Alex Rider 6: Ark Angel
Fall.
Aber das Transparent fing ihn auf. Wie eine riesige flatternde Fahne wickelte es sich um ihn herum. Alex klammerte sich an den Stoff und stöhnte auf, als er an die Mauer krachte. Seine Füße hingen in der Luft. Unter ihm schlenkerte das abgerissene Ende der Trosse. Das andere Ende hing noch an der Dachkante, wenige Meter über seinem Kopf. Alex wartete, bis das wilde Geschaukel sich halbwegs beruhigt hatte. Dann begann er sich mühsam nach oben zu ziehen.
Unterdessen waren zwei Feuerwehrleute auf das Dach gelangt. Sie standen da und sahen zu, wie das Gebäude gegenüber nun endgültig in sich zusammenstürzte. Dann hörten sie ein Geräusch, und vor ihnen, direkt zu ihren Füßen, kroch ein Junge über die Dachkante. Sein Hemd war zerrissen, Fetzen von Verbandszeug flatterten vor seiner Brust. Sein Gesicht und seine Händen waren schwarz von Ruß. Seine Haare waren völlig durchgeschwitzt.
»Was zum ...?« Sie griffen ihn und zogen ihn in Sicherheit.
Alex sank erschöpft zu Boden. Er sah nach dem Trümmerhaufen des Gebäudes, in dem man ihn gefangen gehalten hatte. Kaum zu erkennen, dass da mal ein Hochhaus gestanden hatte. Helle Funken stoben in die Dämmerung.
»Schöner Abend für einen Spaziergang«, sagte er und verlor das Bewusstsein.
Ein wenig Ruhe
J ack Starbright machte die besten Rühreier der Welt. Das Geheimnis, sagte sie, sei es, Eier von frei laufenden Hühnern zu verwenden. Die Eier müsse man nur noch mit Butter und ein wenig Milch verrühren – und dann das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie kochte nicht gern und hielt sich an Rezepte, die man in weniger als zehn Minuten zubereiten konnte. Dieses Frühstück zum Beispiel, gelangte innerhalb von achteinhalb Minuten vom Kühlschrank auf den Tisch.
Jack häufte die Eier, gegrillten Speck, gebratene Tomaten und Toastbrot auf zwei Teller und trug alles zum Küchentisch, wo Alex saß. Es war elf Uhr vormittags, und die zwei waren in dem Haus in Chelsea, wo Alex früher mit seinem Onkel gewohnt hatte. Jack war als Studentin hierhergekommen, und statt Miete zu zahlen, hatte sie auf Alex aufgepasst, wenn Ian Rider in der Welt unterwegs war. Nach und nach war sie so zur »Haushälterin« geworden. Inzwischen war sie Alex’ gesetzlicher Vormund und seine beste Freundin dazu.
Alex trug eine Jogginghose und ein weites T-Shirt; seine Haare waren noch nass vom duschen. Seit seiner Konfrontation mit Force Three waren zwei Tage vergangen, und allmählich sah er wieder aus wie früher – Jack fiel allerdings auf, dass er noch oft seinen linken Arm massierte. Sie stellte die Teller hin und schenkte zwei Becher Tee ein.
A lex war nach seiner dramatischen Flucht sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Die Feuerwehrleute konnten gar nicht glauben, was sie da mit eigenen Augen gesehen hatten, und nahmen an, der Junge, den sie gerettet hatten, arbeite beim Zirkus. Wieder einmal war der MI6 gezwungen gewesen, die Berichterstattung der Presse zu unterdrücken. Fotos von Alex auf dem Drahtseil waren weltweit in allen Zeitungen erschienen, aber sein Gesicht war darauf nicht zu erkennen und sein Name wurde nicht genannt. Ein Krankenwagen hatte ihn weggebracht, bevor die ersten Reporter eintrafen, und um 22 Uhr hatte er bereits wieder in seinem alten Bett im St. Dominic gelegen. Er war auf der Stelle eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wachte er auf, als die Schwester – Diana Meacher – in sein Zimmer kam.
»Wie geht es dir?«, fragte sie.
»Ich bin müde«, antwortete Alex.
»Bist wirklich du das auf dem Dach gewesen? Ich hab’s gestern Abend in den Nachrichten gesehen.« Sie ging ans Fenster und zog die Jalousie hoch. »Alle reden davon – obwohl man uns gesagt hat, dass wir das nicht dürfen.« Sie kam ans Bett zurück und schob ihm ein Thermometer in den Mund. »Und diese Männer, die hier eingebrochen sind! Wir alle wissen, was du getan hast. Du bist unglaublich tapfer gewesen.«
»Danke«, sagte Alex.
»Ich an deiner Stelle würde mich vorsehen. Dr. Hayward ist stinksauer. Er sagt, er habe dich nicht stundenlang operiert, nur damit dich irgendwer ein zweites Mal beinahe umbringen kann. Er kommt nachher zu dir.« Sie zog das Thermometer heraus, sah es kurz an und sagte: »Deine Temperatur ist normal, aber das ist wohl auch so ziemlich das einzig Normale an dir.«
Später kam Dr. Hayward und er machte in der Tat nicht gerade einen fröhlichen Eindruck. Nachdem er Alex den Blutdruck gemessen und den Puls gefühlt hatte,
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