Alex Rider 7: Snakehead
gehört alles zu meinen Tätigkeiten. Aber ich betreibe noch ein weiteres sehr profi tables Geschäft, dessen Zentrale ein paar Hundert Meilen von hier mitten im australischen Dschungel verstecktist. Von dort aus betreibe ich Handel mit menschlichen Organen.«
Alex sagte nichts. Er war wie betäubt.
»Weißt du, wie schwer es ist, einen Nierenspender zu finden, auch wenn man sehr reich ist und im Westen lebt?« Yu richtete die Pistole auf Alex’ Bauch. »Ich werde deine Niere für einhunderttausend Pfund verkaufen können. Du wirst die Operation über leben und nach einer Weile können wir uns deine Augen holen.« Die Pistole zielte jetzt auf seinen Kopf. »Für deine Augen bekommen wir zwanzigtausend Pfund pro Stück. Du bist dann blind, ansonsten aber bei guter Gesundheit.« Die Waffe zielte wieder tiefer. »Deine Bauchspeicheldrüse brauchst du auch nicht unbedingt. Die bringt mir weitere fünfzigtausend Pfund. Während du dich von den einzelnen Operationen erholst, zapfe ich dir dein Blut ab. Das wird eingefroren und das werde ich auch recht gut verkaufen können.
Am Ende bleibt noch dein Herz. Das Herz eines jungen, gesunden Burschen kann bis zu einer Million erzielen. Du siehst also, Alex, es bringt mir überhaupt nichts, dich zu erschießen. Ich lasse dich am Leben, weil es gut für mein Geschäft ist; und vielleicht tröstet es dich ja sogar ein bisschen, dass du, wenn du schließlich stirbst, nicht wenigen Leuten auf der Welt das Leben gerettet haben wirst.«
Alex brüllte los. Er schrie sämtliche Schimpfwörter heraus, die er kannte. Aber Major Yu hörte schon gar nicht mehr hin. Die Tür des Speisesaals war wieder aufgegangen, aber diesmal war nicht das Dienstmädchen eingetreten, sondern zwei Männer. Indonesier. Alex hatte sie noch nie gesehen. Einer von ihnen legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber Alex schütteltesie ab und stand alleine auf. Er hatte nicht vor, sich von denen hier herausschleifen zu lassen.
»Morgen Früh fliegen wir dich aus«, sagte Major Yu. Er warf den beiden Männern einen kurzen Blick zu. »Schließt ihn gut weg. Und lasst ihn nicht aus den Augen.« Er sah Alex ein letztes Mal an. »Möchtest du ein After Eight, bevor du gehst?«
Alex antwortete nicht. Major Yu gab ein Zeichen. Die beiden Männer führten ihn ab.
Ersatzteile
D as Flugzeug war eine zweisitzige Piper PA- 18-150 Super Cub mit einer Höchstgeschwindigkeit von nur zweihundert Kilometern pro Stunde – aber Alex wusste ja schon, dass sie keine weite Reise vor sich hatten. Er saß hinter dem Piloten; der Lärm des Propellers machte jedes Gespräch in dem engen Cockpit unmöglich. Nicht dass Alex etwas zu sagen hatte. Er war an Händen und Füßen gefesselt. Der Sicherheitsgurt war so befestigt, dass er an die Schnalle nicht herankam.
Er fragte sich, was dieser Kahlkopf mit dem roten Stiernacken da vor ihm für ein Mensch sein mochte – ein Mann, der für Geld einen vierzehnjährigen Jungen in den sicheren Tod flog. War er verheiratet? Hatte er Kinder? Alex überlegte, ob er versuchen sollte, ihn zu bestechen. ASIS war bestimmt bereit, zwanzigtausend Dollar oder mehr für seine Freilassung zu zahlen. Aber er bekam gar keine Chance, es zu versuchen. Der Pilot drehte sich nur einmal kurz zu ihm um – schwarze Sonnenbrille und ausdrucksloses Gesicht – und setzte dann seine Kopfhörer auf. Man hatte ihn bestimmt sorgfältig für diese Aufgabe ausgewählt. Major Yu wollte sicher nicht noch einmal einen Fehler machen.
Aber den größten Fehler hatte er schon gemacht. Er hatte Alex’ Armbanduhr übersehen: die Uhr, die auch jetzt noch alle zehn Minuten ein Notsignal an den MI6 aussandte. Odernicht? Doch. Alex wusste, das war seine einzige Hoffnung. Wenn er nicht mehr daran glaubte, dass er trotz allem immer noch diesen einen Vorteil hatte, wäre er vor Angst wie gelähmt gewesen. Was Major Yu mit ihm vorhatte, war das Übelste, was Alex jemals gehört hatte – einen Menschen zu einem Ersatzteillager zu machen. Ash hatte mit seiner Beurteilung der Snakeheads Recht gehabt, und vielleicht hätte Alex auf seine Warnungen hören sollen. Diese Leute brachten nur den Tod.
Und doch ...
Alex war die ganze Nacht und fast den ganzen Vormittag in Yus Haus eingesperrt gewesen. Bald war Mittag. Wann hatte er an gefangen, das Signal zu senden? Vor mindestens sechzehn Stunden. Der MI6 musste das Signal in Bangkok empfangen haben; um nach Australien zu kommen, brauchten sie natürlich etwas Zeit. Wahrscheinlich wussten
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