Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Im Gehen wischte er sich mit seinem Taschentuch Blut von den Händen. Hinter ihm zogen zwei seiner Männer den unglückseligen Piloten weg.
»Gut, dass wir gefragt haben«, sagte Manzour. »Das Passwort lautet Selket. Ein passendes Wort, denn Selket ist die altägyptische Göttin des Todes. Sie wird auch Skorpiongöttin genannt.«
»Sind Sie sicher, dass der Pilot Sie nicht angelogen hat?«, fragte Byrne.
»Er hat mich angelogen.« Manzour faltete das Taschentuch zusammen und steckte es ein. »Aber als ich noch mal nachgehakt habe, hat er die Wahrheit gesagt.« Er wandte sich an Alex. »Jetzt hängt alles von dir ab, mein Freund. Als Vater zweier Söhne frage ich dich noch einmal: Willst du wirklich mitkommen?«
Alex nickte.
»Dann wünsche ich dir viel Erfolg.«
Die zwölf Männer stiegen in den Hubschrauber und setzten sich wie zwei gegnerische Baseballmannschaften einander gegenüber – die Amerikaner auf der einen, die Ägypter auf der anderen Seite.
Zu den Männern des Kommandos 777 gehörte ein Pilot, der sie in die Wüste fliegen würde.
Byrne gab Alex die Hand. »Pass auf dich auf.«
»Machen Sie sich um mich mal keine Sorgen«, erwiderte Alex mit einem schwachen Lächeln und stieg dann ebenfalls ein.
Die Rotorblätter begannen sich zu drehen, wurden schneller und verschwammen. Der Hubschrauber hob ab. Byrne und Manzour blieben am Boden zurück.
»Das ist also der berühmte Alex Rider«, murmelte Manzour.
»So ist es.«
»Es geht mich ja nichts an, aber ich hatte den Eindruck, der Junge steht unter Schock. Haben Sie seinen Blick gesehen?«
Joe Byrne nickte. Er hatte bereits telefonisch mit Alan Blunt in London Kontakt aufgenommen und wollte gleich nach Alex’ Rückkehr ausführlicher mit ihm sprechen – vorausgesetzt natürlich, Alex kehrte zurück. Alex hatte gemeint, er solle sich keine Sorgen machen, aber er machte sich Sorgen. Große Sorgen.
Er sah dem Hubschrauber nach, bis die Nacht ihn verschluckte. Ali Manzour legte ihm die Hand auf die Schulter und die beiden Männer gingen zu den wartenden Autos.
Salz
K natternd trug der Hubschrauber seine Last durch den nächtlichen Himmel: zwölf schweigende Männer und einen Jungen. Sie überflogen den Stadtrand von Kairo. Die Straßenlaternen blieben hinter ihnen zurück und unversehens waren sie mit den Sternen allein. Alex saß vorn beim Piloten und blickte durch die Scheibe des Cockpits. Unter ihnen erstreckte sich riesig und leer die Wüste, ein endloser schwarzer Raum. Er lehnte sich zurück. Zwischendurch döste er ein wenig.
Jemand klopfte ihm auf den Arm und er wusste sofort, dass sie angekommen waren. Wie viel Zeit war vergangen? Es konnte nicht mehr als eine Stunde sein. Lewinsky stand vor ihm. Alex las ihm die Anspannung an den Augen ab. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Sie näherten sich dem Fort mit seinen vielen Verteidigungssystemen. Wenn der Pilot sie angelogen hatte, waren sie in wenigen Minuten alle tot.
Der Bordfunk erwachte knisternd zum Leben. Eine arabisch sprechende Stimme bellte einen Satz. Der Pilot antwortete mit einem Wort.
»Selket.«
Eine lange Pause folgte. Sie schienen auf der Stelle zu schweben und keine Fahrt mehr zu machen. Dann kamen weitere Anweisungen. Der Pilot atmete sichtlich auf. Sie hatten die Freigabe zur Landung erhalten.
Unter sich sah Alex das Fort. Es war durch Hunderte von Lichtern erleuchtet und von hektischem Treiben erfüllt. Razim bereitete seine Flucht vor. Männer trugen Akten und Kisten aus den Lagerräumen über den Hof und luden sie in die Landrover und offenen Laster, die in einer langen Reihe nebeneinander parkten. In dieser Nacht hatte niemand Zeit zu schlafen. Wachen patrouillierten auf den Brüstungen und der Hängebrücke. Alle vier Türme waren bemannt, das gewaltige Tor war geschlossen. Weitere bewaffnete Männer blickten dem Hubschrauber entgegen, der sich am Himmel näherte.
Zwei Scheinwerfer gingen an und machten die Nacht zum Tag. Ihre Kegel stiegen von entgegengesetzten Ecken des Forts schräg zum Himmel auf und erfassten den Hubschrauber von zwei Seiten. Grelles Licht schien in die Kabine hinein. Lewinsky zuckte zusammen und schirmte die Augen mit der Hand ab.
Plötzlich hatte Alex eine Idee. Der Hubschrauber wurde erwartet und beobachtet. Razim war nervös, weil er so lange nichts gehört hatte. Alex würde ihm ein Zeichen geben und ihn beruhigen.
Er schnallte sich los und stand auf. Die Tür des Hubschraubers ließ sich durch einen schweren Hebel öffnen. Alex drückte ihn nach
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