Alex Rider 6: Ark Angel
Drehtür, über der in großen silbernen Buchstaben MILLENNIUM RECEPTION stand. Sie stiegen aus.
Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto mehr stieg Drevins Anspannung. Seine Augen und sein Mund waren nur noch schmale Schlitze, und die ganze Zeit spielte er nervös an seinem Ring herum.
»Da ist ja Miss Knight«, sagte er plötzlich. Selbst heute, auf dem Weg zu einem Fußballspiel, war Drevins Privatsekretärin elegant in Bluse und Blazer gekleidet. Alex fiel auf, dass sie schwar-zrote Ohrringe trug: Wenigstens hatte sie die Farben der Mannschaft ihres Chefs nicht ganz vergessen.
»Guten Tag, Mr Drevin. Alex ...« Sie nickte den beiden zu. »Lunch wird in der dritten Etage serviert. Und hier sind Ihre Ausweise.« Sie reichte ihnen zwei Karten mit der Aufschrift ZUGANG ZU ALLEN BEREICHEN + I.
»Was bedeutet denn das I?«, wollte Alex wissen.
»Ich vermute, das heißt, dass man auch den Innenraum betreten darf«, erklärte Tamara. »Im Prinzip kannst du damit überall hingehen, nur nicht aufs Spielfeld.« Sie wandte sich an Mr Drevin. »Viel Glück für Ihr Team«, sagte sie mit einem Lächeln, das Alex ziemlich gleichgültig vorkam.
»Danke sehr, Miss Knight.«
Sie traten in ein Foyer und gingen durch ein Drehkreuz zu den zwei übergroßen Fahrstühlen. Ein uniformierter Wachmann und eine Empfangsdame beobachteten sie, als Tamara auf den Knopf neben den Aufzugstüren drückte. Schweigend fuhren sie in die dritte Etage.
Alex war sich bewusst, dass er heiligen Boden betrat. In diese Räume durften nur Manager, Vereinsvorsitzende, Trainer und Sponsoren. Es war ein großes Privileg, dass er hier sein durfte. Trotzdem fühlte er sich unbehaglich.
Drevin mochte das Gokartrennen vergessen haben, er selbst aber musste immer noch daran denken. Je besser er den Multimilliardär kennenlernte, desto unsympathischer wurde er ihm. Ein absolut wunderbarer Mensch . So hatte Crawley ihn beschrieben. Alex hingegen wusste, dass Drevin ein schlechter Verlierer war, und dem heutigen Spiel sah er mit einem unguten Gefühl entgegen.
Die Fahrstuhltür glitt auf, und sie gelangten über einen dunkel getäfelten Korridor in einen Speisesaal, in dem ein großes Büfett aufgebaut war. Kellnerinnen reichten Champagner. Im Gegensatz zu den anderen Räumlichkeiten dieses Gebäudekomplexes war die Einrichtung hier altmodisch, mit Stuckdecke und reich verzierten Milchglasfenstern. Von den beiden Großbildschirmen an den Wänden einmal abgesehen,hätte dies ein Saal aus dem neunzehnten Jahrhundert sein können.
Drevin nahm ein Glas Champagner und setzte sich an einen Tisch, an dem bereits ein halbes Dutzend Leute saßen, darunter der Clubchef von Stratford East und ein paar Spielerfrauen. Insgesamt waren etwa fünfzig Menschen in dem Raum. Alex erkannte zwei Fernsehschauspieler; sie unterhielten sich mit dem Präsidenten von Chelsea, der – anders als Drevin – einen vollkommen entspannten Eindruck machte. Eine Kellnerin gab Alex ein Glas Limonade und er nippte schweigend daran.
Plötzlich stand Tamara Knight neben ihm. »Wie gefällt dir dein Aufenthalt bei Mr Drevin?«, fragte sie.
»Gut.«
»Ich hoffe, du gehst jedem Ärger aus dem Weg.«
Was wollte sie ihm damit sagen? Alex sah ihr in die stechend blauen Augen, aber die verrieten nichts.
»Sind Sie Fußballfan?«, fragte er.
»Nein.« Tamara schien gelangweilt. »Ich habe die Fußballbesessenheit der Briten nie verstanden. Natürlich wünsche ich mir, dass Mr Drevin gewinnt. Aber sonst ist mir das ziemlich egal.«
Alex ärgerte diese Antwort ein bisschen. Wieso tat sie immer so betont cool? »Wie sind Sie denn an den Job bei ihm gekommen?«, fragte er weiter.
»Durch Empfehlung einer Agentur.«
»Macht Ihnen die Arbeit Spaß?«
»Selbstverständlich. Mr Drevin ist ein äußerst interessanter Mann.« Zu weiteren Auskünften war sie nicht bereit. Ihr Blick schweifte durch den Saal und blieb an einer attraktiven jungenFrau hängen, die soeben durch die Tür trat. Blonde Haare, schön gebräunte Haut, ein Diamantkollier und perfekte Zähne. Alex erkannte sie sofort. Es kam selten vor, dass ihr Gesicht nicht in den Boulevardzeitungen oder im Fernsehen zu sehen war.
Die Frau hieß Cayenne James und war früher Model und Schauspielerin gewesen. Dann hatte sie Adam Wright geheiratet, der in der Nationalmannschaft spielte und einer der besten Torjäger des Landes war. Wright hatte Schlagzeilen gemacht, als Drevin ihn für vierundzwanzig Millionen Pfund von Manchester United gekauft
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