Alex Rider 6: Ark Angel
eine ganze Reihe anderer Anlagen in die Luft gesprengt. Natürlich wird Ark Angel sie vor erhebliche Probleme stellen. Die Station befindet sich immerhin fünfhundertKilometer hoch über der Erde. Aber das alles braucht uns nicht zu kümmern.«
Crawley stand auf. »Du hast großartige Arbeit geleistet, Alex«, sagte er. »Drevin wird dir bestimmt sehr dankbar sein. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Post dir demnächst einen dicken Scheck ins Haus bringt. Zum allermindesten solltest du aber ein paar Eintrittskarten für die nächsten Spiele von Stratford East bekommen.«
»Ich will keinen Scheck«, sagte Alex. »Ich will nur noch nach Hause.«
»Der Arzt hat gesagt, du kannst heute Abend entlassen werden.« Crawley schob sich das Diktiergerät in die Tasche. »Ich möchte dich nicht länger stören«, sagte er. »War sehr schön, mit dir zu reden, Alex. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.«
W ir sehen uns bestimmt bald wieder.
Alex dachte an diese Worte, während er in seinem Rührei herumstocherte. Glaubte Crawley wirklich, er würde jemals wieder für den MI6 arbeiten? Falls ja, befand er sich definitiv auf dem Holzweg.
Seltsam, aber er kannte mindestens ein Dutzend Jungen an der Brookland-Schule, für die ein Leben als Geheimagent wahrscheinlich der Traumjob schlechthin war. Die stellten sich das bestimmt als großen Spaß vor. Alex hingegen hatte die unangenehme Wirklichkeit kennengelernt. Er war verwundet, bedroht, manipuliert, angeschossen, zusammengeschlagen und beinahe getötet worden. Er war in eine Welt geraten, wo er niemandem mehr vertrauen konnte und wo nichts so war, wie es schien. Und er hatte genug davon. Ab jetzt würde ernicht mehr nach links und rechts schauen, und wenn das nächste Mal vier Terroristen in ein Krankenhaus kämen, um jemanden zu entführen, würde er sich einfach unter seiner Bettdecke verkriechen und weiterschlafen!
Jack Starbright hatte ihren Teller schon fast leer; Alex fiel auf, dass sie die ganze Zeit noch kein Wort gesagt hatte. Auch als sie ihn vom Krankenhaus abgeholt hatte, war sie sehr wortkarg gewesen.
»Jack, bist du böse auf mich?«, fragte er.
»Nein«, antwortete sie. Aber ihre Einsilbigkeit sagte ihm genau das Gegenteil.
Alex legte Messer und Gabel hin. »Tut mir leid.«
Jack seufzte. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Alex. Ich hab das Gefühl, ich kann nicht mehr auf dich aufpassen.« »Gehst du nach Amerika zurück?«
»Nein! Ich weiß nicht.« Sie sah ihn traurig an. »Du ahnst ja nicht, was ich in letzter Zeit durchgemacht habe. Erst erzählst du mir, du willst in Venedig Urlaub machen. Als Nächstes erfahre ich, dass du mit einer internationalen Verbrecherbande aneinandergeraten bist. Dann wirst du um ein Haar erschossen. Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, als man mir die Nachricht überbracht hat? Aber irgendwie hast du überlebt, und dann liegst du im Krankenhaus, und jedes andere Kind wäre einfach da geblieben und wieder gesund geworden. Aber nein! Du nicht! Du musst dich mit einer Entführerbande anlegen und kommst beinahe schon wieder ums Leben.«
»Das war nicht meine Schuld«, protestierte Alex. »Das hat sich einfach so ergeben.«
»Ich weiß. Das sage ich mir ja auch. Aber Tatsache ist, dass ich mir völlig nutzlos vorkomme.« Sie verstummte. »Und ichwill mir nicht beim nächsten Mal anhören müssen, dass du es nicht geschafft hast. Das könnte ich nicht ertragen.«
Alex ging zu ihr. »Es wird kein nächstes Mal geben«, sagte er. »Und du bist nicht nutzlos, Jack. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Außer dir kümmert sich niemand um mich. Und es ist nicht nur das. Manchmal denke ich, du bist der einzige Mensch, der mich wirklich kennt. Ich fühle mich nur normal, wenn ich mit dir zusammen bin.«
Jack stand auf und nahm ihn in die Arme. »Das ist ja gerade mein Pech«, sagte sie wehmütig. »Da gibt es so viele Vierzehnjährige auf der Welt, und ich muss ausgerechnet an dich geraten.«
Im Flur klingelte das Telefon.
»Ich geh ran«, sagte sie.
Alex trug die Teller zur Spülmaschine und begann, den Frühstückstisch abzuräumen. Zwei Minuten später kam Jack zurück. Sie machte ein seltsames Gesicht.
»Wer war’s denn?«, fragte er.
»Das war für dich. Ich glaub das nicht! Das war Nikolei Drevin!«
»Der hat selbst angerufen?«
»Ja. Er hat dich für heute Nachmittag zum Tee eingeladen. Er gibt eine Pressekonferenz im Waterfront Hotel und er wollte wissen, ob du auch hinkommst und dich
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