Alex Rider 7: Snakehead
sagteer. »Aber das macht nichts. So was kenne ich.« Er zeigte zum Fenster. »Du fragst dich wahrscheinlich, wie du von hier fliehen könntest. Du hast den Zaun gesehen und meinst, da kannst du rüberklettern. Oder vielleicht hast du dir überlegt, schwimmend auf dem Fluss zu entkommen. Das sieht doch ganz einfach aus, oder? Keine Überwachungskameras. Nur wir sieben hier auf dem Gelände. Ich, vier Krankenschwestern, Jacko und Quombi. Keine großen Sicherheitsmaßnahmen – das denkst du doch, richtig?
Ich muss dir leider sagen, du bist auf dem Holzweg, Kleiner. Solltest du nachts hier herumschleichen, mach dich auf Jackos Pitbull gefasst. Der heißt Spike und ist ein ganz übler Bursche. Der reißt dich augenblicklich in Stücke. Und der Zaun – der steht unter Strom. Einmal anfassen, und du wachst erst nach einer Woche wieder auf. Und an den Generator kommst du nicht ran – es sei denn, du schaffst es, den Stacheldraht durchzubeißen. Den Strom kannst du also nicht abschalten.
Und falls es dir trotzdem irgendwie gelingen sollte, hier herauszukommen, hast du auch nicht viel davon. Wir sind hier am Rand des Kakadu-Nationalparks – zwei Milliarden Jahre alt, hier herrschen noch Zustände wie zu Urzeiten. Eine Meile von hier verläuft die Grenze zu Arnhemland, aber das ist eine Meile tropischer Regenwald, durch den du niemals einen Weg finden wirst. Und wenn du nicht von einer Todesotter oder Mulga erwischt wirst, bekommst du es mit Spinnen, Wespen, Nesseln, giftigen Ameisen und Salzwasserkrokodilen zu tun.« Er zeigte mit dem Daumen zum Fenster. »Es gibt hundert Arten, da draußen zu sterben, und jede einzelne davon ist unangenehmer als alles, was wir hier mit dir vorhaben.
Bleibt also noch der Fluss. Schon sehr verführerisch, wie? Nun, Boote haben wir hier nicht. Keine Kanus, Kajaks, Flöße oder sonst irgendetwas. Wir halten sogar die Särge unter Verschluss, seit mal jemand in so einem Ding zu fliehen versucht hat. Weißt du noch, Charleen?«
Die Schwester lachte. »Er hat den Deckel als Paddel benutzt.«
»Aber er ist nicht sehr weit gekommen, Alex, und dir würde es auch nicht besser ergehen. Bald beginnt hier der Monsun, der Gunumeleng, wie die Ureinwohner sagen. Da schwillt der Fluss an und wird zu einem reißenden Ungeheuer. Etwa zehn Minuten fluss abwärts von hier kommen die ersten Stromschnellen und danach wird es noch schlimmer. Wenn du dort schwimmst, wirst du an den Felsen zerschmettert. Aber vorher bist du schon ertrunken. Und eine Meile weiter erwarten dich die Bora-Fälle. Tonnen von Wasser stürzen da fünfzig Meter in die Tiefe. Also, hast du verstanden? Du sitzt hier fest, Kleiner, basta.«
Alex sagte nichts, prägte sich aber sorgfältig alles ein, was Tanner ihm erzählte. Vielleicht verriet der Arzt ihm mehr, als er wollte. Von draußen kam ein schwirrendes Geräusch. Das Flugzeug. Er sah hinaus. Die Piper legte vom Steg ab und würde gleich starten.
»Wir werden dich nicht einsperren, Alex«, fuhr Tanner fort. »Das Essen hier ist gut, und wenn du ein Bier willst, bedien dich einfach. Fernsehen gibt es nicht, aber du kannst Radio hören und ein paar Bücher haben wir auch. Damit will ich dir sagen, dass wir dich zurzeit als unseren Gast betrachten. Demnächst bist du unser Patient. Und wenn wir einmal mit der Arbeit angefangen haben, gehst du sowieso nirgendwomehr hin. Aber bis dahin solltest du immer schön ruhig bleiben.«
»Wir müssen deinen Blutdruck überwachen«, sagte die Krankenschwester.
»Ganz recht. Und jetzt, wenn du nichts dagegen hast, schieb deinen Ärmel hoch, damit ich eine Blutprobe nehmen kann. Welcher Arm, ist egal. Außerdem brauche ich eine Urinprobe. Ich sehe schon, dass du ziemlich fit bist, aber ich brauche die Daten für den Computer.«
Alex rührte sich nicht.
»Du hast die Wahl, Junge«, sagte Tanner. »Du kannst mitmachen oder du lässt es bleiben. Aber wenn du es auf die harte Tour versuchst, muss ich Jacko und Quombi rufen. Die mischen dich ein wenig auf und binden dich fest, und dann bekomme ich sowieso, was ich will. Das möchtest du doch nicht, oder? Also immer ganz ruhig ...«
Alex wusste, Widerstand war zwecklos. Also ließ er sich, sosehr sich auch alles in ihm dagegen sträubte, von Tanner und der Schwester untersuchen. Sie prüften seine Reflexe, leuchteten ihm in Augen, Ohren und Mund, wogen und maßen ihn und nahmen diverse Proben. Endlich waren sie fertig.
»Du hast ein gesundes Leben geführt, Alex«, sagte Tanner. »Und für einen
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