen Mitglieder des Vorstands ganz und gar nicht begeistert sein würden. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Die Operation war trotz allem ein Erfolg. Die Spezialeinheiten der britischen Regierung kamen zu spät.
Eine gewaltige Explosion. Die ganze Kirche bebte. Drei große Orgelpfeifen kamen polternd herabgestürzt. Dichte Staubwolken wallten auf. Die Hälfte der Monitore wurde schwarz, doch die Stahlmauer hatte gehalten. Mr s Rothman warf die Maschinenpistole weg und eilte zu einer Tür, die fast unsichtbar in die Wand einer Seitenkapelle eingelassen war. Sie gehörte zu den Leuten, die für jede Möglichkeit vorsorgte n – auch für den Fall, dass sie unbemerkt fliehen mussten.
Der
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